Über die Frage, ob Paul Verhoeven ziemlich genau wusste, wie polarisierend sein "Showgirls" beim Publikum ankommen würde oder ob ihm nicht bewusst war, was er da überhaupt für ein Werk hervorbrachte, lässt sich genauso ausgiebig diskutieren wie über die Frage, was dieser Film überhaupt sein will. Der Werdegang der attraktiven, naiven Nomi (grenzwertig und überzeugend zugleich von Elizabeth Berkley gespielt), die nach Las Vegas aufbricht, um als Tänzerin groß rauszukommen, ist wahlweise ein platt geschriebenes, hölzern gespieltes Erotikfilmchen, das zwischen all den blanken Brüsten, verschwitzten Körpern, heißen Tanzeinlagen und zickigen Intrigen gerne noch dramatische Zwischentöne unterbringen will, oder aber eine raffinierte Dekonstruktion des oberflächlichen, chauvinistischen Blickwinkels auf das glitzernde Showgeschäft, die mit plakativsten Mitteln sämtliche Elemente freizügig und lüstern ausstellt, welche im Gegenzug kritisiert werden. Wie man den Film nun lesen mag, bleibt jedem selbst überlassen. Fest steht aber, dass der Regen aus goldenen Himbeeren, der auf "Showgirls" eingeprasselt ist, in keinem Verhältnis zur frechen, energetischen Machart steht, die der Regisseur in sein Werk gesetzt hat und die stellenweise zu unwiderstehlichen Sequenzen führt, bei denen man die Augen kaum vom Geschehen abwenden kann und förmlich am Bildschirm klebt. Verhoeven hat einen Blockbuster gedreht, den es in derartig frivoler Form selten gibt. Erotik, Trash, Satire und Drama vereinen sich zu einer Hülle, die typisch für den Regisseur Skandal und Provokation gleichermaßen hervorruft. Bisweilen ist das Ganze etwas zu ausufernd geraten und ergötzt sich sehr ausgiebig am eigenen Spiel aus Glamour und Fassade, doch der Wandel hin zum Abgründigen im letzten Drittel gelingt, wobei das eigentliche Ende die Krönung darstellen dürfte. Nach einer bizarren Versöhnung zeigt die letzte Einstellung ein Straßenschild, auf dem Los Angeles als nächstes Ziel zu erkennen ist. Nach dem Showbusiness in Vegas wartet mit Hollywood direkt die nächste Traumfabrik. Dieser Traum ist also noch lange nicht zu Ende.