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Malinche

Kritik von Malinche

Gesehen: Januar, 2004

Bei Nacht und Nebel flüchtet Pilar (Laia Marull) mit ihrem neunjährigen Sohn Juan (Nicolás Fernández Luna) von daheim zu ihrer Schwester Ana (Candela Peña). Sie flieht vor dem Mann, den sie liebt und fürchtet - ihrem Ehemann Antonio (Luis Tosar), der sie in den neun Jahren ihrer Ehe immer wieder geschlagen und gedemütigt hat. Jetzt will Pilar sich befreien und ein neues Leben beginnen. Aber Antonio will sie nicht gehen lassen. Er fleht sie an zurückzukommen und beginnt mit einer Therapie, um seine Gewaltausbrüche in den Griff zu bekommen. Pilar lässt sich darauf ein, ihm eine weitere Chance zu geben. Gleichzeitig aber findet sie in der Ausbildung zur Museumsführerin neue Erfüllung. Die Liebe zur Kunst der alten und neuen Meister beflügelt sie. Besteht also Hoffnung auf ein glückliches, harmonisches Familienleben? .... Schwer zu sagen, was man von einem Film über häusliche Gewalt erwartet. »Te doy mis ojos« von der Regisseurin Iciar Bollain ist auf jeden Fall anders. Er ist meistens ruhig, nicht aufdringlich, aber er berührt. Iciar Bollain präsentiert uns die einfühlsamen Porträts zweier Menschen, die sich zwar lieben, zwischen denen aber ein Abgrund klafft, den sie nicht überwinden können. Pilar ist unsicher und verzweifelt, sie hat Angst vor ihrem brutalen Ehemann, gleichzeitig aber liebt sie ihn oder doch eher den Mann, den sie damals geheiratet hat und mit dem sie ganz persönliche Geschenke ausgetauscht hat, er hat ihr seine Hände geschenkt und sie ihm Nase und Ohren - und in einer Szene des Films wird sie sich ihm ganz schenken, ihren ganzen Körper einschließlich ihrer Augen mit den Worten »Te doy mis ojos« (»Ich gebe dir meine Augen« – nur unzureichend übersetzt im deutschen Filmtitel »Öffne meine Augen«). Trotz ihrer Gefühle ist sie hilflos und verloren und erst in der Kunst findet sie neues Selbstbewusstsein und Kraft. Antonio liebt seine Frau ebenfalls, aber er ist jähzornig und trotz der Therapie nicht fähig, sich unter Kontrolle zu halten. Sein Porträt ist besonders einfühlsam gezeichnet, denn Stück für Stück lernen wir die Gründe kennen, die ihn zu seinen Gewaltattacken treiben: der Zorn kommt von der Eifersucht und dem Misstrauen, die ihrerseits von seiner grenzenlosen Angst herrühren, Pilar zu verlieren, an jemanden, der ihr mehr bieten kann als er. Er lebt in einer anderen Welt als seine Frau und er ist nicht fähig, viel Verständnis für sie aufzubringen, und trotzdem versucht er in ungeschickter Zärtlichkeit, seine Brutalität durch kleine Geschenke wieder gut zu machen. Um Pilar und Antonio herum gruppieren sich ihre Familien, Pilars Schwester, die nicht fähig ist, ihr zu helfen, die Mutter (Rosa María Sardá), die nichts von den Leiden ihrer Tochter wahrhaben will, Antonios affektierter Bruder, aber auch Rosa (Kiti Manver) und Lola (Elisabet Gelabert) aus dem Museum, die Pilars Freundinnen werden. Es ist gut zu verstehen, warum dieser Film in Spanien großen Erfolg hatte. Er ist schlicht, aus dem Leben gegriffen, aber vor allem emotional. Wir leiden mit Pilar, wir fürchten uns mit ihr vor dem unberechenbaren Antonio, wir leiden aber auch mit Antonio, der seinen eigenen Ausbrüchen hilflos gegenüber steht und bewusst alles kaputt macht, was er liebt. Wir lernen auch andere Männer aus der Therapie kennen und stoßen auf die klassischen Missverständnisse zwischen den Geschlechtern. Wir hoffen für Antonio und Pilar, dass sie zusammen einen Ausweg finden, und wünschen es uns gleichzeitig für beide alleine, obwohl wir sehen, dass es im Grunde keinen Ausweg geben kann. Antonio ist eine tickende Zeitbombe, die immer wieder aufs Neue explodiert. Bollain zeigt uns einige seiner Wutausbrüche, in denen er Pilar beschimpft und beleidigt, und nur eine - und zwar die entscheidende - Szene, in der er handgreiflich wird. Doch das, was er ihr schon angetan hat, schwebt im gesamten Film unsichtbar über den Schauspielern, wir sehen es in Pilars Augen, wir erahnen es in ihren ängstlichen Bewegungen und wir finden es Schwarz auf Weiß auf den Dokumenten vom Krankenhaus. Fazit: Ein wundervoller, eindringlicher Film mit großartigen schauspielerischen Leistungen, überraschend und berührend vom Anfang bis zum Ende.

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