"Gott kennt Gnade, er nicht."
Zur Ouvertüre gibt's ein "Thai-Stick-Fighting". Eine Art Arena, Krach, ein Muskelprotz von hinten. "Mad Max II" und manche Bonds lassen grüssen; macht ja nichts. Musiktusch, Spannung, der Muskelmensch dreht sich zur Kamera. Sylvester Stallone sieht so bescheuert aus mit seinen Löckchen, seinem unnatürlichen Pumping-Iron-Busen und seinem dümmlichen, immer etwas debilen Gesicht, das wohl grimmig und furchterregend sein soll, daß man gleich weiß: Es darf gelacht werden. Dieser Typ ist unüberbietbar lächerlich, und die Komik von "Rambo III" entsteht aus der etwas beklemmenden Tatsache, daß er das als einziger offenbar nicht weiß. Unfreiwilliger Humor in Serie.
Sly oder die falschen Spekulationen. Während die Sowjets Afghanistan räumen, beschwört der letzte kalte Krieger, sonst immer dem Pentagon und dem Weißen Haus einen Schritt voraus, das Reich des Bösen in einem beendeten Krieg. Während Ronny längst in Moskau seinen ehrenvollen Platz im Geschichtsbuch zu retten versuchte, erscheinen Interviews seines Vasallen Sly, man müsse die Welt "wachrütteln", dieser "ungerechte, ungerechtfertigte Krieg" dürfe nicht hingenommen werden (Vietnam, siehe "Rambo I" und "Rambo II", war natürlich gerecht und gerechtfertigt), nie würden die Sowjets freiwillig aus Afghanistan abziehen. Falsches timing, Falsche PR, peinlich, peinlich.
Was Stallone hier in Israel, Thailand und Kalifornien für 40 Millionen (TIME vermutet über 60 Millionen) Dollar zusammengeschustert hat, sieht wie ein billiges B-Picture aus. Backe, backe Kuchen in der Wüste. Skript, Engagements, Regie, Schnitt, Vermarktung, alles entschied Superstar Rammbock diesmal selbst; er ließ auf der Suche nach eingeschlichenen Terroristen die gesamte Crew filzen, er feuerte den ersten Regisseur Russell Mulcahy ("Highlander"), dann nacheinander zwei Kameraleute, Stuntmen, Darstellerkollegen.
"Ein Gott ließe Gnade walten, Rambo nicht". Der klinische Befund für sowas heißt wohl Größenwahn. Daß ihn bei den Dreharbeiten ein Helicopter fast vom Pferd rasierte, daß ihn Khomeini laut CIA in Israel entführen wollte, steigerte wohl noch seine Selbstüberschätzung. Durch einen Ring von sechs bewaffneten Leibwächtern und einen Kordon des israelischen Militärs rund um dasTeam sieht die Welt anders aus. Armer Sly.
Natürlich ist sein Klischee-Feindbild von einer sadistischen Killerbande austauschbar - in Vietnam saßen GIs in den Hubschraubern und mähten, wie hier die Sowjets, wehrlose Männer, Frauen und Kinder nieder. Natürlich hätte er die Landschaften für seinen Film auch in Nevada oder Arizona gefunden - Israel macht sich aber besser für Vorausgeschrei, und die sowjetischen Panzer, Waffen und Jeeps, von den Israelis erobert und dem US-Star zur Verfügung gestellt, sanktionieren auch gleich noch, was die israelische Armee zu der Zeit so treibt. Rambos reaktionäre Polit-Botschaften haben sich nicht geändert.
Der abgehobene Komiker wider Willen sieht das anders. "Rambo", verkündet er, "ist von der dunklen Seite des Unterbewußtseins". Tusch. "Er ist immer auf der Suche nach dem Grund für seine Existenz." Noch ein Tusch. Tatsächlich hat dieser Faustus mit dem sichtlich unterentwickelten IQ seine dunklen Seiten. So gibt es in jeder Rambo- und Rocky-Posse die obligatorische Offerte an die Sado-Maso-Freaks. Wenn sich Sly diesmal in einer langen, sinnig-symbolischen Sequenz eine tiefe Wunde (!) in der sehnigen Lende (!) durchbohrt (!) und das Loch (!) auch noch mit einem glühenden Stock (!) ausbrennt, dann nimmt er den Spruch Fuck yourself! vielleicht doch etwas zu wörtlich. "Ei du kleines Schweinderl", mag man da mit Horvath fragen, "hat's denn wenigstens Spaß gemacht?" - Seiner verzerrten Visage und dem höchst wollüstigen Gestöhne nach: ja. Dem geplagten Zuschauer dagegen: eindeutig nein. Und wenn er doch nur nicht so unnachamlich dämlich aussehen würde; auch da dabei.
Kurzer Dialog noch gefällig?
Afghane: "Was ist das?"
Rambo: "Blaues Licht."
Afghane: "Und was kann es?"
Rambo: (nach kurzer Pause des innehaltens) "Blau leuchten."
Fazit: Stallone mit Tante-Trulla-Frisur im vorweggezogenen 80er Jahre Expendable. Geeignet nur für Testosteron müffelnde Achsel-Actionfans.