Der Niedergang der italienischen Aristokratie im Geschehen der (angeblich) revolutionierenden Risorgimento, dessen Hergang die vorherigen sozialen Verhältnisse nicht weniger ungerecht behandelte wie ausklingen ließ. Hier setzt Großmeister Luchino Visconti mit „Der Leopard“, diesen drei unfassbar ausdrucksstarken, während des Hochzeitsballs gar dionysischen Stunden puren Kinos an und zeichnet sich (mal wieder) für ein überlebensgroßes (Film-)Gemälde verantwortlich, dessen sagenhafte Formvollendung nur selten noch zu sehen ist. Die prunkvollen, ornamentierten Interieurs, all die unermesslich-ästhethische Opulenz in jedem Frame, dienen dem analytischen Querschnitt Viscontis durch eine Epoche im gesellschaftlichen wie politischen Wandel. Und mittendrin ein über alles erhabener Burt Lancaster - einer der wenigen Schauspieler, die selbst einem in Topform verharrenden Marlon Brando die Stirn hätten bieten können - als Fürst von Salina, der die Transition jener Tage nicht einsehen möchte, weil der einstige Lebemann sich damit auch seine eigene Vergänglichkeit eingestehen müsste. Wie Lancaster diese schleichende Akzeptanz, dieses 'Hofieren des Todes', wie es sein von Alain Delon gespielter Neffe beschreibt, darbietet, ist (gelinge ausgedrückt) eindrucksvoll, berührend, so voller Stolz und doch bis auf die Knochen von Melancholie zerschlagen. Ein Erlebnis, in jedweder Hinsicht.