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Quelle: themoviedb.org

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White Noise dramatisiert die Versuche einer zeitgenössischen amerikanischen Familie, mit den alltäglichen Konflikten des Lebens umzugehen und sich gleichzeitig mit den universellen Geheimnissen der Liebe, des Todes und der Möglichkeit des Glücks in einer ungewissen Welt auseinanderzusetzen.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Im Mai 2012, als David Cronenbergs Cosmopolis in Cannes Weltpremiere feierte, sprach der Altmeister des Bodyhorrors darüber, wie man sich als Filmemacher*in einer Romanadaption nähern sollte und fand dafür bemerkenswerte Worte: „[Y]ou have to betray the book in order to be faithful to the book“. Cronenberg mag mit dieser Aussage all jenen vor den Kopf stoßen, die eine Literaturadaption zuvorderst daran messen, wie nahe sich diese an die Vorlage hält. Was der Kanadier allerdings verstanden hat, ist, dass man der Prosa eines Don-DeLillo-Romans nicht mit einer schlichten Bebilderung des Stoffes beikommen kann. Die Aspekte des Buches, die nicht filmisch daherkommen, lasse man lieber gleich außen vor, statt sie in falscher Loyalität zum Ausgangsstoff ins Bewegtbild zu zwängen. Es darf davon ausgegangen werden, dass Noah Baumbach sich ganz ähnlichen Fragen aussetzte, als er sich, zehn Jahre nach Cronenberg, ebenfalls an den Transferversuch eines Don-DeLillo-Roman ins Bewegtbild machte.

In Noah Baumbachs (The Squid and the Whale, Marriage Story) White Noise, das wie so häufig im Werk des New Yorkers, eine Intellektuellen-Familie der (Upper) Middle Class ins Zentrum stellt, begibt er sich dafür auf durchaus unbekanntes Terrain. Denn das sogenannte Airborne Toxic Event, das dem zweiten Teil der als Triptychon arrangierten Geschichte seinen Namen verleiht, forderte Baumbach dazu heraus, erstmals in seiner Karriere echte Action zu inszenieren. Als in der Mitte des Filmes ein Truck in einen Güterzug kracht und die entflammten Chemikalien eine große, dichte Wolke schwarzen Rauches erzeugen, kommt das indes mit Ansage. Besessen davon, die postmoderne Tendenz auszustellen, alle Formen von Ereignissen zu Spektakeln zu stilisieren, deutet Baumbach bereits in der Eingangsszene an, wohin die Reise geht, als wir in einem Vorlesungssaal der 80er Jahre unter dem lauten Rattern eines Filmprojektors Bilder von in rascher Abfolge geschnittenen Autounfällen an die Wand geworfen sehen, während der Professor (Don Cheadle, Crash ) seinem Hörsaal, Zigarillo rauchend und mit histrionischer Wallung, zu denken gibt, in einem Autounfall weniger einen Akt der Gewalt zu erkennen, denn eine Eruption der Schönheit. Der Professor heißt Murray, ein Kollege unseres Protagonisten Jack Gladney. Der vom bierbäuchigen Adam Driver gespielte Jack interessiert sich ebenfalls für die düsteren Implikationen des Spektakels, muss es von Berufswegen, gilt er doch als eine Koryphäe auf dem Gebiet der Hitlerstudien. Um diesen Ruf auf einem internationalen Kongress zu bestätigen, beschließt er endlich Deutschstunden zu nehmen, eine Sprache so schwierig wie essentiell für sein Forschungsgebiet. Nicht, dass sich dieses Problem im Laufe des Filmes als außerordentlich wichtig herausstellte, stehen doch bald schon größere Probleme ins Haus.

