Bildnachweis: © Pixar | Werbemotiv zu "ROT"
Vergangene Woche erschien mit Pixars ROT das neueste Werk der Animationsschmiede, die seit 2006 zu Disney gehört. Doch ist der 25. Film bereits nach Soul und Luca auch der Dritte in Folge, der nicht mehr in den Kinos gezeigt wird, sondern ohne Zusatzkosten direkt im Abo bei Disney+ . Das sorgte bereits letztes Jahr für Unmut bei den Pixar-Mitarbeitern, die sich jetzt allerdings noch wegen eines anderen Misstandes Luft machen.
So berichten mehrere Medien einstimmig darüber, dass Pixar-Angestellte in einem Brief, den der The Guardian-Journalist Judd Legam letztens auf Twitter veröffentlichte, Disney Zensur vorwerfen. Dabei behaupten die Verfasser, die wohl auch größtenteils der sogenannten LGBTIQ-Community angehören, dass der Mauskonzern gezielt Inhalte aus Pixar-Werken entfernen würde, die gleichgeschlechtliche Zuneigung zwischen Figuren indirekt andeuten oder thematisieren. Erfolgen würde dies, wie es in dem offenen Anschreiben weiter heißt, bereits im Entwicklungsprozess und auch gegen Einwände des Kreativteams oder der Führungsetage bei Pixar.
Dem veröffentlichen Brief voraus geht eine Angelegenheit, wegen der Disney bereits schon seit Anfang letzter Woche scharf in der öffentlichen Kritik steht. Dabei geht es um das als "Don't say Gay" (Sag' nicht schwul) bezeichnete Gesetz, das letzten Dienstag im US-Bundesstaat Florida erlassen wurde. Dieses sieht vor, dass an Schulen keine gleichgeschlechtlichen und geschlechtsidentitären Inhalte mehr im Unterricht thematisiert oder diskutiert werden sollen. Gelten soll dies zwar zunächst nur für Schüler bis zur 3. Klasse, kritische Stimmen befürchten aber, dass diese Verfahrensweise noch ausgedehnt werden könnte auf sämtliche höhere Klassenstufen. Laut einem Bericht des ortsansässigen Florida Sentinel, soll Disney Politikern, die am dem Gesetzesentwurf beteiligt haben, monetäre Spenden hat zukommen lassen.
Viele werfen dem Mauskonzern im Zuge dessen auch Doppelmoral vor, da man sich zum einen wegen der Ukraine-Invasion an den Wirtschaftssanktionen gegen Russland beteilige, sich zum anderen aber nicht von der Kampagne hinter dem umstrittenen Gesetz distanziere, sondern diese auch noch finanziell unterstütze. Bob Chapek, seit 2020 CEO von Disney, hatte sich daraufhin zu Beginn letzter Woche zu den Vorwürfen geäußert und außerdem eine Mail an sämtliche Disney-Mitarbeiter geschickt, die das Branchenblatt Variety veröffentlicht hatte. Dabei hatte Chapek versichert, dass er die LGBTIQ-Community unterstütze und u.a. auch auf Produktionen wie Love, Victor verwiesen. Die Serie basiert auf der Romanverfilmung Love, Simon und stellt einen homosexuellen Jugendlichen in Vordergrund, fällt jedoch nicht in die Sparte von Pixar und läuft in den USA lediglich bei der Streamingtochter Hulu.
Wie man bei Disney nun aber auf den schwerwiegenden Vorwurf der Zensur aus dem eigenen Haus reagieren wird, bleibt abzuwarten.
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