[...] Der inflationäre Gebrauch von Jump Scares ist jedoch leider nur das kleinste Problem, das der Film hat. Man könnte fast sogar sagen, sie würden dem Film helfen, weil durch ihre laute und abrupte Natur der Zuschauer aus seinem Schlaf gerissen wird. Aber auch nur fast. Denn was der Film ansonsten liefert ist eine Unverschämtheit. War das unheimliche alte Haus im ersten Teil noch Hauptfigur und Schlüsselelement, das den Grusel und die großartige Atmosphäre mit seiner unsicheren und verunsichernden, ja geheimnisvollen Gestalt noch begünstigte, ist das Haus hier ein glatter Witz. Von Anfang an ist jede Wendung, jedes Geheimnis, jede Intrige so deutlich, uninteressant und festgefahren, dass der Grusel des Unbekannten gar nicht entstehen kann. Regisseur Tom Harper versucht das Szenario des Krieges als Motiv der omnipräsenten Gefahr nutzen. Das gelingt ihm jedoch nicht, sodass die Figuren es laut aussprechen müssen, damit der Zuschauer es weiß. Harper versucht zu zeigen, dass die größte Gefahr des Menschen immer noch in ihm selbst lauert. Das gelingt ihm jedoch nicht, sodass die Figuren es laut aussprechen müssen. Es ist fast schon beeindruckend. [...] Nach geschlagenen 60 von 95 Minuten kommt noch kein Grusel auf und danach, wenn Hopfen und Malzen eh schon verloren sind, wird versucht, ein paar Schippen draufzupacken. Was in einem Wettlauf der Erbärmlichkeiten mündet. Leider ein Wettlauf gegen sich selbst.
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