In den 60er und 70er-Jahren hielt Bankräuber Jacques Mesrine Frankreich regelmäßig in Atem. Er floh mehrere Male aus Hochsicherheitsgefängnissen, tötete bei seinen spektakulären Bankrauben zahlreiche unschuldige Personen und schaffte es dennoch, in der Öffentlichkeit zumeist als moderner Robin Hood und ehrenwerter Gangster gefeiert zu werden. Von der Polizei wurde er offiziell als Staatsfeind Nr. 1 ausgerufen.
Das vierstündige und in zwei Teile getrennte Biopic berichtet eben von jenem Zeitraum im Leben von Mesrine, in dem er auch in der Öffentlichkeit stets ein Thema war. Solch ein Werk steht und fällt natürlich mit dem Hauptdarsteller – und wen hätte Frankreich da besseres im Angebot als Vincent Cassel (Black Swan, Die purpurnen Flüsse, Pakt der Wölfe)? Er schafft es, dass man dem willkürlich mordenden, Frauen schlagenden, cholerischen Mesrine nicht pausenlos die Krätze an den Hals wünscht, sondern bei seinen Taten gespannt und aufmerksam mitfiebert. Cassel transportiert das Charisma auf die Leinwand, das Mesrine gehabt haben muss, um solch einen öffentlichen Ruf zu genießen. Zusammen mit Regisseur Richet und den zahlreichen Nebendarstellern (u.a. Gérard Depardieu) schafft er es, dass in den vier Stunden keine Langeweile aufkommt. In meinen Augen deutlich stärker als der – nicht nur vom Namen her – vergleichbare „Public Enemies“ von Michael Mann.