Rache. Park Chan Wook schafft es in seiner dieses Thema bezogenen Trilogie die Rache auf 3 gänzlich verschiedene Arten zu zeigen. Da gibt es die Rache aus Missverständnis in Mr. Vengeance, die Schnitzeljagd und geheimnissvolle, sowie brutale Rache in Oldboy und schließlich die philosophisch angehauchte, ruhige und aufs Wesentliche bezogene Rache in Lady Vengeance.
Es ist schon bemerkenswert, wie Wook es schafft ein eigentlich so ausgelutschtes und oft so oberflächlich behandeltes Thema so verschieden zu interpretieren und ihm so die nötige Tiefe zu geben. Nachdem er sein Pulver nach Oldboy aber verschossen haben zu schien und einfach ein Meisterwerkt des Rache-Dramas auf die Leinwand brachte, fragte man sich, was denn danach überhaupt noch kommen soll.
Und Wook gibt die einzig richtige Antwort: Er versucht gar nicht Oldboy zu übertreffen, er versucht nicht irgendwelche Verbindungen zu ziehen und verfällt in einen Kopierwahn seines Meilensteins. Nein, Wook macht eine 180° Drehung und präsentiert uns mit Lady Vengeance einen ruhigen, aber dennoch eindringlichen Beitrag zum Rache-Thema.
Der Film nimmt sich dabei viel Zeit seine Hauptcharakterin zu untersuchen und dem Publikum in ihren Facetten vorzuführen, wobei er ihr immer noch dieses geheimnnissvolle lässt, was den Charakter schließlich so interessant macht. Wir haben es hier nicht mit ausufernder Gewalt zu tun oder einer Schnitzeljagd, um das Publikum bei Laune zu halten. Die Rache soll an einer Person erfolgen. Viel eher steht im Film die Vorbereitung der Tat im Mittelpunkt, zusammen mit der Rächerin Geum-ja. Es ist dabei meisterhaft wie Wook diesen Charakter des so lieb scheinenden Mädchens zu einer äußerlich kompromisslosen Frau formt, die durch mehr als eine Tat im Gedächtnis des Zuschauers bleibt. Ihr gegenüber steht ein verabscheuenswerter Gegenspieler, der sich mit Geum-ja allerdings keinen wirklichen Wettkampf leistet. Das ist nicht der Sinn des Films.
Mit einer wahren Symbolflut veranschaulicht Wook das Innenleben eines Charakters, der gebrochen scheint und sich aber immerhin auf gewisse Weise wieder ins Leben integrieren möchte. Die restliche Charaktere des Films sind dabei sehr gut besetzt und sehr gut in den Film eingebaut.
Und dennoch hilft das alles nicht darüber hinweg, dass der Film seine Längen hat. Die Symbolflut, mit der Wookden Zuschauer überschüttet, wirkt dabei teilweise ebenso erdrückend, wie das etwas in die Länge gezogene Ende.
Dies sind aber kleinere Kritikpunkte an einem Film, der sonst das erreicht, was er will: Wook erschafft mit Lady Vengeance tatsächlich etwas neues. So, wie mit dem Rachethema in der letzten halben Stunde umgegangen wird, hat man selten gesehen und ist ein Thema für viele Diskussionen. Auch die meisterhafte Musik, gepaart mit einer fast makellosen Inszenierung tragen zum sehr positiven Gesamteindruck bei.
Lady Vengeance ist nach dem emotionalen Meisterwerk Oldboy genau die 180°-Wende, die für den letzten Teil der Rachetrilogie nötig war. Lady Vengeance ist ein ruhiger, philosophischer und symbollastiger Film, der das Thema Rache auf eine Art interpretiert, die einen berührt und nachdenken lässt. Dass der Film trotz seiner genialen Musik dennoch nie die Klasse eines Oldboy erreicht, ist der kühlen Oberfläche des Films geschuldet, ebenso wie der erdrückenden Symbolflut und einigen Längen.