Alles knarrt und ächzt, poltert und kreischt: Das Schloss, in dem sich der übersinnliche Horror in „Crimson Peak“ abspielt, es atmet, wenn der Ostwind nur kräftig genug pfeift, es blutet Bäche, wenn der Ton aus dem Erdboden an die Oberfläche gefördert wird. Es ist beeindruckend, was Guillermo del Toro in „Crimson Peak“ auf die Beine gestellt hat – allerdings „nur“ aus optischer, aus ästhetischer Sicht. Sein unfassbarer Gestaltungsdrang kommt quasi in jedem Bild zur Geltung, das viktorianische Dekor, die herausragenden Interieurs des ehrfurchterregenden Gemäuers, del Toro findet hier eine physische Projektionsfläche, in die er all seine schöpferische Kraft fließen kann. Das schwarzromantische Märchen aber kommt über diese visuellen Reize nicht hinaus, so kühl das Blau, so giftig das Grün, so vollmundig das Rot auch gehandhabt werden mag, „Crimson Peak“ ist ein Film, der von unappetitlichen Geheimnissen berichtet, in sich selbst Mysterien genauso ostentativ ablehnt, wie dem Ganzen jedweder Ansatz von Originalität abhanden gekommen ist. In der langwierigen Tradition des Gothic-Horrors bekräftigt sich der auf die Klassiker rekurrierende „Crimon Peak“ einzig an Konventionen, seine Charaktere sind durchschaubare, uninteressante Schablonen. Nur die markante, ausgetüftelte, detaillierte Bildsprache, diese leise durch das Dach rieselnden Schneeflocken, der Kerzenschein, der zärtlich das Dunkel der Korridore aufbricht, hier spielt „Crimson Peak“ wahrlich in der ersten Liga.