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RestlessKid

Kritik von RestlessKid

The Schrottfilms that Men do

"Das Bild dessen, was Menschen Menschen antun, um sie zu peinigen, zu erniedrigen, zu vernichten, sie in krankem und gesundem Zustand auszubeuten, in ihrem Alter, ihrer Kindheit, ihrem Siechtum, und zwar ununterbrochen, in jeder einzelnen Minute – dieses Bild kann selbst dem eingefleischtesten Menschenfeind den Atem rauben, der glaubte, keine menschliche Niedertracht sei ihm fremd." - Stanislaw Lem: Eine Minute der Menschheit

Der Liquidator (The Evil that Men Do) ist der respekt- und pietätlose, ungewaschene kleine Bruder von allen Filmen, die sich ernsthaft mit der Operation Condor beschäftigen (Vermisst von Costa-Gavras, Sur von Fernando Solanas u.a.).

Ein unseriöser Film, der das Thema der Operation Condor (aus)nutzt, um eine klassische Vigilanten-Story zu erzählen, wie man Sie von Charles Bronson und vor allem vom Team Charles Bronson/ J. Lee Thompson gewohnt ist.

Unseriös, weil der Vigilantenfilm grundsätzlich eine klassistische und reaktiönäre Mentalität vermittelt; die nichts weiter als eine pervertierte Auslegung des eigentlich ohnehin schon perversen Wohlstandsevangeliums ist.

Du weißt schon, lieber Leser, das Wohlstandevangelium. Die vehemente Ignoranz sämtlicher Soziologischer, ökonomischer und psychologischer Faktoren. Der Glaube, dass alles in der Welt gerecht zugeht, dass jeder das Leben führt, das er verdient. Eine brave, anständige Lebensweise wird mit Wohlstand, Gesundheit usw. belohnt. Ein unsittlicher, unmoralischer Lebensstil wird mit Armut, Krankheit, Tod usw. bestraft.

Das Muster dieser Filme ist dementsprechend immer gleich: Anständige Bürger aus der Mittel- oder Oberschicht, werden potzblitz von irgendwelchen bösartigen Nichtstuern und Assis, vorzugsweise auch Punks, überfallen und bedroht. Da Staat und Polizei unfähig sind, die Bürger zu schützen, sehen diese sich nun gezwungen, selbst für Recht und Ordnung zu sorgen. Wenn es sein „muss“, auch mit Flammenwerfer (Exterminator II).

Und nun kommt also J. Lee Thompson daher, der selbst fleißig mitgeholfen hat, diese klassistische und reaktionäre Mentalität zu manifestieren, eine Law-and-Order-Mentalität, die zu einer flächendeckenden Paranoia beiträgt und auch dazu, dass solche Menschenrechtsverletzungen wie die der Operation Condor gemeinhin akzeptiert werden, zumindest in den USA (schließlich haben Pinochet und Co. doch auch nur für Recht und Ordnung gesorgt, oder etwa nicht?!) und versucht, den Vigilantenfilm mit dem politischen Film zu verknüpfen, will sein Machwerk vielleicht sogar als Statement gegen Unterdrückung und Folter verstanden wissen. Und zwar dadurch, dass diese real existierende Brutalität mit ebenso konsequenter und zynischer Kino-Brutalität beantwortet wird.

Eine gewisse Ehrlichkeit kann dem Film nur in den ersten Minuten bescheinigt werden. Dr. Molloch doziert vor einer Gruppe Militärs über die Natur von Folter:

„Meine Herren, Folter als politisches Instrument stellt nicht mehr die rohe und brutale Informationsgewinnung von jemandes Feindes dar. Sie hat sich zu einer subtilen und raffinierten Spezialität entwickelt, durchgeführt mit medizinischer und wissenschaftlicher Präzision. Körperlicher und seelischer Schmerz werden in unerträglichen und doch konrollierten Mengen verabreicht, um Willen und Geist des Opfers zu zerstören, während der Körper sich an das Leben klammert. Nun dieser Prozess kann Wochen, sogar Monate dauern, während derer das Subjekt in einer delikaten, sagen wir, albtraumhaften Schreckensexistenz gefangen gehalten wird.“

Und demonstriert gleich am lebenden Objekt, in dem er einen systemkritischen Journalisten mit Elektroschocks zu Tode foltert. In einer späteren Szene entgegnet er noch, auf seine Menschenrechtsverletzungen angesprochen, lapidar: „Menschenrechtsverletzungen? So etwas gibt es nicht. Es gibt nur die Sicherheit des Staates und diejenigen, die sie untergraben.“ An sich gibt dieser Satz das Rechtsempfinden der Juntas korrekt wieder. Aber trotzdem sollte das nicht über die Fragwürdigkeit dieses Films hinwegtäuschen.

Allerdings: Obwohl die Folterszene eine wohlkalkulierte Effekthascherei ist, sitzt der Schock beim Betrachten dieser Szene (und später auch, wenn Zeugenaussagen von weiteren Folteropfern vorgespielt werden,) tief. Vor allem, wenn man bedenkt, dass diese Folterpraktiken der Wahrheit entsprechen. Schockierender noch, wenn man bedenkt, dass selbst die Darstellung im Film noch zu sanft ist. Und Schock ist im Grunde doch auch eine Form der Empathie.

Wenn der Film also dazu beiträgt, die Neugier des Zuschauers zu stärken und ihn dazu bringt, sich tiefer mit der Thematik zu beschäftigen und sich die ernsthaften Filme anzusehen (Vermisst, Sur, Tage wie Nächte u.a.) will ich in diesem Fall doch nicht ganz so streng sein und dem Film eine gewisse Existenzberechtigung nicht absprechen.

Sind Filme wie Inglourious Basterds, Das dreckige Dutzend, (John) Rambo usw. denn in gewisser Weise nicht auch fragwürdig in Ihrer (Aus)nutzung des jeweiligen historischen Kontextes? Na also, dann darf es auch so einen Film wie Der Liquidator geben. Besser wäre es natürlich, wenn es für solche Filme keine realen „Inspirationen“ geben würde.

Aber die Bosheit des Menschen kennt keine Grenzen. Ach Mann, Mensch! Du könntest so ein liebenswertes, nettes, putziges Lebewesen sein...

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