Von Stu am Dienstag, 16 August 2022, 21:01 Uhr
Bildnachweis: © Warner | Behind-the-Scenes-Material von "Vier gegen die Bank" (2016)
Der deutsche Regisseur Wolfgang Petersen ist tot. Er verstarb bereits am letzten Freitag, den 12. August 2022, an Krebs in seiner Wahlheimat Kalifornien. Er wurde 81 Jahre alt.
Der gebürtige Ostfriese stand lange Zeit für großes, international erfolgreiches Unterhaltungskino aus Deutschland. Doch zu Beginn drehte er in den 1970er Jahren u. a. Episoden des Krimi-Dauerbrenners Tatort. 1977 inszenierte er für die Reihe Reifezeugnis. Bis heute ist dieser Tatort der zweiterfolgreichste. Davor konnte Petersen mit Einer von uns beiden seinen ersten Kinofilm realisieren, der aber nicht so viel Eindruck machte. Ein weiterer wichtiger Film aus den 1970er Jahren war sein Katastrophenfilm Smog, eine Zusammenarbeit mit Das Millionenspiel-Schöpfer Wolfgang Menge.
1981 änderte Wolfgang Petersen dann das deutsche Kino nachhaltig. Mit seiner Verfilmung von Lothar-Günther Buchheims Roman Das Boot erschuf er einen Kultklassiker, der weltweit für Begeisterung sowie volle Lichtspielhäuser sorgte und mit dafür verantwortlich war, dass der gebürtige Emdener von Hollywood entdeckt wurde und dass auf dem internationalen Markt der deutsche Film wieder als Zuschauermagnet wahr und ernst genommen wurde. Drei Jahre später wiederholte er diesen Erfolg mit einer weiteren Bestseller-Verfilmung: Die Unendliche Geschichte. Es lässt sich nur schwer beschreiben, wie groß, populär und erfolgreiche dieser Film war. Er prägte den damaligen Zeitgeist enorm. Wolfgang Petersen eroberte endgültig die Welt? Na ja, fast.
1985 inszenierte er mit dem Sci-Fi-Drama Enemy Mine -Geliebter Feind seine erste US-Produktion. Der Film mit Dennis Quaid und Louis Gossett Jr. blieb hinter den Erwartungen zurück und es dauerte sechs Jahre, bis er mit dem US-Mystery-Thriller Tod im Spiegel als Regisseur zurückkehrte. Die Produktion war ein probater Erfolg und machte es möglich, dass seine große Zeit in Hollywood beginnen konnte.
Den Startschuss machte In the Line of Fire - Die zweite Chance mit Clint Eastwood, John Malkovich und Rene Russo, gefolgt vom starbesetzten Pandemie-Thriller Outbreak - Lautlose Killer. 1997 krönte er dann Harrison Fordzum US-Präsidenten und Gary Oldman zum Terroristen im Actionfilm Air Force One. Sein norddeutsches Faible für die Seefahrt konnte er derweil 2000 in der Seefahrertragödie Der Sturm mit George Clooneyund Mark Wahlberg ausleben. 2004 erschien dann mit Troja sein letzter großer, erfolgreicher Blockbuster.
2006 versuchte sich Petersen am Remake Poseidon, konnte aber weder Kritik noch Kinokasse damit erobern. Was folgte war eine lange Schaffenspause als Regisseur, die durchzogen war von Gerüchten und nicht umgesetzten Projekten. 2016 kehrte er für die Komödie Vier gegen die Bank nach Deutschland zurück. Interessant: Der Film mit Til Schweiger, Matthias Schweighöfer, Jan Josef Liefersund Michael Herbig war eine Neuverfilmung eines gleichnamigen Fernsehspielfilms aus dem Jahre 1976. Regie führte damals ... Wolfgang Petersen.
Neben Roland Emmerich war Wolfgang Petersen nicht nur ein wichtiger deutscher, sondern ganz allgemein ein wichtiger Filmemacher in der Traumfabrik. Genau wie sein schwäbischer Kollege erschuf er lange Zeit großes Kino für die Massen, gerne auch mit einer ordentlichen Dosis Pathos versetzt. Im Gegensatz zu anderen Filmemachern unserer Republik setzte er aber auch in seiner Heimat Maßstäbe und verhalf dem deutschen Unterhaltungsfilm wieder zu einer künstlerischen wie kommerziellen Relevanz.
Ruhe in Frieden.