Jesus Christ Superstar! 10 epische Leinwand-Erlöser
Er ist Hamlet für Arme und Erretter hochambitionierten Schauspieler, die ihre Chance auf den Dänenprinzen verpasst haben. Er wusste, dass man zu Sandalen nie weiße Socken trägt (weißes Gewand ist okay), der Trick Wasser in Wein zu verwandeln taugt auch fast 2000 Jahre später noch als Party-Knaller und keiner kann lässiger abhängen. Christian Bale, Ewan McGregor, Liam Neeson, Ralph Fiennes, Will Ferrell, Jeremy Sisto, Cameron Mitchell und John Waters bekamen schon den Heiligenschein ausgestellt. Ein Karriere-Booster ist die Rolle praktisch nie - ist ja auch nicht besonders toll geschrieben. Hier sind 10 Leinwand-Heilande, die trotzdem das Kreuz auf sich genommen haben.
"Ich gucke keine Bibelfilme"? Nix da, #TeamJesus ist mit Vorliebe dort im Einsatz, wo es keiner erwartet. Er kam vom Himmel als Retter der Menschheit, führte erst ein bescheidenes Erdendasein und kämpft gegen einen machtgierigen Schurken namens Luthor (lies: Lucifer). Ähnlich subtile Christus-Kandidaten: E.T. und John Coffee (JC!) aus The Green Mile.
Love it or hate it. Okay, just hate it. Mel Gibsons Torture-Passion-Party ist in ihrer antisemitischen Aggression, Borniertheit und sadistischen Gewaltlust dem Alten Testament weit näher als dem Neuen. Ungeachtet dessen ist Jim Caviezels Darbietung eine, die sich schon ob ihrer physischen Rohheit einprägt. (Not so) fun fact: Während des Drehs wurde der Kino-Jesus vom Blitz getroffen. Irgendwer da oben hatte was gegen das Projekt.
Bibel = Blockbuster, lautet eine alte Hollywoodrechnung. Trotz geballter Starpower wurde die über vier Stunden lange Religionsstunde zu einem der größten Flops aller Zeiten. Tja, Gottes Wege sind unergründlich. Max von Sydow wirkt als bierernster Jesus so erschöpfend wie die apodiktische Inszenierung, nach der mit Bibelstreifen vorerst Sense war. Halleluja.
Willem Dafoe verkörpert eindringlich einen ambivalenten Charakter, der die göttliche Fügung vergeblich gegen ein einfaches Leben einzutauschen wünscht. Dass zu Jesu Träumen auch Maria Magdalena und Kinder (nicht durch unbefleckte Empfängnis entstanden) zählen, versetzte nicht nur die Kirche in Furor. Internationale Verbote, Kino-Boykotts und ein Brandanschlag führten anschaulich vor, wie Kreuzigung in der Neuzeit geht.
Eine ebenso vielschichtige wie sarkastische Sondierung des Spannungsfelds biblischer Interpretation. Ein Laiendarsteller bohrt für ein Passionsspiel nach der realen Basis der Bibelgeschichte. Seine radikale künstlerische Vision findet begeisterte Anhänger, aber auch vehemente Gegner. Klingt bekannt? Lothaire Bluteau gibt den Schmerzensmann, auf den ein kreatives Golgatha wartet.
Nazareth meets Neorealismus. Pasolinis karge Vision ist das rigorose Gegenbild üppig ausgestatteter Sandalenschinken. Der Lebensweg des Protagonisten wird zur existenzialistischen Rebellion zwischen irdischen Verfehlungen und schmerzvollem Ideal. Denkwürdiger als die Darsteller ist die von klassischer Kunst inspirierte Szenerie und der sozialkritische Subtext.
Always look at the bright side of life ... Monty Pythons hintersinniger Humor ist so eine (er)leuchtende Seite des Lebens. Den Typen, neben dessen Laufbahn der arglose Brian seine eigene Spur zieht, spielte nebenbei Kenneth Colley als einzige seriöse Figur. Das sollte jegliche Blasphemie-Vorwürfe eigentlich entkräftigen. Aber die Kirche hatte es ja noch nie so mit Logik.
Dalton Trumbos radikaler Anti-Kriegsfilm zieht eine Reihe provokanter Parallelen zwischen christlichem Klerikalismus und militaristischem Patriotismus. Im Traum sieht der junge Kriegsinvalide Johnny Donald Sutherland als philosophierenden Zimmermann, der Johnnys Todeswunsch nachvollziehen kann. Zu viel Verständnis für Vertreter der christlichen Rechten, in deren Augen Freitod auf der Überholspur in die Hölle führt.
Rock me, Nazarener! Titeldarsteller Ted Neeley blieb der Bühne verwurzelt und ist daher Filmfans kaum noch ein Begriff. Seine Performance als Hippie-Heiliger ist dafür Kult, genau wie die trashige Musical-Verfilmung. Welche Lacher hier unfreiwillig sind und welche beabsichtigt, das weis Gott allein.
Too hot for heaven: Jeffrey Hunter hat in Nicholas Rays Technicolor-Testament nicht nur das passende Alter, er überzeugt mit blauäugigem Schmachtblick und Beefcake-Torso jeden vom Himmelreich. Hallelujah! Die Erzählerstimme ist übrigens die (des cineastischen) Gottes: Orson Welles.