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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Als Isabell erkennt, dass ihre alten Eltern nicht länger alleine für sich sorgen können, nimmt ihr Leben eine Wendung. Die Suche nach Pflegepersonal gestaltet sich schwierig und auch in ihrer Ehe mit Philipp gibt es Probleme; sie pendelt zwischen Berlin und dem Wochenendhaus ihrer Eltern, einem eindrucksvollen modernistischen Bau, den ihr prominenter Vater in seinen besseren Zeiten selbst entworfen hat. Hier trifft sie mehrmals auf die geheimnisvolle Anja, eine alleinerziehende Mutter, die gerade so über die Runden kommt.

Kritik

Zwei einander diametral gegenüberstehende Frauenfiguren, eine  Protagonistin in einer vorbelasteten Partnerschaft, soziale Privilegien und deren Einfluss auf Solidarität und Distanz zwischen den Figuren und ein diffiziles beidseitiges Abhängigkeitsverhältnis: All diese Charakteristika teilt Ina Weisses jüngste Regiearbeit mit ihrem vorigen Werk Das Vorspiel. Auch darin verkörperte die Hauptfigur Nina Hoss (Langue Étrangère), die nun die in einander überlagernden Konflikten gefangene Isabelle darstellt. Mit ihrem französischen Gatten Philippe (Vincent Macaigne, Suspended Time) führt die Maklerin ein komfortables Leben als Tochter des renommierten Architekten Rolf. 

Dessen Pflegebedürftigkeit und herrisches Temperament werden für die Tochter zunehmend zur Belastung. Diese delegiert sie geschickt auf die alleinerziehende Anja (Saskia Rosendahl, Sterben), deren Einsatz allerdings zwiespältige Motive zu haben scheint. Welche genau das sind, belässt die schemenhafte Beziehungsstudie im Vagen. Was die ältere Isabelle und jüngere Anja, die als einander spiegelnde Kontrastfiguren aufgebaut sind, zueinander treibt, bleibt unklar. Mehrfach steht nicht nur unterschwellig, sondern auch auf dialogischer Ebene eine romantische oder physische Anziehung im Raum. 

Doch ein authentisches Gespür für die individuelle Synergie einer sapphischen Liebe fehlt den beiden Hauptdarstellerinnen, obwohl jede für sich ein markantes Porträt ihrer Figur abliefert. In ähnlicher Weise entzieht sich der Regisseurin die instabile Alltagsrealität der unteren Arbeiterschicht, der Anja zugehört. Wie so oft im Spielfilm wird die Geldnot beschrieben, aber nie fühlbar.  Mit ihrer verwahrlosten Tochter Greta, Schund-Lektüre und manipulativen Aura ist Anja weniger Individuum als personifiziertes Klischee, dass die Mittelstandsperson im Handlungszentrum komplexer macht.  

Fazit

6.0

In der lichten, offenen Bildsprache ihrer Stamm-Kamerafrau Judith Kaufmann erzählt Ina Weisse die Geschichte eines zwischen Solidarität und Spannungen schwankenden Frauenverhältnisses. Bereits dessen gesellschaftliche Grundkonstellation scheint jedoch denkbar unwahrscheinlich. Begegnung und Befreunden einer voll von ihrer Mutterrolle beanspruchten Arbeiterklasse-Vertreterin und einer in der Tochterrolle gefangene Großbürgerin geschieht hier scheinbar selbstverständlich, ohne Rücksicht auf beider verschiedene Sozialräume, Codes und Sprachen. Die sich in Thriller-Elementen äußernde Angst vor der Unterschichts-Infiltration verrät die unbewussten Ressentiments des brüchigen Beziehungsdramas. 

Kritik: Lida Bach

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