Filme wie Zelig fungieren bei Extremkreativlingen wie Woody Allen als Ventil. Alle albernen Gedanken, die irgendwie irgendwo mal in seinem Hirn auftauchten und auf ihre Möglichkeit gewartet haben, bekommen nun einen Platz an der Sonne. Der Grundgedanke eines menschlichen Chamäleons reicht dabei aus, um ein Schmunzeln auf die Lippen des Zuschauers zu zaubern und seine Gedankenwelt in alle möglichen Richtungen ausschwärmen zu lassen. Dieses Phänomen lässt sich auch in den ersten zehn Minuten des Films beobachten; nichts ist für Allen unmöglich. Witzige Idee wird an witzige Idee gereiht - vergessen wird dabei, dass Filme - auch (Pseudo-)Dokumentation - gewissen Regeln folgen sollten, damit sie nicht stumpfer Leere anheimfallen. Allen erzählt dabei im additiven Und dann-Und dann-Und dann-Prinzip und bleibt diesem für 50 Minuten treu. Das ist manchmal ganz nett, meistens aber unheimlich trivial und als Filmemacher gefährlich - viel zu schnell lässt sich der Zuschauer verlieren. In der letzten Viertelstunde schließlich gelingt es Allen seinem Humor doch tatsächlich Tiefgang zu verleihen. Vom Paulus zum Saulus zum Paulus wandelt Zelig innerhalb von wenigen Momenten, offenbart dabei Amerikas falsche Anbetung von Prominenten, den absurden Begriff, den dieses Land von Moral hat und und und. Hier hat Allen endlich gefunden, was in dem Film passieren sollte - die Stunde davor waren nur Versuche, im Gleichen immer noch einen drauf zu setzen. Womit er allerdings über weite Strecken kläglich scheitert.
Kritik von Smooli
Gesehen: April, 2018
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