Eigentlich zeigt „The First Avenger: Civil War“ eingang noch gut auf, wie blind die Avengers doch in ihrem Selbstverständnis operieren: Natürlich wird der Kopf bedächtig gesenkt, wenn Captain America, Iron Man und der omnipotenten Entourage zu Ohren kommt, dass mal wieder Unzählige ihr Leben lassen mussten, während sie ganze Landstriche in Schutt und Asche gelegt haben. Diese Verstorbenen aber bleiben eine amorphe Masse, ungreifbar, abstrakt. Man, oder in diesem Fall, Tony Stark, muss erst mit einem Einzelschicksal konfrontiert werden, muss die Tränen einer Mutter sehen, die ihrem Kind hinterher trauert, um sein Handeln nachhaltig zu überdenken. Dieses Überdenken, das Reflektieren, Besinnen, Abwägen und Meditieren, sollte die motivische Narrativ-Säule in „The First Avenger: Civil War“ sein, an der sich alles aufzieht und schließlich in einem bürgekriegsähnlichen Zustand kulminiert. Interessenkonflikte mit dem Potenzial, die Allianz der Avengers in ihre Einzelteile zu zerlegen, wurden versprochen, bleiben im Film allerdings maximal Behauptung. Die Entprivatisierung der Vigilanten, für die Iron Man einsteht, ist nur ein schwachbrüstiger Plot Point, damit sich die ganze Bagage in einem unfreiwillig komischen Schulhofgetümmel ordentlich auf die Ömme geben darf: „Du bist nicht auf meiner Seite, also bist du auch nicht mehr mein Freund!“. Bis einer heult, dann heißt es auch schnell wieder: „War nicht so gemeint, ich hab Dich immer noch lieb“. Dementsprechend gering gestaltet sich auch die emotionale Fallhöhe: Es fühlt sich durchgehend so an, als würden sich hier einige trotzig-gekränkte Kleinkinder gegenseitig die Schaufeln aus dem Sandkasten stibitzen. „The First Avenger: Civil War“ fehlt es grundlegend an Konsequenz, es fehlt ihm grundlegend an Kohärenz, Nachvollziehbarkeit und Vision, wenngleich die Set Pieces immer noch ordentlich Druck auf dem Kessel haben und die Russos sich weiterhin als Regisseure verdient machen, die ein außerordentlich gutes Auge für physische Action besitzen. Ansonsten ist dieser Auftakt der dritten Phase überladen, aufgeblasen, unsauber und nichtig. Kein angemessener Nachfolger für den verhältnismäßig starken „The Return of the First Avenger“.