Das hier wird kein langer Kommentar, geschweige denn eine Kritik. Es wird nur ein kleiner Text sein, der notwendig zu sein scheint. Denn mit „The Walk“, der in den Kinos spektakulär untergegangen ist, hat Robert Zemeckis vielleicht nicht den besten Film des Jahres abgeliefert, aber einen der wichtigsten. Einen Film, der es verdient hat, gesehen zu werden. Wie nicht zuletzt die Daily Show mit Trevor Noah zusammengefasst hat, 2015 war ein „shitty year“. Von Charlie Hebdo, über Paris 2.0 und San Bernardino, den Libanon, Syrien, Thailand und Mali und all den unzähligen anderen Plätzen, an denen Terror-Gefahr herrschte. Das war 2015. Natürlich nicht nur, es gab bestimmt auch positive Dinge, aber die negativen neigen doch dazu, sich eher ins Gedächtnis zu brennen. Und das weiß der neue Film von Robert Zemeckis, weshalb er sich hier eines einmaligen Stoffes bedient, um eine Geschichte zu erzählen, die das Jahr 2015 angenehmer und wachrüttelnder nicht ausklingen lassen könnte. Da die Story um den französischen Drahtseilkünstler Philippe Petit, der ein Seil zwischen den Twin Towers des World Trade Centers spannte und von der einen auf die andere Seite und wieder zurück spazierte (allein das Verfassen dieser Zeilen gibt mir schweißnasse Hände), weitestgehend bekannt ist, nimmt Zemeckis sich die Freiheit der gewitzten und leichtfüßigen Inszenierung. Er springt vor und zurück, nutzt Farbe und schwarz/weiß und vor allem bedient er sich immer wieder der Macht des Films, der es ohne weiteres gelingt, den Zuschauer an der Nase herumzuführen. Das ist wahnsinnig erfrischend, macht Spaß und hat mit Joseph Gordon-Levitt eine Charisma-Bombe als emotionales und moralisches Zentrum. Die größte Stärke des Films aber - und gleichzeitig der Punkt, weshalb der Film so immens wichtig ist - liegt in der Bedeutung, die Zemeckis der Aktion und dem Film beimisst. Die Twin Towers haben nunmehr (die Drahtseilaktion fand anno domini ’74 statt) eine andere Bedeutung für die Gesellschaft. Sie standen als ein Symbol der Macht, unerschütterlichen Stärke des freien Westens und wurden durch Terror zerstört. Zemeckis nutzt diese Türme und erzählt eine Geschichte des Mutes, der Willenskraft und der nicht erschütterlichen Lebensfreude; Werte, die zu Zeiten des (Medien-)Terrors nicht nur mir irgendwie abhanden gekommen sind. „The Walk“ ist ein Film, der zur richtigen Zeit kommt, der ein riesiger Hit hätte werden können, wenn das Publikum gewusst hätte, was es da ignoriert. Mitnichten ist es nur ein Film über einen Typen, der über ein Stahlseil balanciert. Es ist ein Film, so kitschig es klingt, über uns alle, die in einer Welt leben, in der leben selbst wie ein Drahtseilakt wirkt. Wenn ihr die Chance haben solltet, „The Walk“ noch zu gucken, dann ergreift sie.