Bildnachweis: © Universal | Werbemotiv zu "Wicked"

Box Office: Musical gegen Sandalen-Epos – „Wicked“ triumphiert über „Gladiator II“ im Rennen um die Spitze

von Sebastian Groß

Nach einer längeren Durststrecke wird es endlich wieder spannend am US-Box-Office. Dafür sorgen gleich zwei große Neustarts: Wicked und Gladiator II. Während Universal auf das Fantasy-Musical setzt, bringt Paramount s heiß erwartete Fortsetzung des Sandalen-Epos ins Rennen. Schon im Vorfeld war klar, dass Wicked das Vor-Thanksgiving-Wochenende dominieren würde. Gründe dafür sind unter anderem die familienfreundliche Ausrichtung (Stichwort: Altersfreigabe), der Kultstatus des zugrunde liegenden Musicals in den USA sowie eine starke Marketingkampagne seitens Universal. Doch bedeutet das automatisch, dass Gladiator II ein Flop ist? Ganz so einfach ist es nicht – gehen wir der Reihe nach.

Wicked dominiert das US-Box Office

Mit einem beeindruckenden Startwochenende von 114 Millionen US-Dollar sichert sich Wicked die Spitze der nordamerikanischen Kinocharts. Der Film, dessen zweiter Teil bereits abgedreht ist und im November 2025 erscheinen soll, hatte ein Produktionsbudget von rund 350 Millionen US-Dollar – für beide Teile zusammen. Aktuelle Prognosen deuten darauf hin, dass Wicked die Marke von einer Milliarde US-Dollar an den weltweiten Kinokassen knacken könnte.

Bislang beläuft sich das Einspielergebnis außerhalb Nordamerikas auf knapp 50 Millionen US-Dollar. Ein solider Auftakt, zumal Universal den Film in vielen internationalen Märkten zurückhält, um ihn rechtzeitig zur Weihnachtszeit zu starten. In Deutschland kommt Wicked beispielsweise erst am 12. Dezember 2024 in die Kinos - wird aber bereits früher in vielen Previews gezeigt. Diese Strategie, den Film als Feiertags-Hit zu positionieren, könnte sich auszahlen, insbesondere da die Kritiken überwiegend positiv ausfallen. Häufig wird hervorgehoben, dass der Film – im besten Sinne – nach einer hochklassigen Produktion aussieht.

Wicked widerlegt auf der einen Seite, dass Musicals grundsätzlich als Kassengift gelten. Auf der anderen Seite war Universal im Marketing sehr darauf bedacht, nicht allzu offensichtlich zu betonen, dass es sich um ein Filmmusical handelt – zumindest für diejenigen, die die Bühnenvorlage nicht kennen. Ähnlich erfolgreich verfuhr Warner vor gut einem Jahr mit Wonka. Es wird spannend sein zu sehen, wie sich Wicked weiter halten und auch wie sich der Nachfolger nächstes Jahr schlagen wird.

Guter US-Start für den neuen Gladiator

Gladiator II, der in Deutschland bereits vor zwei Wochen gestartet ist, landete auf Platz zwei der US-Kinocharts. Die Kritiken sind gemischt, aber mit einem Startwochenende von etwa 55 Millionen US-Dollar in Nordamerika ist Paramount bestimmt nicht unzufrieden. Die Produktionskosten des Films werden auf 250 bis 310 Millionen US-Dollar geschätzt. Um profitabel zu sein, müsste er weltweit etwa das Zweieinhalbfache seines Budgets einspielen.

Derzeit beläuft sich das weltweite Einspielergebnis auf geschätzt rund 200 Millionen US-Dollar. Doch im Gegensatz zu Wicked dürfte Gladiator II nicht über die gleiche Langzeitwirkung verfügen. Ob der Film über Weihnachten nochmals an Fahrt gewinnt, bleibt fraglich. Trotzdem scheint ein finanzieller Totalausfall, wie ihn etwa The Fall Guy oder der drittplatzierte Titel der aktuellen Charts erlebten, unwahrscheinlich. Tatsächlich sieht es alles in allem sehr gut für Scotts neuen Sandalenfilm aus.

Red One belegt viele Kinos aber keinen Spitzenplatz

Den dritten Platz sichert sich die Weihnachts-Actionkomödie Red One - Alarmstufe Weihnachten, eine Produktion, die Amazon von MGM „geerbt“ hat. Der Film konnte auch in seiner zweiten Woche wenig überzeugen und spielte in Nordamerika lediglich etwas mehr als 13 Millionen US-Dollar ein. Bemerkenswert: Red One lief in mehr als 4.000 Kinos – deutlich mehr als Wicked (3.888 Kinos) und Gladiator II (3.573 Kinos).

