Inhalt
Willkommen im Chaos: Während Duke (Mark Burnham) sich durch die Welt kifft und an seine Kundschaft in tote Ratten verpacktes Gras vertickt, können auch der perverse Renato (Eric Warenheim) sowie die blonde Shirley (Arden Myrin) nur von einer besseren Welt träumen. Stattdessen geraten sie in verrückte Abenteuer, die eine Welt ohne jegliche Moral offenbart. Egal: Denn die Polizei ist hier mehr als Gesetz…
Kritik
Regisseur Quentin Dupieux lädt spätestens seit seinem Durchbruch „Rubber“ zum regelmäßigen Dialog ein: Zur Frage, ob denn seine Filme eigentlich Filme sind, oder schlichtweg surrealistische wie anarchistische Kurztrips in eine Welt, die mehr aus Chaos zu bestehen scheint, als einer fassbaren Wirklichkeit. Trash, philosophische Meisterwerke, vollkommener Schwachsinn oder kunstvolle Ästhetik? Und bislang ist die Frage hierauf ungeklärt. Dies mag zuweilen auch daran liegen, dass uns Dupieux noch lange nicht sein komplettes Werk offen gelegt hat. Denn während „Rubber“, immerhin geht es hier um einen rachsüchtigen Reifen, noch ein wenig seicht (und auch blutig) über die Bildschirme flatterte, gab es mit „Wrong“ gleich den ganz großen Aufschlag. Einem voller Peinlichkeiten, einer mehr als verrückten Welt, schrägen Charakteren sowie einer zweifelhaften Moralvorstellung. Dennoch gefiel die ungewöhnliche Herangehensweise, sodass der Begriff „White Trash“ eigentlich im Kino eine vollkommen neue Definition erhalten sollte. Nun liefert uns der exzentrische Musiker und Filmemacher sein nächstes Kapitel: „Wrong Cops“.
Und während es der Titel schon vermuten lässt, ist der Film rund um ein paar vollkommen losgelöste, und gar bescheuerte, Cops ist eine indirekte Fortsetzung/Fortführung von „Wrong“. Immerhin hatten einige der Figuren bereits einen Auftritt in der schrillen Odyssee. Und doch, „Wrong Cops“ ist ein wenig eigenständig und frei von seinem geistigen Original. Allerdings wird einem als Zuschauer das Gefühl nicht los, als wolle Regisseur Quentin Dupieux einfach noch ein wenig mehr von seinen Charakteren abliefern. Ohne jegliche Substanz, Tiefe, philosophische Richtung oder Zielsetzung. Und ja, die Chaos-Cops zeigen uns eine Welt, in der eigentlich alles vollkommen egal ist. Gleichgültig ob kiffende Polizisten, Mörder, vermeintliche Diebstähle oder Belästigungen, alles wird regelrecht nebenher und vollkommen bizarr abgeliefert, ohne das auch nur eine Figur so reagiert, wie man es als Zuschauer erwarten würde. Dies gefällt, ohne Zweifel, ergibt dies doch einen eigenwilligen Humor der mehr als nur einmal zum lauten Lachen animiert. Egal ob halbtoter Kofferraum Passagier, Ratten als Drogen-Pakete oder der stetige penetrante Soundtrack (der durchaus ansprechend ist), hier gibt es wahre Skurrilität, sodass Fans von solch abgefahrenen Welten voll auf ihre Kosten kommen.
Dennoch macht „Wrong Cops“ etwas elementar falsch: Während sich Figuren, Handlungen sowie die eigentlich Welt perfekt in ein Chaos stürzen, gibt es nichts Nennenswertes dahinter. Weder eine interessante Geschichte, noch ein philosophischer Unterbau, gesellschaftliche Kritik oder ein durchgehend gut getimter Humor. Viel eher entpuppt sich das Werk als zumeist vollkommen sinnfreie Ansammlung von kleinen Abenteuern, die kurzzeitig zusammen hängen. Erst gegen Ende, wenn Officer Duke (herrlich absurd von Mark Burnham gespielt) eine Abhandlung von Hölle, Himmel und Erde schwadroniert, gibt es ein Highlight zu bestaunen. Nur um es kurz danach erneut in Banalitäten untergehen zu lassen. Schade, denn gerade Setting, Schauspieler, Figuren sowie Humor wissen zu gefallen. Doch ohne Richtung, bleibt einzig ein heilloses Chaos zurück.
Fazit
„Wrong Cops“ ist scheinbar Anarchie pur: Nicht nur, dass sämtliche Cops schwachsinnig, trottelig oder labil sind, auch die Handlungen ergeben ein Wirrwarr, welches kurzzeitig durchaus (gerade im Hinblick auf dem Humor) zu gefallen weiß. Und auch Inszenierung, Soundtrack sowie Darsteller können überzeugen. Doch all dies ohne ein Ziel oder einen relevanten Mehrwert? Gerade dies sorgt dafür, dass das neue Abenteuer von Regisseur Quentin Dupieux mehr Fragezeichen zurücklässt als erfreute Gesichter.
Autor: Thomas Repenning