Vergilbte Vorhänge, Krempel stapelt sich meterhoch, fast
30 Jahre nach der Mordnacht ist Charlize Theron gefangen
in einem Käfig aus Trauer, Angst, Selbstzweifel, Ungewissheit
und Kleptomanie. Ihr Bruder schmort schon eine halbe
Ewigkeit wegen ihrer Aussage im Gefängnis, hat er ihre
Mutter und ihre beiden Schwestern umgebracht?
Nicolas Hoult zieht Theron in diese alte Geschichte wieder rein, ein
Knäuel aus losen Fäden, jedes mit einem Fragezeichen am Ende. War
es der versoffene Mistkerl von Vater? Der satanistische Kuhmörder?
Die durchgeknallte Metalbitch? Jemand dem die Mutter Geld schuldete?
Wohin wird die Spurensuche sie führen? Zur Wahrheit? Wird sie die
verkraften können? Warum sollte es denn nicht der Bruder sein?
Viele viele Fragezeichen gibt es bei Dark Places, der Film ist mehr
Familiendrama als Krimi. Ständig wechselt die Perspektive für Minuten
in die Vergangenheit, häppchenweise werden die Ereignisse um die
Mordnacht entschlüsselt. Womit wir auch schon beim großen Minus
wären. Konsequent hüpft der Film zwischen Gegenwart und
Vergangenheit hin und her, der Zeichnung der Figuren nimmt das etwas
die Tiefe. Das ständige Springen ergänzt die gerade erst aufgebaute
Spannung und liefert stetig neue erhellende Puzzleteile. Nur leider sind
die interessanten Figuren auf einmal.... weg....und schon wieder da.
Gilles Paquet-Brenner leistet sich ansonsten aber keine Schnitzer,
die Atmosphäre ist düster, Christina Hendricks, die Moretz, Nicolas Hoult,
Tye Sheridan und natürlich Imperator Furiosa liefern sehr solide Leistungen
ab. Da ich das Buch nicht kenne, kann ich auch nicht beurteilen was dem
Film an Inhalt vielleicht fehlt. Satanistenpanik der 80er Jahre und die damit einhergehenden Vorurteile werden nur angeschnitten. Sind Menschen böse
die Misfits, Black Sabbath oder Slayer hören? Der Sumpf aus Verzweiflung, Missverständnissen, Lügen, Vorurteilen und jugendlichem Frust hätte besser trocken gelegt werden können. Nichtsdestotrotz hat mich die Inszenierung
bis zum Abspannsong "Never came close" der Band "Belong" gefesselt. Die
hören sich an wie Jesus and Mary Chain an einem deprimierenden Tag. Wunderschöner Song :)
https://www.youtube.com/watch?v=ujcpFzXulgI
Gilles Paquet-Brenner hat ein Händchen sowohl für Drama als auch für
packende Momente. Der etwas unglücklich gestaltete Plot ist ein Haar
in der Suppe, der eine wird es gar nicht bemerken, der andere wird vielleicht
den Kellner ankeifen. Gone Girl vom selben Autor hatte deutlich mehr zu
bieten als nur einen Krimi, Dark Places ist traurig stimmungsvolle
Traumabewältigung verschnürt in einem spannenden Mordfall mit
überzeugenden Charakteren und Darstellern. Ich werde das Gefühl nicht los,
dass da deutlich mehr drin gewesen wäre, gelangweilt habe ich mich
allerdings nicht eine Sekunde :)