Gesehen im Rahmen des 11. HARD:LINE Film Festival.
Die berühmte Schere zwischen Arm und Reich geht inzwischen auch hierzulande unübersehbar immer weiter auseinander, verglichen mit einheimischen Verhältnissen ist diese in gewissen Ländern aber schon gar nicht mehr wirklich existent. Es herrscht ein natürliches Ungleichgewicht, soziale Ungerechtigkeit ist praktisch selbstverständlich. Vielleicht auch deshalb sollte man die Prämisse von „Propriedade“ gar nicht so sehr als wirklich sozialkritischen Beitrag betrachten, denn trotz dieser Fußnote handelt es sich in erster Linie um handfestes Genre-Kino, dass sich besonders aufgrund dieser Tatsache relativ gut mit dem inzwischen zum kleinen Kultfilm erhobenen „Eden Lake“ von 2008 vergleichen lässt. Auch dieser hat zwar eine Hauch Sozialkritik in sich, das ist aber eindeutig nicht die Stärke des Films und würde man ihn darauf reduzieren, würde er nur plakativ in der Gegend versauern. Viel relevanter für die Effektivität des Films ist es doch, wie Situationen unkontrolliert eskalieren können und irgendwann schlicht der Point Of No Return erreicht ist, an dem es auch abseits jedweder Moral oder besseren Wissens es nur noch eine Richtung geben kann: selbst untergehen oder es bis zur letzten Konsequenz durchziehen. Dieses auswegloses wie schonungsloses Szenario (das übrigens schon im letzten HARD:LINE Jahr mit „Soft & Quiet“ sehr stark vertreten war) verwendet Regisseur Daniel Bandeira erschreckend nachvollziehbar, ohne damit für eine Partei Position zu beziehen. Das Handeln der Personen bleibt aus ihrer Warte logisch und es bedarf nur der ein oder anderen falschen Entscheidung, um die Lage für alle in Verderben zu stürzen. Der soziale Kontext ist dabei kaum mehr als (zumindest schlüssiger) Aufhänger, die Entwicklung von toxischer Gruppendynamik unter extremen Bedingungen ist deutlich essentieller und könnte so auch überall anders angewendet werden. Handwerklich enorm stark vorgetragen ergibt sich daraus beklemmendes, gut gespieltes, knackig-erschütterndes Survival-Kino mit guten Einfällen, das ist lediglich im Schlussakt vielleicht ein Stück zu redundant daherkommt, dafür mit einem echten Magenschwinger den Deckel draufmacht.