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Schlopsi

Kritik von Schlopsi

Gesehen: August, 2015

Diese Kritik enthält Spoiler.

Wann auch immer es nun wirklich war, als das deutsche Kino sein Mojo verlor, so lässt sich dieser Tage doch ein deutlicher Trend erkennen: Das deutsche Genrekino will wieder. Es greift nach Möglichkeiten. Im Falle von Boy 7 wirkt es jedoch noch zu unentschlossen. Boy 7 ist ein Stoff, der in Buchform sicherlich (v)erträglicher ist, als in waghalsig verpackte Bilder eines Films. Die Geschichte um Sam/Boy 7 (David Kross), der plötzlich ohne Erinnerung aufwacht, von der Polizei verfolgt wird und auf ein wildfremdes Mädchen (Emilia Schüle) trifft, ist gar nicht mal soo uninteressant. Dabei beginnt Regisseur Özgür Yildirim mit einer gewagten POV-Perspektive, die mal erfrischend anders ist, aber so mit Amnesieeffekten (Unschärfe, Verwischungen, etc.) zugeballert wird, dass man froh sein kann, wenn sich die Kamera einigermaßen beruhigt und Boy 7 nicht mehr durch die grellen Lichter einer U-Bahnstation jagt. Ein Blick in den Spiegel, die Kamera wechselt und die durchgehende(!) Schräglage der Perspektive zeigt, was der Film auf drängen sein will: Er will wild sein, gefährlich, innovativ und einfach anders sein. Zugegeben, das muss man dieser Verfilmung lassen. Sie zieht ihr Ding konsequent durch. Dafür krankt es wiedermal an ganz anderen Stellen, die so typisch deutsch sind. Deutsche Filmemacher schaffen es heutzutage kaum noch, ihre Bilder für sich sprechen zu lassen. Stattdessen ergießen sie sich in lange, ausgewalzte und nichtige Dialoge. Es wird erzählt und erzählt, ohne dass dabei erzählt wird. Es wird alles besprochen, gefühlt jedes noch so uninteressante Detail in Worte gepackt, alles bis auf den kleinsten Nenner aufgedröselt. Und so wird die verwegene Kameraführung zum Alibi. Wenn man nichts zu erzählen hat, liegt es am Drumherum, die Aufmerksamkeit des Zuschauers irgendwie zu fesseln. Ihn bei Stange zu halten. Da dieses Mittel hier aber zu sehr ausgereizt wird, funktioniert auch das nicht mehr, es wirkt zu erzwungen, es wird langweilig. Und Boy 7 ist einfach langweilig. Die Höhepunkte werden an den Anfang und das Ende gesetzt, zwischendrin plätschert das Geschehen nur so vor sich hin. Selbst wenn es sich andeutet, etwas klimatisches zu sehen zu bekommen, kullert alles stur vor sich hin, wird nach einer Art zusammengeklauter Checkliste abgehakt (Spoiler: Jens Harzer als Isaak wandelt sich bspw. vom geleckten irritierenden Ausbilder zum klinisch sterilen Bond-Bösewicht) und man weiß einfach nie so recht, auf was der Film eigentlich hinausmöchte. Er nimmt sich selbst so ernst, dass die amüsanten Einschübe ins abstrus Lächerliche abdriften, traut sich was in der Geschichte und zähmt sich dann selbst wieder in ihren spannend anmutenden Ausflüchten. Kurz: Er gibt sich innovativ mit seiner Machart, das typisch deutsche Gerüst lässt sich jedoch nicht abschütteln. Über die gequälten Marotten der Figuren wird besser gleich ein Mantel des Schweigens gelegt… Und so steht am Ende wieder der Gedanke: Die Deutschen kriegen es einfach nicht mehr gebacken. Boy 7 meint es gut und das muss man ihm auch anrechnen. Aber im Endprodukt ist es nichts weiter als ein langweiliger, klischeebehafteter Genrefilm mit unzähligen lästigen Kinderkrankheiten. Wie wohl die zeitgleich entstandene niederländisch-ungarische Produktion ausschaut? Ich will es gar nicht wissen…

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