Michael Ballhaus ist tot. Der Kameramann aus Berlin starb heute, am 12. April 2017. Er galt als einer der besten und wichtigsten Cinematographer der Filmgeschichte. Er wurde 81 Jahre alt.
Angefangen hat er seine Karriere in seiner Heimat. Er drehte vermehrt mit Rainer Werner Fassbinder. Dort machte er das erste Mal auf sich aufmerksam u.a. durch eine 360 Grad-Kamerafahrt in dem Drama Martha (die Szene haben wir euch unten eingefügt). Weitere Kooperationen der beiden Ausnahmetalente waren u.a. Warnung vor einer heiligen Nutte, Whity und Die Ehe der Maria Braun.
Nach weiteren nationalen Produktionen mit Regisseuren wie Peter Lilienthal, Margarethe von Trotta und Walter Bockmayer wechselte er Mitte der 1980er nach Amerika. Dort arbeitete er u.a. mit Regisseuren wie Martin Scorsese, Mike Nichols und Francis Ford Coppola zusammen. Zu seinen gedrehten Filmen zählen u.a. Die fabelhaften Baker Boys, Outbreak – Lautlose Killer, Sleepers, GoodFellas - Drei Jahrzehnte in der Mafia, Bram Stoker's Dracula, Gangs of New York und Die Waffen der Frauen. Departed: Unter Feinden war seine letzte Hollywood-Produktion. Aber nicht seine letzte Arbeit. Dies war 3096 Tage. Die Regisseurin des Dramas, Sherry Hormann, war seine Ehefrau.
Sein Sohn Florian Ballhaus hat es wie sein Vater ebenfalls geschafft sich in Hollywood als Chef-Kameramann durchzusetzen.
Durch eine Augenerkrankung wurde Ballhaus mit dem Alter das Schicksal zuteil, zu erblinden. In einem Bericht über ihn, des ARD-Kulturmagazins Titel, Thesen, Temperamente vom 16. März 2014 (er hatte mittlerweile 80% seiner Sehkraft verloren) sagte er dazu folgendes:
„Ich habe dann nicht aufgegeben oder gesagt, 'ich bin so verzweifelt, jetzt kann ich mir auch die Kugel geben'. Das ist nicht der Fall, ich bin niemand, der aufgibt. Es gibt Hörbücher, und jetzt höre ich und lerne die Weltliteratur kennen. Und das ist für mich ein ganz wunderbares Erlebnis. Und damit kompensiere ich eigentlich... ... ...meine Verzweiflung.“
Mit Michael Ballhaus verlässt uns einer der ganz großen Männer hinter der Kamera. Seine visueller Stil prägte Generationen von Cinematographern– aber auch Regisseuren. Sein Vermächtnis ist das reinste was es im Film nur geben kann: Es sind die Bilder, die er Jahrzehnte lang zum Schweben, Zirkulieren, Tanzen und vor allem zum Leben brachte. Vielen Dank dafür!
Unten haben wir euch ein paar Beispiele seiner Kunst eingefügt. Genießt es.
Ruhe in Frieden.