"Fast & Furious 6" ist selbstmotivierte, lustige Scheiße. Manchmal unterhaltsam, manchmal nervig, manchmal einfach nur langweilig.
Wenn am Anfang die Kamera wie ein Turbojet über zwei rasende Karren fliegt und mit raschen Schnitten und zackiger Musik die Stimmung auf 200 Km/h getrieben wird, entwickelt man schon so die eine oder andere Erwartung. Einen durchgestylten, blanken Actionfilm. Heiße Karren, harte Schläge, geile Bräute. Tauglich für die einmalige, spaßige Couchsitzung.
Leider aber will der Streifen eine Geschichte erzählen. Und wo andere Filme fürs ignorieren dieser Aufgabe gescholten werden, hätte ich es diesem von Anfang an abgeraten, überhaupt den Versuch zu wagen. Denn dies hier Story zu nennen, ist schon ein Satz zu viel. Es ist, als hätte man Anfang, Mitte und Ende jeweils von einem beliebigen B-Movie übernommen. Als Streckungen dieser höchst unangenehmen Droge müssen dann so dermaßen lange Krabumm Sequenzen herhalten, dass einem schlecht wird.
Und das ist noch nicht mal das Schlimmste. Diese Kreuzungen zwischen Musikvideo, Autowerbung und inszenatorischer Schizophrenie sind, trotz dass man sie nach ein paar Sekunden aus dem Gedächtnis gelöscht hat, ab und an noch recht launig.
Schrecklich wird es erst in den ruhigen Szenen. Diese kläglichen Versuche der filmischen Stichwortsammlung Leben einzuhauchen, stellen Darsteller wie z.B. Vin Diesel als schauspielerisch gesehene Nichtskönner bloß und langweilen zu Tode. Erstaunlicher Weise weiß hier einzig der muskelgemeißelte Dwayne Johnson einen minimalen Hauch von Charisma zu versprühen.
Das ändert nichts daran, wie lieblos mit den Figuren umgegangen wird. Sie verhalten sich, wie vom Autoren ausgespielte Bauern auf einem Schachbrett. (Und das ist noch eine sehr gnädige Beschreibung. Ma könnte fast meinen, die Verantwortlichen können nicht mal Schach spielen)
Die Leute wechseln munter die Seiten (gibt ja nur die Jäger und die Bösen, Polizisten sind dann sowas wie die Idioten in der Metaebene). Einfach mal so, wie in einem Kinderspiel. "Ich find euch doof, ich verrate euch und spiel‘ mit den Cooleren."
Dabei kann von Beziehung oder Chemie zwischen den austauschbaren Pappaufstellern selbstverständlich keine Rede sein. Der bescheuerte Humor ist, wenn chemisch, allenfalls Giftmüll. Statt gut gemeintem Schmunzeln gibt's wohl spätestens beim dritten Spruch nur noch Fremdschämen.
Kein Wunder also, dass nicht mal der verkrüppelte Schatten einer Bindung zum Zuschauer eingegangen wird. Da ist es einem auch total egal, wenn mal jemand abkratzt. Stirbt eine(r), wird halt schnell mal eine "Nein!!!"-"Nicht!!!"-alles-ist-total-dramatisch- Sequenz zusammengeschnibselt. Bei der klischeehaften Musik könnte man sich doch glatt fragen, ob die für sowas automatische Schnittabfolgen und Soundtrack gespeichert haben.
Kaum zu glauben, dass ich dem Zeug noch in irgendeiner Form hinterher weine. Wäre ja eigentlich der perfekte Schrott zum nachträglichen Abfeiern der Dämlichkeit, sprich humorvolle Verarbeitung. Allerdings gab es da tatsächlich und ohne Frage immer wieder ein wenig nette Unterhaltung.
Dieser ungehobelte Blödsinn hat ein paar Tricks unter der Motorhaube. Denn ganz ehrlich. Wenn die Kameralinse über der Autobahn die Wolken schrammt, die Reifen quietschen, der Asphalt raucht, die Fäuste krachen, die Ladys mit den Kurven wackeln und die Mucke aufdröhnt. Da kommt verdammt nochmal Stimmung auf!
"Fast & Furious 6" macht Spaß und fühlt sich an wie Dreck. Er langweilt beinahe zu Tode und hält sich dabei für wichtig. Er krankt an seiner aufwändig beknackten Inszenierung, wie er auch an ihr profitiert.
Mit halber Laufzeit, halbem Ernst und doppeltem Schauspieltalent wäre vielleicht was draus geworden.