Von Lidanoir am Montag, 06 Juni 2016, 16:39 Uhr
Bildnachweis: © Falcom Media | Michael Moore in "Where to invade next"
In einem Interview mit The Guardian anlässlich seines neuen Dokumentarfilms Where to invade next zog Michael Moore Parallelen zwischen der Stimmung in den USA vor den Wahlen und der in München zu Reichspräsidentenwahl im Jahr 1932. Wer in diesem Vergleich der Hitler ist, ließ Moore klar durchblicken. „Trump inspiriert seine Seite“, sagte der Regisseur von Roger & Me und Bowling for Columbine.
„Amerikaner sind sehr alpha. So wie, wir sind die Nummer eins! Wir sind die Besten! Trump ist das auf Steroiden. Und das ist ein Tonfall, dem die Amerikaner gern zuhören.“
Trotzdem sieht Moore, der sich selbst als „verrückten Optimisten“ bezeichnet, Chancen für eine liberale Zukunft seines Heimatlandes. Bei den Wahlen sei der entscheidende Faktor, wer hinginge und wer nicht.
„Wir haben ein Land, wo wir sehr hartnäckig versuchen 50 Prozent der Leute zum Wählen zu bringen. Du musst daran denken, 80 Prozent der Bevölkerung sind entweder weiblich oder Farbige oder junge Erwachsene im Altern von 18 bis 35. Er hat jede dieser drei Gruppen in solchem Maße beleidigt, dass er niemals eine Mehrheit der Frauen, Schwarzen und Hispanics gewinnen wird.“
Gefragt, ob Trumps politische Polemik Faschismus sei, nahm Moore kein Blatt vor den Mund.
„Das ist Faschismus, sicher ist es das. Absolut. Ja. Er will die Macht des Kapitals mit der Macht des Staats vereinen und „die anderen“ benutzen, um dem Volk eine riesige Menge Angst einzujagen. Das klappt gut bei den 19 Prozent, die von den weißen Männern über 35 in Amerika übrig geblieben sind. Das Land verändert sich, aber die werden nicht leise abtreten und darum sieht man, wie groß und wütend die ganze Sache ist. Ich habe den Leuten gesagt, nehmt es sehr ernst.“
Wenn die Menschen das täten, glaubt Moore, sei in den nächsten zwei Monaten alles offen und der Ausgang der Wahlen trotz des Eindrucks einer konservativen Stimmungstendenz noch nicht entschieden. Dabei setzt der Filmemacher, der Bernie Sanders Kampagne unterstützte, auf das Bildungsinteresse und die Offenheit der Jugend.
„Diese Kids sind keine Hater. Die junge Generation hasst dich nicht wegen deiner Hautfarbe, sie hasst dich nicht, weil du jemandem des gleichen Geschlechts liebst. Als das Merriam-Webster Lexikon im Dezember das am meisten nachgeschlagene Wort 2015 verkündete, war das „Sozialismus“. Das haben wir geschafft. Wir haben sie mit der Grundhaltung aufgezogen, dass jeder einen Platz am Tisch verdient und jeder ein Stück vom Kuchen abkriegen muss.“
Obwohl sich Michael Moore über den Abbau sozialer Hilfsmaßnahmen in Großbritannien besorgt zeigte, sieht er das von Imperialismus, Korruption und Intoleranz gelenkte Amerika, gegen das er in seinen Filmen antritt, in der Auflösung begriffen.
„Die Mehrheit der Leute, die im September mit der Schule begonnen haben, waren nicht weiß. Die mythologische Vorstellung von Amerika, die perfekt von Donald Trump verkörpert wird, ist nicht mehr länger das Amerika.“
Wie steht ihr zu Michael Moores Äußerungen? Abgehobener Optimismus oder positiver Realismus?