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RinX

Kritik von RinX

Gesehen: August, 2014

Diese Kritik enthält Spoiler.

Der Schnee fegt durch die kahlen Hausschluchten Harbins, eine Frau geht alleine eine sich windende Straße entlang, der Mond steht hoch und spendet doch kein Licht. Alles ist schwarz wie Kohle und schnauft schwermütig. Sie wird nun ihren Mann verraten, da sonst alles umsonst gewesen ist. Was sie dabei empfindet, bleibt unklar. Keiner wird der Bestattung beiwohnen und auch keiner wird Mitgefühl zeigen. Dafür ist kein Platz in der zerfleischenden Maschinerie aus Gewalt, Verbrechen und Korruption in einem atemberaubend schönen Moloch, der aus eigener Kraft nur noch sich selbst erhalten kann. Moralischer Verfall in lyrischer Eleganz und in Zukunt mit großer Gewissheit wesentlicher Bestandteil des Kanons der sechsten Generation. In neondurchfluteten Ecken tummelt sich der zwielichtige Abschaum, redet unentwegt vom Ausweg, säuft und fickt, während er durch das grelle Gewirr irrlichtert und unmittelbar auf den Abgrund zusteuert. Zhizhen (übersetzen ließe sich ihr Name mit Unschuld oder Keuschheit) ist kein Mensch. Vielleicht war sie das einmal, doch diese Zeit ist vorbei. Sie schläft nicht, sie isst nicht und sie liebt auch nicht. Das Jiaozi bleibt stehen und schweigend wird nur der Lippenstift erneuert, bevor sie erneut im Nebel der Großstadt verschwindet. Die geheimnisvolle, zarte Schönheit zieht Fäden, verfängt sich dabei, nur um sich schlussendlich taumelnd benommen dem Unausweichlichen hinzugeben. Betäubt vom Schmerz der Enttäuschung und erzwungener Apathie. Ein sinnlich-lakonischer Traum, der weder schön noch schlecht ist, aus dem es aber kein Erwachen gibt. Ein kurzes Aufbäumen, ein flüchtiger, nichtiger Ausbruch, der im nächsten Moment bereits erstickt. Den Willen schon vor Jahren gebrochen und des Kämpfens müde ist sie nur noch eine lebende Tote und innerlich längst so kalt wie das Eis, auf dem die Morde verübt werden. Eine bezaubernde Blume, die unlängst ihren Duft verloren hat. Das Feuerwerk am helllichten Tag als allegorischer Blick auf Chinas Gegenwart, als Metapher für etwas Phantastisches, etwas Unwirkliches, möglicherweise sogar eine Katharsis. Schön ist es anzusehen, aber doch stimmt irgendetwas nicht, kann es doch erst in reiner Dunkelheit seine schönste Seite preisgeben. Zu welchem Zweck leuchtet es nun also? Will es auf etwas hindeuten, was fehl am Platz oder entrückt ist? Böse ist hier ohnehin niemand, über solch demagogisch-primitive Kategorisierung ist man längst hinweg. Die Untergangsuhr steht für alle auf kurz vor Zwölf und zuckt im Minutentakt. Egal, tanzen wir noch ein letztes Mal.

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