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Schauspieler und Schriftsteller Michael Degen im Alter von 90 Jahren verstorben

DomKarnage

Von DomKarnage

Quelle: Spiegel Online
Bildnachweis: © ARD Degeto | Szene aus "Donna Leon: Auf Treu und Glauben"

Der Schauspieler und Schriftsteller Michael Degen ist tot. Der 90-Jährige, der im Januar noch seinen letzten runden Geburtstag begangen hatte, starb laut dem Rowohlt-Verlag bereits am vergangenen Samstag, dem 9. April in Hamburg. Bekannt war Degen neben zahlreichen Theaterrollen, wie etwa Shakespeares Hamlet, auch für seine Auftritte in Filmen. So spielte er für die beliebte Krimi-Fernsehreihe Donna Leon den Vorgesetzten des Kommissars Brunetti, zudem war er in mehreren Verfilmungen von Rosamunde Pilcher-Romanen zu sehen. Aber auch als Michael Sanders, dem Freund von Witta Pohl in der 80er-Kultserie Diese Drombuschs, dürfte er bis heute noch manchen ein Begriff sein.

Zur Welt kam Michael Degen als Sohn jüdischer Eltern 1932 in Chemnitz, wuchs allerdings in Berlin auf. Sein Vater, ein Professor, wurde 1939 ins Konzentrationslager Sachsenhausen überführt, wo er im Jahr darauf starb. Degen und seine Mutter hingegen überlebten den Holocaust in einem Versteck. Nach dem Zweiten Weltkrieg spielte Michael Degen sowohl am Kammertheater in der israelischen Hauptstadt Tel Aviv als auch am Deutschen Theater in Ost-Berlin. Dort wurde er schließlich fester Bestandteil des Ensembles unter niemand Geringerem als Bertolt Brecht.

Im Laufe seiner Film- und Bühnenkarriere arbeitete Degen mit einigen großen Namen zusammen, darunter Peter Zadek, Claude Chabrol oder Ingmar Bergman und führte auch unter anderem auch selbst Regie. Auch als Schriftsteller war er tätig, etwa bei seiner Autobiografie Nicht alle waren Mörder, die er 1999 veröffentlichte und die 2006 fürs öffentlich-rechtliche Fernsehen verfilmt wurde. Auch wenn Michael Degen aus seiner jüdischen Herkunft nie ein Geheimnis machte, so thematisierte er diese doch erst spät, spielte 1987 in dem Fernsehfilm Geheime Reichssache sogar Adolf Hitler höchstpersönlich und schrieb mit Blondie sogar einen Roman über dessen Schäferhündin.

Eine der Gelegenheiten, in der er seine Abstammung zum Thema machte, war zugleich auch seiner letzten Rollen. Das Historiendrama Das letzte Mahl wurde nur einen Tag in Sondervorführungen für Schulklassen auf der großen Leinwand gezeigt. Der Film handelt von der jüdischen Familie Glickstein beim letzten gemeinsamen Abendessen, am Vorabend der Machtergreifung Hitlers am 30. Januar 1933. Mit am Tisch sitzt Michael Degen, als Großvater, bei seinem allerletzten Kinoauftritt.

Ruhe in Frieden.

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