Rules – Sekunden der Entscheidung“ stellt die interessante Frage, wie man in einer Extremsituation (nicht) handeln soll, wie verschiedene Interessensgruppen Einfluss auf Prozesse nehmen können, wie schwierig es ist, ein richtiges Urteil zu bilden und wie manch ein Filmkucker nur das sehen will, was er sehen will, ohne wirklich alle Fakten mit einfließen zu lassen.
Der sehr zwiespältige und eigentlich schon sehr bedenkliche Charakter von Samuel L. Jacksons Figur kriegt Gesellschaft von Tommy Lee Jones, Guy Pearce oder Ben Kingsley, die mit ihren Figuren ebenfalls alle nicht rein positiv da stehen. Hin- und hergerissen zwischen Pflicht und Moral. Die Schauspieler machen ihren Job ordentlich, angemessen, bei weitem nicht herausragend, dafür fehlen auch ehrlich gesagt die Momente. Emotional ist der Film in Ordnung, spannend dafür umso mehr. Immer wieder witzige Wortduelle und Spitzen bringen auch das angemessene Maß an Unterhaltung hinein.
Er ist sicher kein Anti-Kriegsfilm. Aber genauso wenig ein kriegstreibender oder Gräben vertiefender Film. Er legt einfach diese eine Situation dar, ohne ein echtes Urteil bilden zu können. Er zeigt mehrere Seiten auf, stellt Positionen gegenüber und wagt es nicht zu urteilen. Paradox, wenn man doch bedenkt, dass am Ende tatsächlich ein Urteil gesprochen wird. Doch dazu später noch ein bisschen mehr.
Der Kriegspropagandavorwurf ist natürlich Quatsch. Natürlich wird die Kameradschaft innerhalb der Soldaten immer wieder betont, Ehre, Zusammenhalt und auch die Liebe zum Heimatland. Doch ist das doch nichts Negatives. Bei einer Fußballmannschaft, bei einer Familie, bei Freunden ist das doch genauso. Wir vertrauen uns und würden alles füreinander tun. Aber beim Militär ist das natürlich erst mal Propaganda. Ist klar. Selbstverständlich kann man hier sogar Kriegstreiberei und Rechtfertigung von Mord reininterpretieren, sinnvoll ist diese Vorgehensweise jedoch nicht, denn das gelingt nur, wenn einmal mehr die Fakten außer Acht gelassen werden.