Bei Kull handelt es sich, wer hätte es bei dem Titel gedacht, um einen Barbarenfilm. Die Hauptrolle übernimmt Kevin Sorbo, welchen man wohl in erster Linie als den „Ferseh-Hercules“ aus „Hercules-The legendary Journeys“ oder eben seinen zuvor abgedrehten Hercules-Filmen kennen dürfte. Die Handlung in aller Kürze angerissen:
Kull wird mehr oder minder versehentlich König, was diversen Personen nicht passt und die ihn daher mit Hilfe einer bösen Hexe wieder „stürzen“. Da Hercules…äh Kull die bevorstehende Schreckensherrschaft nicht zulassen kann, muss er sich etwas einfallen lassen.
Hätte der Film bzw. der titelgebende Held nicht einen anderen Namen, so könnte man glatt meinen es mit einem weiteren Ableger der Herkules-Reihe zu tun zu haben. Unser Barbar ist nämlich ein echt netter Typ und hat so gar keine schlechten Züge an sich. Er ist quasi ein „Held“ ohne Ecken und Kanten, der nur das Beste für seine Mitmenschen möchte…langweilig. Wer also einen Protagonisten a la Schwarzenegger in Conan sehen möchte, der ist hier falsch. Gleiches gilt für Leute (also vermutlich 90% jener, die über den Film stolpern) die bei einem Barbarenfilm an Sex, Gewalt, Blut und Brüste denken. Denn der Film ist (leider) recht familienfreundlich inszeniert und könnte glatt im Nachmittagsprogramm im Anschluss an die oben genannte Serie Hercules oder Xena laufen. Barbarisch geht es hier nämlich nicht zu. Die Kämpfe laufen fast ausschließlich unblutig ab und nackte Brüste gibt’s gar keine, nicht mal beim äußerst züchtigen Liebesspiel…sind wir hier bei einem Barbarenfilm oder bei Rosemunde Pilcher?! Insgesamt wirkt Hercules…äh ich meine Kull der Eroberer irgendwie gebildeter und weit weniger plump als andere seiner Kollegen. Dafür aber auch weitaus weniger interessant.
Die Figuren sind natürlich Abziehbilder. So zum Beispiel der wie bereits erwähnte strahlende Held; der Priester, welcher nicht töten darf; die gute Wahrsagerin, welche als Sklavin gehalten wird; die hinterlistigen Thronanwärter usw. Der Film ist durchzogen von seichten Comey-Einlagen die sich irgendwo auf dem Niveau von…naja ich gebe einfach mal ein Beispiel: Ein Kamel furzt worauf hin eine Wache zur anderen sagt „irgendwas stinkt hier“ was mit der Antwort „ich bin das nicht gewesen“ quittiert wird. Die Actionszenen sind teilweise mit unpassenden rockigen Gitarrenriffs versehen und irgendwo auf dem Niveau der, wer hätte es gedacht, Hercules-Filme/Serien. Toll ist das nicht, aber ein großer Teil der Barbarenfilme macht es ja auch nicht besser. Gleiches gilt für die Sets, welche sogar etwas weniger nach Pappmache aussehen, als es bei vielen der B- und C-Barbarenfilmen der Fall ist.
Was dem Film jedoch gut tut ist, dass Kull nicht der „Überfighter“ ist. Wo Conan und Konsorten alles kurz und klein hauen und alles und jeden mühelos im Vorbeigehen niedermetzeln, hat Kull immer wieder Probleme. Er ist zwar durchaus stärker und versierter im Kampf als der Ottonormalbewohner der Fantasiewelt, aber er muss bei mehreren Angreifern fliehen, geht auch hin und wieder zu Boden und verliert auch mal Kämpfe.
Wer Kevin Sorbos bisherige Hercules-Laufbahn mochte, kann wohl getrost einen Blick riskieren. Wer es bevorzugt, dass es in einem Barbarenfilm barbarisch zugeht, der lässt evtl. besser die Finger von Kull.