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Smooli

Kritik von Smooli

„In this world a man is nothing. And there is no other world.“
- „You’re wrong there. I’ve seen another world.“

Und was für eine Welt das ist. Eine Welt, in der Menschen im Einklang, ja, in perfekter Harmonie mit der Natur, miteinander und mit ihrem inneren Wesen leben. In der die Seele und das Gewissen ebenso rein sind wie das Wasser am weiß Sandstrand. Anfangs sind die Szenen, die am Strand mit dem Eingeborenenvolk spielen, natürlich gehalten. Später, wenn der Film sich seinem Ende zuneigt und der schmale Grat hin und wieder überschritten wurde, wirken die Szenen, in denen wir zu dem Volk und dem Strand zurückkehren, wie ein ferner Traum. Man könnte fast lachen, dass man so naiv war, daran zu glauben, man würde damit davonkommen. Mit Freiheit, Frieden und Unschuld.

Stanley Kubrick sagte über seinen Film 2001, dass er dem Zuschauer mehr Fragen als Antworten liefern wolle. Ähnlich handhabt Terrence Malick die großen Thematiken des Lebens. Denn wo scheint das Leben kostbarer als im Krieg, wenn es keine Gesetze gibt, keine Regeln gibt. Sondern nur Sekunden, in denen man atmet und Sekunden, in denen man nicht atmet, weil ein Geschoss einen durchbohrt, oder der eigene Körper dem Druck einer nachfliegenden Detonation nicht standhalten kann und in alle Richtungen verteilt wird? Nick Noltes Charakter Gordon Tall sagt, er habe sich degradiert. Dabei scheint er jedoch eigentlich keine Karriere-Entscheidung zu meinen, sondern seine Persönlichkeit. Der Krieg macht aus einem Menschen weniger, als er ist. Der Krieg nimmt und nimmt und nimmt noch mehr weg. Er nimmt dem Menschen die Seele, das Innenleben, die Persönlichkeit. Er nimmt alles, außer den Körper, denn der ist im Krieg alles was zählt.

Wo ist der Vorteil des Krieges? Wo ist der Vorteil des Lebens gegenüber dem Tode? Menschen benutzen ihren religiösen Glauben, um dem Tod das Ungewisse, das Unheimliche zu nehmen. Aber macht das Glauben noch Sinn, nachdem man im Krieg war? Im Krieg, wenn der Tod für das Land als ehrenhaft und mutig hingestellt wird. Es ist nicht ehrenhaft, irgendwo im Nirgendwo zu verrecken, um eine gute Position für die Air Force zu schaffen. Es geht auch nicht darum, den Fliegern zu helfen. Es geht darum, nicht erschossen zu werden. Sich nicht zerfetzen zu lassen. Der Brief am Ende könnte es nicht deutlicher machen.

Dadurch, dass Malick sich anfangs viel Zeit lässt, wird der Zuschauer quasi zu einem der Soldaten. Gefangen in der Unendlichkeit. Dadurch, dass Malick sich viel Zeit lässt, wirken die Einsatz-Szenen, sobald sie dann kommen, wie das reinste Chaos und um ein Weites aufregender, als man es für möglich gehalten hätte. So großartig und bombastisch viele Szenen auch wirken, so interessant wie der Film auch ist: Die letzte knappe Stunde dieses 170-Minüter ist unglaublich wiederholend und damit redundant. Das wirkt der Entfaltung des Malick’schen Werkes entgegen, weil es seiner Art, dem Zuschauer Interpretationen freizuhalten, widerspricht. Stattdessen wirkt es am Ende fast schon so, als würde Malick seinen Punkt nun doppelt und dreifach deutlich machen wollen, damit auch jeder Zuschauer das gleiche versteht, wie sein Nebenmann. Das ist nicht nur verwirrend, sondern auch schade. Zudem ist bei einem so breit angelegten Figuren-Arsenal eine schwerfällige Orientierung vorprogrammiert.

Und dennoch sticht eine Figur eindeutig hervor. Die des Nick Nolte. Dieser überschreitet nämlich den schmalen Grat ganz eindeutig. Und damit verschwindet seine Identität, genau wie die Landschaft um ihn herum, im Nebel. Wo gehört man hin, in einer Welt, in der Chaos regiert? Ist man weiterhin klar definiert, oder verflüchtigt sich das eigene Wesen? Ganz am Anfang ist ein Baum zu sehen, dessen Stamm von einer anderen Pflanze umwunden wird. Es sieht elegant, ja fast schon liebevoll aus. Wie eine Umarmung. Später erwähnt Nick Nolte diesen Baum und beschreibt die umgebende Pflanze als „würgend“. Die Natur sei gewaltsam, sagt er. Das ist der schmale Grat.
Anfangs werden die Fragen gestellt, was in uns existiere, dass wir Willens sind, anderen Leid zuzufügen. Und was daran ist so stark, dass es uns übersehen lässt, dass gleichzeitig genauso großer Schaden an uns selbst zugefügt wird? Später lautet die Frage: Woher kommt die Liebe in uns? Auch das ist der schmale Grat. Und Malick hat uns dazu gebracht, ihn zu übertreten.

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