Insgesamt steht Red One inländisch mittlerweile bei 52 Millionen US-Dollar. Dazu kommt ein bisheriges Einspielergebnis aus dem Rest der Welt von knappen 117 Millionen US-Dollar. Bei einem Budget von 250 Millionen US-Dollar und der immer stärker werdenen Konkurrenz am Box Office ist so gut wie sicher, dass der Titel als Kinoflop bezeichnet werden kann. Während seiner Kinolaufzeit wird Red One gewiss rote Zahlen schreiben - was eigentlich perfekt zum Titel passt.

Es wird übrigens weiterhin darüber spekuliert, dass Amazon den Film noch vor Weihnachten als Streamingtitel veröffentlicht, entweder als kostenpflichtiges VoD oder direkt auf Prime Video. Dort dürfte er wahrscheinlich besser ankommen. So oder so ist Red One ein weiterer Fehlschlag in der aktuellen Karriere von Dwayne Johnson. Mit Vaiana 2, in dem er erneut Maui spricht, könnte er aber bald wieder punkten.

Biopic-Erfolg mit deutscher Beteiligung

Die unabhängigen Angel Studios, die 2023 mit Sound of Freedom einen der kontroversesten, aber auch erfolgreichsten Indie-Filme des Jahres lieferten, landen mit dem Biopic Bonhoeffer auf Platz vier. Der Film erzählt die Geschichte des deutschen Theologen und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer und erzielte am Startwochenende knapp über 5 Millionen US-Dollar – und das bei einer Veröffentlichung in nur 1.900 Kinos.

Angesichts der starken Konkurrenz ist das ein beachtliches Ergebnis und ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des christlich geprägten Studios. Anders als bei früheren Produktionen der Angel Studios stehen die Chancen gut, dass der Film 2025 auch in deutschen Kinos zu sehen sein wird. Schließlich spielt (Der goldene Handschuh) die Hauptrolle, unterstützt von weiteren deutschen Stars wie und .

Venom beginnt sich zu verabschieden

Auf Platz fünf steht Venom: The Last Dance, der damit wohl endgültig seine Abschiedstour aus den nordamerikanischen Kinocharts beginnt. Für Sony ist das jedoch kein Problem, denn trotz teils verheerender Kritiken war der angeblich letzte Film rund um den Symbionten ein Erfolg. An seinem fünften Wochenende spielte er noch 4 Millionen US-Dollar ein. Damit hat er in den USA und Kanada bislang 133 Millionen US-Dollar gemacht. Dazu noch 456 Millionen US-Dollar weltweit. 

Gewiss, die Vorgänger waren noch erfolgreicher, aber dennoch ist Sony auch mit Teil drei sehr zufrieden. Daher wundert es wenig, dass es anscheinend (wieder) Überlegungen geben soll, Venom irgendwie mit Spider-Man in einen Film zu bekommen. Warten wir es mal ab und richten den Blick Sony betreffend als nächstes erst einmal auf Kraven the Hunter, den ersten Film des Sony Spider-Man Universe (SSU), der mit einem R-Rating starten wird. Mitte Dezember kommt er international in die Kinos.

Ausblick auf die nächste Woche

Nächste Woche startet Vaiana 2 nicht nur bei uns, sondern auch in den USA – und wird mit hoher Wahrscheinlichkeit die Spitzenposition der Kinocharts erobern. Die spannende Frage lautet jedoch, wie groß der Erfolg des Sequels ausfallen wird. Könnte die Rückkehr der polynesischen Heldin und des Halbgottes Maui womöglich dem bisherigen Jahresfavoriten, Alles steht Kopf 2, Konkurrenz machen? Es deutet auf ein aufregendes und äußerst lukratives Wochenende für Disney hin. Nicht zu vergessen, dass kurz vor Weihnachten auch noch Mufasa: The Lion King startet.

Außerdem kommt s Queer mit Daniel Craig in der Hauptrolle in die US-Kinos. Die A24-Produktion startet zunächst nur limitiert in den Vereinigten Staaten, weshalb es unwahrscheinlich ist, den Film nächste Woche in den Top 5 des nordamerikanischen Box-Office zu sehen. In Deutschland läuft Queer regulär ab dem 2. Januar an, mit deutschlandweiten Previews bereits ab dem 25. Dezember.

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