Oscargekrönte Werke werden archiviert, ließe sich annehmen. Leider nicht im Fall des von Victor Flemming inszenierten Moralstücks. Emil Jannings erhielt die Trophäe als Bester Darsteller für seine Rolle als respektabler Familienvater, den ein tiefer Fall erwartet. Sowohl im Oeuvre des Regisseurs als auch auf der Oscar-Preisträger-Liste der einzige verschollene Film.

Das nennt sich authentisches Casting! Die Rolle von Mexikos Revolutionär Pancho Villa übernahm in dem Heldenkino – Pancho Villa! Die Produktionsnotiz, dass gestellte Szenen neben Dokumentaraufnahmen standen, kriegt da eine ganz neue Dynamik. Wer von Villas menschlichen Zielscheiben steht nachher wieder auf, weil: alles bloß Kino und gespielt? Wer bleibt liegen, weil: tja, peng, mausetot? Sobald das Biopic auftaucht, kann das Spekulieren beginnen.

Im Jahr, als die ikonischen Hollywoodland-Lettern errichtet wurden, drehte die Filmschmiede das erste Werk über sein Lieblingsthema: sich selbst. Der Plot um eine jungen Frau, die mit naiven Schauspielambitionen nach Tinseltown kommt, klingt wenig spektakulär. Im Gegensatz zum Staraufgebot: Gloria Swanson, Mary Astor, Douglas Fairbanks, MaryPickford, Cecil B. DeMille, Charlie Chaplin und Fatty Arbuckle sind nur einige der Dutzenden, die für eine Cameo vorbeischauten. 

Vampire kommen aus Transsylvanien. Das beweist der ungarische Horrorerstling, der sich Titelcharakter und Handlungsfetzen von Bram Stokers Roman aneignete. Trotz erfolgreicher Aufführungen in Europa und eines Re-Release verschwand der Gruselstreifen auf gespenstische Weise. Hoffnung auf eine Auferstehung bleibt. Immerhin galt auch Nosferatu jahrzehntelang als verloren.

Fast nichts ist bekannt über das Stummfilmdrama von Bürgerrechtlerin Maria P. Williams. Der verlorene Film steht zugleich symbolisch für einen Kanon früher afroamerikanischer Filmkunst, die es zuerst nicht in die großen Kinosäle schaffte und später nicht in die Archive einer weißen patriarchalischen Elite, die darüber entschied, was bewahrenswert sei.

"King Kong erscheint in Edo" liefert, was der Titel verspricht. Riesenaffe (sieht auf manchen Postern ein bisschen wie ein Werewolf aus, was aber eher ein Bonus ist) mit  Geisha als Love-Interest. Das Schicksal des ungenierten Remakes treibt nicht nur Creature-Feature-Fans Tränen in die Augen: im Zweiten Weltkrieg verschütt gegangen.

Starpower der skandalösen Sorte: die Pre-Code-Comedy um einen Lust und Laster verfallenen Betriebsklüngel, der auf der titelgebenden Tagung Hemmungen und Hüllen fallen lässt, trieb Moralwächter auf die Barrikaden und Warner Brothers dazu, den Streifen prompt wieder einzustampfen. Daumen drücken, dass der „ungesittete Film über Trunksucht, Erpressung und Wollust“ auf einer versteckten Kopie wieder auftaucht.

Der Titelpart des ersten Historienschinkens über die sagenumrankte Königin vom Nil war eine Paraderolle für Leinwandikone Theda Bara, die das Publikum mit ihrem Vamp-Image hypnotisierte. Poster des bei einem Studiobrand angeblich abgefackelten Sandalenfilms versprechen schwülstigen Spaß in Camp-Kostümen. Allein der Schlangen-BH ist schon eine Sichtung wert.

Was Ernest B. Schoedsack, der neben seinem Klassiker King Kong den makaberen The Most Dangerous Game inszenierte, aus einer der schaurigsten Gruselgeschichten aller Zeiten machte, ist vorerst ein Mysterium. Lag ein Fluch auf der Filmrolle? Die gilt bis dato zumindest nicht als zerstört, sondern bloß verbummelt. Also mal im Keller nachschauen.

Nach seiner Totenkopfgesicht als Phantom der Oper ist Lon Chaneys Haifisch-Vampirgebiss wohl seine berühmteste Filmmaske. Eine, die wohl kein Lebender im Bewegtbild gesehen hat. Der von Tod Browning als Tonfilm neu inszenierte Gruselkrimi gilt ebenfalls als ein Raub der Flammen.