Vergangen Samstag zeigte das ZDF live die Verleihung der Goldenen Kamera und sorgte damit für ein Fest der Fremdscham. Schuld daran war nicht nur eine ziemlich verkorkste „Laudatio“, die uns sogar eine Diskussion zum Sonntag wert war, sondern auch die Tatsache, dass die Verantwortlichen sich von der Pro7-Sendung Circus Halligalli haben reinlegen lassen. Diese hat der Preisverleihung nämlich einen falschen Ryan Gosling untergeschoben. Unten könnt ihr euch das passsende Video dazu ansehen.
Was ist genau passiert? Nun, hier in aller Kürze: Circus Halligalli baute sich eine Website einer Künstleragentur und ließ die Funke Mediengruppe, die Ausrichter der Goldenen Kamera, wissen, dass Ryan Gosling am Tag der Preisverleihung für Dreharbeiten in Hamburg sei. Weil Prominente, vor allem die aus Hollywood, immer gern gesehen sind, ließ sich Funke nicht lange bitten und vergab einen Sonderpreis an La La Land, den Gosling dann in der Sendung in Empfang nehmen sollte. Als es dann soweit war, betrat aber eben nicht das Original die Bühne, sondern der Münchener Koch Ludwig Lehner, der zwar mit etwas guten Willen eine gewisse Ähnlichkeit mit dem La La Land-Star hat, aber doch eigentlich von den Verantwortlichen als Fake hätte enttarnt werden müssen. Warum man ihn dennoch auf die Bühne ließ ist nur eine Frage, die sich da stellt. Antworten gibt es nun durch ein offizielles Statement der Funke Mediengruppe:
Die GOLDENE KAMERA vergibt ihre Preise seit vielen Jahren zweigeteilt: Eine Jury wählt die Preisträger für folgende nationale Kategorien aus: Bester Schauspieler, Beste Schauspielerin, Bester Fernsehfilm, Beste Mehrteiler-/Miniserie, Bester Nachwuchsdarsteller. Die internationalen Preise werden von der Redaktion der GOLDENEN KAMERA bestimmt: Bester Schauspieler, Beste Schauspielerin, Lebenswerk Schauspiel, Beste Musik, Lebenswerk Musik. Hinzu kommen Preise für Beste Musik national, Lebenswerk national und Beste Information, die ebenfalls von der Redaktion vergeben werden. Ryan Gosling stand seit Ende 2016 ganz oben auf der Liste der Redaktion für eine GOLDENE KAMERA. Vor dem Hintergrund des Hypes um La La Land in den USA war es aber nicht möglich, ihn für die Veranstaltung in Hamburg zu gewinnen. Umso erfreulicher schien es, dass sich Anfang Februar eine Agentur meldete und anbot, den La La Land-Hauptdarsteller Ryan Gosling zu vermitteln. Die infrage kommende Kategorie Bester Schauspieler international war da allerdings bereits an Colin Farrell vergeben. Deshalb entschied sich die Redaktion der GOLDENEN KAMERA den Film La La Land auszuzeichnen und den Preis stellvertretend für die gesamte Film-Team Ryan Gosling zu übergeben. Das ist kein ungewöhnliches Verfahren.
Für Stars von diesem Kaliber nicht ungewöhnlich verlief dann auch das Eintreffen des vermeintlichen Ryan Gosling. Er kam in einem Tross von Mitarbeitern, wurde total abgeschirmt, bedurfte keiner Maske, blieb unerkannt bis unmittelbar vor den Gang auf die Bühne.
Die Sicherheitsanforderungen an die GOLDENE KAMERA sind hoch. Ausgehebelt werden konnten sie nur aufgrund detaillierten Insiderwissens. Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf, die beide bereits an der GOLDENEN KAMERA teilgenommen haben, und ihre Produktionsfirma Florida TV verfügen über diese Kenntnisse. So wussten sie zum Beispiel genau, dass Stars und andere gefährdete Personen ihre eigenen Sicherheitsleute mitbringen und das Sicherheitskonzept der GOLDENEN KAMERA hier nicht mehr zieht. Für Außenstehende mag das Procedere der GOLDENEN KAMERA gutgläubig, ja, naiv wirken. Aber die hohen Sicherheitsanforderungen waren nur mit Insiderwissen zu überwinden. Die GOLDENE KAMERA wird ihr Sicherheitskonzept vor dem Hintergrund der nun gemachten Erfahrungen grundlegend überarbeiten.
Der Prank schmerzt die Macher der GOLDENEN KAMERA: Zunächst weil er die Glaubwürdigkeit des Preises zu beschädigen droht. Aber auch, weil der Auftritt des Ryan Gosling-Doubles so gar nichts Unterhaltendes hatte. Da ist es ein schwacher Trost, dass Joko, Klaas und Pro7, wie es heute in einer Pressemitteilung heißt, die GOLDENE KAMERA für die „glamouröseste Preisverleihung des Landes“ halten. Sie haben viel Zeit und Arbeit in die Vorbereitungen gesteckt, der Prank ist gelungen – Chapeau.
Auch wenn vieles noch geklärt werden muss, eines steht heute schon fest: die GOLDENE KAMERA wird aus diesem Vorfall lernen. Außerdem wird die Redaktion die gestohlene GOLDENE KAMERA zurückfordern. La La Land hat den Preis gewonnen, die Redaktion wird ihn dem echten Ryan Gosling übergeben.
Was sagt ihr dazu?