Sechs Oscar-Nominierungen (darunter Bester Film), fulminante Einspielergebnisse in den USA und Diskussionen über Diskussionen. Ja, Clint Eastwoods „American Sniper“, das Biopic über den US-Navy SEAL Chris Kyle (gespielt vom ebenfalls Oscar-nominierten Bradley Cooper), sorgte in letzter Zeit für viel Gesprächsstoff. Dafür verantwortlich war auch ein zweigeteiltes Publikum. Während die einen Eastwoods Films, der bei uns am 26. Februar startet, als berührendes wie spannendes Biopic feiern, verachten es die anderen, wegen seiner politischen und ethischen Ausrichtung. Vom zweiten Lager wurde dem Film auch immer wieder Mutlosigkeit und blinde, populistische Heroisierung vorgeworfen. So wurde sich oft beklagt, dass das Ende von „American Sniper“ die bittere Wahrheit verschweigt, um vor allem die seelischen Nachwirkungen des Irakkrieges auszusparen
ACHTUNG! AB HIER IST SPOILER-ZONE Der echte Chris Kyle wurde 2013 auf einem Schießstand von einem Kriegsveteranen, der unter Posttraumatischer Belastungsstörung litt, erschossen. Im Film selbst wird dieser Vorfall nicht gezeigt. Nur eine Texttafel verrät das Kyle erschossen wurde, gefolgt von echten Aufnahmen von seiner Trauerfeier. Die Szene, in der Kyle stirbt, wurde allerdings gedreht, fand aber nicht den Weg in den fertigen Film. Nun meldete sich Drehbuchautor Jason Dean Hall zu Wort und gab Auskunft, warum das Ende des Films ohne die Szene von Kyles Tod auskommen muss. Es war Kyles Witwe Taya (im Film von Sienna Miller gespielt), die darum bat, die Szene aus dem Film zu lassen. Hall zeigt dafür Verständnis:
„Ich habe selbst zwei Kinder, deswegen war mir sehr bewusst, dass diese Kinder keine großen Erinnerungen an ihren Vater haben werden - sie sind vier und sechs Jahre alt. Ich wollte nicht, dass dieser Film und speziell eine Szene, in denen ihr Vater erschossen wird, die Kinder für den Rest ihres Lebens verfolgt.“
Bevor die Szene allerdings komplett gestrichen wurde, haben Eastwood und die anderen Kräften hinter „American Sniper“ getestet, ob es vielleicht sonstige Möglichkeit gibt, um das tödliche Ende von Chris Kyle unterzubringen. Doch letztlich entschied man sich dagegen. Hall dazu:
„Wir redeten darüber, es einzufügen. Ich habe es geschrieben. Wir schrieben fünf verschiedene Herangehensweisen und besprachen, wie wir es drehen würden. Schlussendlich entschieden wir aber, dass dies ein Film über Chris' Leben sein soll und nicht über seinen Tod ... Darüber hinaus wollten wir nicht den Menschen hinter der Tat glorifizieren.“
Was haltet ihr von dieser Entscheidung?