Als Kathryn Bigelow noch Eier hatte. Nicht, dass sie heute an den Ansprüchen an das politisiertes Relevanzkino scheitern würde, aber es käme doch schon einem göttlichen Segen gleich, würde sich die Dame mal wieder auf ihre Wurzeln besinnen und richtig schön geradlinige, auf das berstende Spannungsmoment hin inszenierte Genre-Kracher abliefern. Wie zum Beispiel in „Blue Steel“ zu bestaunen, der sich direkt am Grenzpunkt zwischen den 1980er und 1990er Jahre wiederfindet und als stylischer Kopfsprung in die stahlblaue Nacht zur regelrechten Stimmungsgranate avanciert. Jamie Lee Curtis ist ideal besetzt in der Hauptrolle als frischgebackene Polizistin, die irgendwie in einem von Gewalt und Angst infizierten New York Fuß zu fassen versucht. Die kalte Architektur des großstädtischen Sogs spricht Bände der Entfremdung und Ron Silver wird inmitten dessen zur radikalen Anwandlung der Krankheiten, die im gesellschaftlichen Organismus grassieren. Der parasitärer Soziopath, der nur auf den entscheidenden Augenblick wartet, seinen innerlich geballten Wahnsinn endlich ausleben zu dürfen. Er ist das so bestialische wie beklagenswerte Resultat einer Zeit, die das Zwischenmenschliche zur Unmöglichkeit erklärt hat. Und Bigelow macht stetig Dampf, hat einen düster-suggestiven Neo Noir erschaffen, dem es (zum Glück) nicht um Logik, sondern um die reine Gemütsbewegung geht. Ein aufregender Volltreffer.