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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Im Jahr 1981 hat sich der ehemalige Pornostar John Holmes längst in ein kokainschnupfendes Drogenwrack verwandelt, daß sogar von seiner Frau Sharon verlassen wurde. Um mit seiner minderjährigen Freundin Dawn aus dem Sumpf herauszukommen, geht er auf die Idee einer Gruppe Kleindealern um Launius ein, den Crimeboss Nash auszunehmen. Holmes, der mit Nash befreundet ist, ist bereit zu helfen, doch kurze Zeit nach dem Überfall findet man in der Wonderland Avenue die furchtbar zugerichteten Leichen aller Beteiligten. Nur Launius Frau überlebt, doch sowohl sie, als auch Holmes und ein Freund von Launius erzählen unterschiedliche Geschichten über den Ablauf der Nacht und die Beteiligung einzelner Personen...

Kritik

In über 1750 Filmen hat er mitgespielt (nein, es ist nicht Eric Roberts) und nach eigenen Angaben mit gut 14.000 Frauen geschlafen: John Holmes, einer der legendärsten Pornodarsteller aller Zeiten. Sein Leben und seine Karriere, die Ende der 60er mit einer Zufallsbekanntschaft auf der Herrentoilette begann, diente auch als Vorlage zu Paul Thomas Anderson’s Meisterwerk Boogie Nights, wobei es sich dort noch um ein fiktives Werk handelte, das sich lediglich stark von Eckdaten und realen Ereignissen inspirieren ließ. Im wahren Leben verstarb Holmes 1988 an Aids, sein Stern befand sich aber schon lange vorher im drastischen Sturzflug. Über seinen dramatischen Höhepunkt herrscht bis heute Unklarheit: Ein bestialischer Vierfachmord in der Wonderland-Avenue in Los Angeles im Juli 1981, in den er unzweifelhaft in irgendeiner Form involviert war, aber aus Mangel an stichhaltigen Beweisen, widersprüchlichen Aussagen und fehlenden Augenzeugen nie zur Rechenschaft gezogen werden konnte. Wonderland von dem auch am Skript beteiligten James Cox (Billionaire Boys Club) konzentriert sich auf jene schicksalhaften wie mysteriösen Tage im Leben des John Holmes (Val Kilmer, Song to Song).

Zu diesem Zeitpunkt ist er bereits nur noch ein drogensüchtiges Wrack und führt gemeinsam mit seiner jungen Geliebten Dawn (Kate Bosworth, Before I Wake) ein Leben im Rausch. Aber auch ihr wird es unheimlich, als John eines Abends erst nach unzähligen Stunden und völlig verstört wieder in ihrem Motelzimmer aufschlägt. Am nächsten Morgen sind die Nachrichten voll von einem grausamen Verbrechen in der nahgelegenen Wonderland-Avenue, wo vier Menschen mit Eisenrohren erschlagen wurden und eine fünfte Person schwer verletzt überlebte. Schnell werden auch die zuständigen Ermittler Louis (Franky G, Saw II) & Nico (Ted Levine, Heat) auf Holmes aufmerksam. Allerdings erst, nachdem sich der aufgebrachte Junkie, Dealer und Gewaltverbrecher David Lind (Dylan McDermott, Survivor) als sehr gesprächig erweist. Seine Geschichte kann Holmes grundsätzlich bestätigen, allerdings weicht er in äußerst wichtigen Details von ihr ab, was zu einem Sumpf aus gegenseitigen Beschuldigungen und Mutmaßungen führt, an dessen Ende aber immer ein Name steht: Eddie Nash (Eric Bogosian, Talk Radio), der Nachtclub-König von Hollywood.

Mit nur 5 Millionen Dollar Budget trommelt James Cox nicht nur einen sehr prominenten, fähigen und spielfreudigen B-Cast zusammen, ihm gelingt zudem ein stilsicheres Portrait eines bis heute ungeklärten, spektakulären Kriminalfalls. Auf der Grundlage von Fakten und lediglich mit den gar nicht mal so zahlreichen, aber eben besonders wichtigen, unbekannten Variablen spielend ist Wonderland ein smart erzähltes Thriller-Puzzle voller dubioser, gebrochener, aber auch tragischer Verlierer-Typen geworden, die sich gegenseitig in den Abgrund gerissen haben oder noch dabei sind es zu tun. Cox zeigt viel Gespür für den Zeitgeist dieser Periode, dem Umbruch von den späten 70ern in die frühen 80er, als die Leichtigkeit der wilden Zeit plötzlich verloren ging und der harte Aufprall auf den Boden der Realität unvermeidbar. Die Quittung für einen exzessiven Lebensstil sozusagen. Auch optisch passt sich der Regisseur des dargestellten Zeitraums an, präsentiert Bilder im leicht ausgeblichenen, verwaschenen Retro-Look, mit einem passenden Soundtrack unterlegt.

Obwohl man Wonderland vielleicht vorwerfen könnte, sich etwas wenig zu trauen, da er eigentlich keine eigenen Thesen aufstellt und die einzigen Spekulationen aus den jeweiligen, zum persönlichen Vorteil geschönten Aussagen seiner beiden unglaubwürdigen Kronzeugen zitiert, er maßt sich dadurch zeitgleich auch nicht an, für eine der nicht bestätigten Halbwahrheiten Partei ergreifen zu wollen. Es ist auch kein klassisches Biopic, wodurch die so immens spannende Person des John Holmes lediglich auf dieses Ereignis begrenzt bleibt, aber mehr soll auch gar nicht dargestellt werden. Der Film versteht sich mehr in der neutralen Beobachter-Rolle, einer Berichterstattung im Gewand eines Krimis, die sich aber nicht davor scheut seine wichtigsten Figuren mit einer gewissen Sympathie auszustatten. Oder zumindest so was wie Mitleid, ohne irgendetwas gutzuheißen. Großen Anteil daran haben natürlich die Darsteller, allen voran Val Kilmer, von dem man in diesem Jahrtausend nur selten Gutes berichten konnte. Wonderland ist definitiv eine seiner persönlich besten Arbeiten in den letzten 15 Jahren, wenn nicht die Beste.

Fazit

Ein hervorragend gespielte und gekonnt inszenierte Mischung aus Kriminalfallretrospektive, Biopic-Ausschnitt und Zeitdokument, trotz relativ bescheidener Möglichkeiten ohne nennenswerte Einschränkungen im Vergleich zu großen Studioproduktionen. Neues Licht ins Dunkel dieses grausamen Verbrechens liefert der Film nicht, weil er es eben auch nicht kann. Er legt nur noch mal die Fakten auf den Tisch und lässt jeden aufgrund dessen sein eigenes Urteil fällen. Ein starker, zu Unrecht selten wirklich wertgeschätzter Film.

Kritik: Jacko Kunze

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