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Gertschi

Kritik von Gertschi

„Sex mit „Popozogolou": zum Erschießen komisch

Traurigkeit frißt die Hetz auf, wenn „Monty Python"-Regisseur Terry Jones die wahre Geschichte der Londoner Puffmutter Cynthia Payne (bewußt) halbwahr erzählt. Eine höchst vergnügliche Komödie, die ein brenzliges Thema, nämlich Sexperversionen, deren Vermarktung und Betreung, so geschickt ins Bild bringt, daß nie Peinlichkeit aufkommt und die so naheliegende Pornographie nicht im allerentferntesten.

Die alten Geilspechte, die ins Bordell ihre Sau tragen, sind zum (Er-)Schießen komisch. Und die Sex-Kreation „Popozogolou" müßte mir zumindest ein angenehmes Lächeln verschaffen. Doch ich schau' nachdenklich drein. Ein hundsgemeiner Film, als Puff-Komödie verkleidet und ist (Gott sei Dank) viel mehr: Wie Puffmais platzt er auf, wenn's ein bissl heißer wird, und präsentiert - Scheinheiligenscheine.

Denn Cynthia Paine, die echte, mußte für ihre Wohltaten ins Gefängnis. Ihre Kunden aber, Anwälte, Ärzte, Richter, Minister, lassen sich jetzt halt in einem anderen geheimen Freudenhaus in den Hundezwinger sperren und jauchzen im Schulmädchenrock. Julie Waters ist Cynthia Payne. So lebendig wie sie. So schrill wie sie (auch wenn's im Ohr wehtut). Ihr gebührt das meiste Lob. Der Film hat ihn verspielt: Zu schlaff hängt er manchmal zwischen den Höhepunkten herum.

Mitgemischt haben bei der anrüchigen Komödie Meister ihres Faches. Terry Jones war schon bei der legendären Truppe Monty Python verantwortlich für die schrillsten Gags. Drehbuchautor David Leland schrieb für „Made in Britain" und „Mona Lisa" über Englands red-light-districts, und Produzent Tim Bevan stellte mit „Mein wunderbarer Waschsalon" seine glückliche Hand für kleine Komödien unter Beweis. Nicht zu vergessen Roger Deakins als Cinematographer.

Das alles  hätte aber sicherlich nicht gereicht, wenn da nicht Cynthia Payne gewesen wäre. Madame Cynthia, wie die „Florence Nightingale des Pensionärsex" genannt wurde, beherrschte anfang der Achtziger die britischen Schlagzeilen. Ihr viktorianisches Haus in der Londoner Ambleside-Avenue im bürgerlichen Stadtteil Streatham galt Britanniens reifen Gentleman lange als Geheimtip. Richter, Banker, Prediger, sie alle vergnügten sich hier bei Pornos, Sex und hüllenlosem Ringelpiez.

Waren die Herren dann vom Liebesspiel erschöpft, servierte die aufmerksame Gastgeberin Miss Payne Rührei, Toast und Tee zur Stärkung der matten ... äh ... Glieder. Am 6. Dezember 1978 hat dann allerdings die hiesige Sittenpolizei dem lieblichen Treiben kraft Gesetzes ein unverhofftes Ende bereitet.

Fazit:
Bordelllustspiel ... very british. Eine sanfte und zutiefst mitfühlende Komödie , die gut gealtert ist und einen besseren Ruf verdient. Der Gewinn für das Publikum ist die Entdeckung, daß in Sex auch Komik steckt - zumindest in England.

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