1955 gelang dem damals noch völlig unbekannten, britischen B-Movie-Studio HAMMER mit Schock (The Quatermass Xperiment) ein echter Überraschungserfolg, der den Grundstein für ihren späteren Ruhm legen sollte. Der Film beruhte auf der sechsteiligen TV-Reihe Quatermass Experiment, die zwei Jahre zuvor auf BBC ausgestrahlt wurde. Deren Entwickler Nigel Kneale war mit einer Kino-Adaption einverstanden, nicht jedoch mit dem, was die Studio-Bosse danach vorhatten. Aufgrund des Erfolges sollte möglichst schnell ein Sequel her und der bis dato lediglich als Produktions- und Regieassistent tätige Jimmy Sangster – der zu den wichtigsten Kreativen bei HAMMER werden sollte – wurde beauftragt, ein Drehbuch zu verfassen. So entstand die erste Fassung zu XX unbekannt, die ursprünglich wieder die Figur des Quatermass beinhaltete. Als Kneale von dieser nichtautorisierten Produktion erfuhr, untersagte er sie umgehend. Das Skript landete jedoch nicht in der Tonne, sondern wurde lediglich angepasst. Statt Dr. Quatermass ist hier nun ein Dr. Royston am Werk, sonst sind die Ähnlichkeiten der Filme natürlich kaum von der Hand zu weisen. Am Ende relativ viel Wind um nichts, denn nur ein Jahr später folgte mit Feinde aus dem Nichts dann doch ein offizieller, zweiter Quatermass-Film von HAMMER (zehn Jahre darauf mit Das grüne Blut der Dämonen sogar ein dritter Teil). Kneale ging es wohl mehr ums Prinzip und fühlte sich von der Vorgehensweise überrumpelt, was im Grunde genommen auch irgendwie verständlich ist.
Damit aber nicht genug der überflüssigen Probleme: Das US-Partnerstudio Warner Brothers engagierte mit Dean Jagger (Der Kommandeur) zwar einen Oscar-Preisträger für die Hauptrolle, dieser war jedoch gar nicht einverstanden mit Regisseur Joseph Losey (der einige Jahre später mit Sie sind verdammt! einen der radikalsten und besten HAMMER-Filme realisieren sollte). Dieser stand im Zuge der McCarthy-Ära auf der Schwarzen Liste und war deswegen schon aus den USA ausgewandert. Jagger fürchtete wohl um seine eigene Reputation und so wurde Losey nach einer Woche „krankheitsbedingt“ durch Leslie Norman (Bestien lauern vor Caracas) ersetzt. Dieser wiederum war sichtlich unzufrieden damit, vor vollendete Tatsachen gestellt zu sein und kein Mitspracherecht mehr über Besetzung, Skript und Drehplan zu besitzen. Seine schlechte Laune ließ er wohl andauernd an Cast und Crew aus, was zu etlichen Unstimmigkeiten am Set führte. Genau genommen gleicht es bald einem kleinen Wunder, dass der Film trotz dieser widrigen Umstände nicht nur fertiggestellt wurde, sondern sich abermals als relativ gelungen bezeichnen lässt.
-„So, what we‘re looking for?“
-„I don’t know.“
-„And what would we do, if we find something?“
-„I’m afraid, I don’t know either!“
Trotz des (eigentlich viel zu) prominenten Hauptdarstellers ist XX unbekannt natürlich ein extrem günstig und flott produziertes B-Movie, welches sich jedoch von seiner Stimmung vortrefflich in das vom aktuellen Weltbild maßgeblich geprägte Science Fiction Kino der 50er Jahre einfügt. Geschickt wird mit dem Publikum gespielt, das lange keine Ahnung hat, mit welcher Form der Gefahr es man hier wirklich zu tun hat. Die Bedrohung, sie hat kein Gesicht, keine Form, sie scheint nicht (an)greifbar, dennoch ist sie ganz konkret und nicht zu leugnen. Nur nicht dingfest zu machen, rätselhaft, beinah subversiv. Das passt hervorragend zu den Ängsten, die der noch frische Kalte Krieg im realen Leben mit sich brachte und in jenem Jahrzehnt auch durch Werke wie Das Ding aus einer anderen Welt, Invasion vom Mars oder Die Dämonischen aufgegriffen wurden. Zusätzlich wird hier noch die Furcht vor den unberechenbaren Folgen von Radioaktivität mit eingebaut, was dem Film eine unmittelbare, beunruhigende Aktualität verleiht, obwohl sein Plot natürlich weit weg von Realismus ist. Für seine Zeit gibt es sogar relativ drastische Momente, wie z.B. der Tod eines Kindes durch radioaktive Verbrennungen. Das alles ergibt einen kurzweiligen, für seine Mittel recht clever und effektiv inszenierten Sci-Fi-Schocker, der sogar über ein paar kreative Ansätze verfügt (der „Feind“ ist diesmal ein ganz anderer als üblich, sowohl von seiner „Herkunft“ als seinem Erscheinungsbild) und womöglich auch als Inspirationsquelle für spätere, weitaus bekanntere Genre-Vertreter verantwortlich sein könnte.