Sozialkritik im filmischen Gewand stand im Fokus des diesjährigen Filmfestivals von Locarno und die Entscheidung der Jury spiegelt diese neue Aufmerksamkeit für gesellschaftlich relevante Themen. Die bulgarische Filmemacherin Ralitza Petrova gewann mit ihrem Spielfilmdebüt Godless den Hauptpreis, während ihre Hauptdarstellerin Irena Iwanowa den Leoparden als beste Schauspielerin mitnimmt. Acht der 17 Wettbewerbseiträge der 69. Ausgabe des Festivals sind von Regisseurinnen inszeniert.
Die internationale Jury unter Leitung des mexikanischen Regisseurs Arturo Ripstein honorierte außerdem die rumänisch-deutsche Koproduktion Scarred Hearts von Radu Jude (Aferim!) über den jung verstorbenen Dichter Max Blecher mit dem Spezialpreis, der zweitwichtigsten Auszeichnung. Als Bester Regisseur wurde der Portugiese João Pedro Rodrigues für The Ornithologist geehrt. Als Bester Schauspieler wurde Andrzej Seweryn für den Part des Malers Zdzislaw Beksinski in dem polnischen Drama The Last Family.
Die deutschen Beiträge Vor der Morgenröte und Paula, sich außerhalb des Wettbewerbs Hoffnung auf den Publikumspreis machten, gingen leer aus. Die Zuschauer favorisierten Ken Loachs Sozialdrama I, Daniel Blake, das im Mai bereist die Goldene Palme in Cannes gewann. Insgesamt wurden 279 Filme in dem kleinen Schweizer Ort gezeigt. Doch nach dem Festival ist vor dem Festival. In Kürze stehen die Filmfestspiele von Venedig auf dem Programm, wo ab dem 31. August 20 Beiträge um den Goldenen Löwen konkurrieren.
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