Meine Herren, das war eine Tour de Force. Und zwar ganz und gar nicht im Independent-Film, sondern im Action-Kracher Style.
Von Man of Steel hatte man sich nach den ersten Trailern so einiges erwartet. Da kam doch fast das Feeling eines ernsthaften, emotionalen und starken Superman-Films auf, und das obwohl Superman für mich wohl einer der langweiligsten Helden aller Zeiten ist.
Schon nach den ersten Meinungen zum Film, änderte sich aber auch meine Erwartungshaltung. Kein wirklich tiefgründiger, nachdenklicher Thriller soll das sein, sondern ein Action-Spektakel, was seines gleichen sucht.
Und was ist am Ende draus geworden? Genau das.
Oft hat man bei Man of Steel das Gefühl, dass ein wenig Potenzial verschenkt wurde. Denn insgesamt haben wir es hier mit einem recht oberflächlichen Ritt zu tun. Schon klar, Superman und auch Lois Lane bekommen endlich mal ein wenig mehr Relevanz, die Hintergrundgeschichte zu Krypton ist auch recht cool und auch Zod kann als starker Gegenspieler des Stahlmannes auftrumpfen. Aber dennoch ist das eigentlich alles ein wenig viel, was Man of Steel sich da vornimmt. Und daher wirkt die erste Stunde, wo die Charaktere eingeführt werden und Superman zu Superman wird, ein wenig abgehakt.
Die Flashbacks sind allesamt zwar gut gemacht, aber zu wenig, um wirkliche Emotionen hervorzurufen, ebenso ist die Seinsfindung des Kal-El eher eine Montage an coolen Bildern. Das ganze mentale zu Superman werden geht dann doch recht schnell, ebenso wie die Liebesgeschichte zwischen Lois Lane und Kal-El, obwohl die insgesamt immerhin wenig kitschig gelöst wurde.
In der zweiten Hälfte machen die Darsteller dann aber dem neuen Star des Films Platz: Der Action. Meine Güte, ich kann gar nicht beschreiben, was hier alles abging. Kal-El hat von da an im Prinzip keinen vernünftigen Satz mehr rausgebracht, nur Lane und die Bösen durften noch den ein oder anderen Spruch raushaun. Aber insgesamt ist die gesamte letzte Stunde des Films ein immenser Showdown, bestehen aus Explosionen, zusammenfallenden Häusern (neues Trinkspiel: Immer einen trinken, wenn ein Wolkenkratzer einrbicht) und Faust- bzw. Laseraugenkämpfen. Das sieht dann schon alles ziemlich stark aus und macht auch jede Menge Spaß. An Substanz gewinnt der Film oder Charakter des Kal-El aber dadurch nicht.
Natürlich könnte man argumentieren: Hey, immerhin haben sie aus Superman mehr rausgeholt als diesen lamen Reporter/unbesigebaren Kerl. Aber hatte man nicht nach den ersten Trailern das Gefühl, dass da mehr auf uns zukommt als eine Actionschlacht?
Immerhin hat Man of Steel Filmen wie Transformers 3 das voraus, dass die Charaktere insgesamt besser entwickelt sind, dass die Musik stärker ist, dass der Patriotismus nicht sooo sehr ins lächerliche gezogen wird und dass der Film einfach sich auf das konzentriert, was er rüberbringen will und dabei nicht in dämlichen Slapstick verfällt.
Die erste Hälfte hätte ein wenig feiner sein dürfen, ein wenig mehr in die Tiefe. Dafür hätte man am Ende auf die ein oder andere Actionschlacht verzichten könnten. Der Film wird wirklich anstrengend gegen Ende, weil eine Sache auf die andere folgt.
Hinter den Avengers bleibt Man of Steel letztlich deswegen zurück, weil die coolen Einfälle fehlen, weil die Dynamik nicht so recht will, die Charaktere nicht so cool sind und die Filmentwicklung bei Man of Steel holpriger ist.
Es ist einfach mehr ein Zack Snyder Film als ein Christopher Nolan. Visuell ist das alles hervorragend, auch wenn ich die Snyder-typischen Musik-Bild-Kompositionen vermisst habe. Die hatte sogar Sucker Punch.
Am Ende ist Man of Steel eine Materialschlacht, mit okayen Charakteren, (die dabei gut besetzt sind), einer interessanten, wenn auch etwas dünnen Hintergrundgeschichte und jeder Menge, visuell hervorragener Action, die sogar die Avengers weit übertrifft. Langweilig wirds nicht, auch wenn der Film anstregend ist.
So müssen sich damals die Leute gefühlt haben, nachdem sie nach Independence Day das Kino verlassen haben...