Otto - Der Film lockte seinerzeit 1985 nicht nur bereits vor der Wende bundesweit 15 Millionen Zuschauer vor die Leinwände, sondern gilt auch bis heute als Kultfilm. Zum 35-jährigen Jubiläum soll die Komödie von und mit Komikerlegende Otto Waalkes auch in ausgewählten Kinos gezeigt werden.
Doch ist der Streifen nun, wohl auch bedingt durch die aktuell wieder aufgeflammte Rassismusdebatte, in die Kritik geraten. So sollen einige Witze aus heutiger Sicht wohl nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit sein und rassistische Stereotypen enthalten, bei denen auch vom berüchtigten "N-Wort" Gebrauch gemacht wird. Das hat eine öffentliche Diskussion darüber losgetreten, ob der Film überhaupt noch gezeigt werden solle.
So kommentierte das Stadtmagazin „tip Berlin“ kürzlich, dass es "verstörend" sei, den Film heute zu sehen:
"An mehreren Stellen (...) werden schwarze Menschen diffamiert. Das N-Wort fällt und es gibt eine ganze Szene, in der Otto gemeinsam mit einem dunkelhäutigen US-Soldaten (Günther Kaufmann) einen Trickbetrug durchzieht und den afroamerikanischen GI, den er auch noch „Herrn Bimbo“ nennt, einer älteren Dame als Sklaven verkauft."
Es gibt allerdings auch Gegenstimmen, etwa von Frank Olbert, dem Leiter der Kulturredaktion des Kölner Stadtanzeigers. In einem Kommentar schreibt er, dass der Film bereits damals schon kein Meisterwerk gewesen, aber auch sein schlechtes Beispiel für nicht mehr zeitgemäßen Humor sei. Zudem bezeichnet er die erhobenen Rassismusvorwürfe sowohl gegen Waalkes als auch seinen Gagschreiber Robert Gernhardt als "einigermaßen weit hergeholt".
Gegenwind gab es darauf wiederum von Tahir Della, Sprecher beim Verein Schwarze Menschen in Deutschland:
„Dass selbst bei solch offenkundigen rassistischen Inhalten noch geleugnet wird bzw. eine anti-rassistische Intention ‚reingezaubert‘ wird, ist symptomatisch für das mangelnde Rassismusverständnis. Aus meiner Sicht muss beim Aufarbeiten bzw. Abbau rassistischer Verhältnisse auch der Bereich Humor in den Blick genommen werden. Wenn diskriminierender Humor normalisiert wird, brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn es zu Schlimmerem kommt. Und Traditionen, die diskriminieren, verletzen und ausgrenzen, sind nicht erhaltenswert.“
Die zuständige Produktionsfirma Rialto Film in Berlin wehrt sich gegen die Kritik. Dazu der Geschäftsführer Matthias Wendtlandt:
„Die Szene in 'Otto - Der Film‘, in der Otto und ein dunkelhäutiger GI versuchen, einer unfassbar törichten Person einen Sklaven zu verkaufen, ist möglicherweise ein sehr frühes Beispiel für anti-rassistische Komik im deutschen Film. Wer diese groteske Szene als rassistisch empfindet, bringt offensichtlich ein Vorurteil mit, das sich durch die bloße Nennung bestimmter Begriffe gerechtfertigt wähnt, ohne die Absicht, den Zusammenhang und eine andere Deutung auch nur in Betracht zu ziehen.“
Weiter heißt es, dass die die Drehbuchautoren Bernd Eilert, Robert Gernhardt und Pit Knorr als Mitglieder der Neuen Frankfurter Schule und Gründer der Satirezeitschrift ‚Titanic‘ über den Verdacht rassistischer Haltung erhaben seien und dass das ebenso für Otto Waalkes selbst gelte. Die Darstellung einer völlig unreflektiert, in selbstverständlichem Rassismus verhafteten „Sklaven-Käuferin“ sei „eine deutlich erkennbare Satire".
Von den Verantwortlichen haben sich bislang weder Bernd Eilert noch Otto Waalkes geäußert. Letzterer steht laut seiner Sprecherin derzeit unter Coronabedingungen für die Verfilmung von Catweazle vor der Kamera. Otto - Der Film ist derzeit noch bei Netflix im Stream zu sehen, wird aber Ende Juli durch die auslaufende Lizenz aus dem Programm verschwinden.
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