Bis die Probleme in White Noise als solche erkannt werden, zieht jedoch meist einige Zeit ins Land, was zumeist daran liegt, dass sich insbesondere die Eltern weder fähig zeigen, ihre Umwelt von ihren Idiosynkrasien zu abstrahieren, noch sie dazu bereit sind, sich ein Leben abseits des bequem eingerichteten Alltags vorzustellen. Einige Versuche muss die älteste Tochter Denise (Raffey Cassidy, The Killing of a Sacred Deer) unternehmen, um Jack davon überzeugen, dass seine Ehefrau Babette, genannt Baba (die Regisseurin und mit Baumbach in Partnerschaft lebende Greta Gerwig (Lady Bird, Little Women), in Momenten, da sie sich unbeobachtet glaubt, kleine (und wie sich herausstellt unidentifizierbare) Pillen zu sich nimmt. Gleichzeitig ziehen nach dem Verkehrsunglück zwischen Zug und Lastwagen buchstäblich dunkle Wolken auf, deren Gesundheitsrisiko für den Menschen binnen kürzester Zeit wieder und wieder aufwärts korrigiert wird, ohne dass sich Jack von der aufziehenden Bedrohung beeindrucken lässt. Selbst als aus den Megaphonen vorbeieilender Notfallwagen Evakuierungsanweisungen dröhnen, die kundgeben, es handele sich nun um eine höchst gefährliche Luftverschmutzung, deren Auswirkungen bei etwaiger Inhalation ungewiss seien, ist Jack nicht bereit, den Dinner-Tisch zu verlassen, bis er sich seiner energisch auf ihn einredenden Familie nicht mehr erwehren kann. Als die Patchworkfamilie sich im Zuge einer allgemeinen Evakuierungsmaßnahme in den kantig-roten Familien-Kombi begibt, um der herannahenden Wolke zu entkommen, da deutet sich bereits eines der zentralen Themen in White Noise an: ein nicht geführter Generationenkonflikt. Immer wieder unterwandern ihre Kinder die Autorität Babettes und Jacks, zeigen sich proaktiv (und lebensrettend), wo ihre gutsituierten Eltern zaudern und sich in ihrem von Neurosen und Ängsten gefütterten Phlegma einrichten.   

Baumbachs satirischer Ton und dessen dynamische Inszenierung konterkarieren indes jenes Phlegma: Die Kamera ist hier ständig in Bewegung, rotiert beinah manisch während einer der zentralen Montagen des Films um Jack und Murray herum, deren gemeinsame Vorlesung, ob ihres Hanges zum Theatralischen, alsbald zu einer überbordenden Groteske avanciert, als sie mit entpolitisierendem Impetus die Charaktere Hitlers und Elvis miteinander vergleichen. Ein ähnlicher Überschwall an Worten entbricht auf tägliche Weise um Jack und Babette herum; es ist ein Haus, in dem ständig geredet wird, weshalb es den Familienmitgliedern schwer fällt, gehört zu werden. Wenn die Stimmen dann einmal durchdringen, sind es meist die der Kinder, die sich wortgewandter, cleverer und wacher, aber besonders: wissbegieriger zeigen. Oft genug wirken diese Szenen jedoch, als seien sie von der Pointe ausgehend motiviert und als ordne Baumbach jene Pointen ihren Figuren über, was es verunmöglicht, sich von Jack oder Babette oder irgendeiner anderen Figur dieser Dramedy emotional einnehmen zu lassen. Wäre Baumbach darum bemüht gewesen, eine reine, durchweg grelle Satire zu erzählen, als die White Noise bisweilen daherkommt, so schiene ein solcher Einwand obsolet. Da sich Baumbach allerdings später noch auf denkbar unzweideutige Weise darum bemüht, das Publikum durch die überstandene Ehekrise zu affizieren, wirkt die Schrillheit, aus der White Noise bis dahin versucht, seinen Humor zu schöpfen, plötzlich nachteilig, ganz, als wolle Baumbach nun das Ehedrama eines anderen Filmes erzählen, in dem die Figuren nicht bewusst karikaturesk daherkamen.

Dass White Noise nicht ans Herz gehen will, mag besonders darin begründet liegen, dass Baumbach kein filmisches Äquivalent für den Ich-Erzähler Jack aus der Romanvorlage findet, dessen Introspektion uns im Roman nah an die Figur Jack herantreten lässt. Doch auch den Weg ins Hirn mag White Noise nur über Dekaden alte Diskussionen zu Themen wie Simulation und Konsumismus finden. Im kleinen zeigt sich das, wenn eine der Töchter, von den Nachrichten geschult welche Nebenwirkungen der Kontakt mit den schwarzen Wolken haben kann, während des Abendessens mit Übelkeit aufspringt, während die Familie unbeeindruckt resümiert, dass sie, angesichts des neueren Wissens aus den Nachrichten, veraltete Symptome aufzeige. Im Großen findet sich wenig später das Thema der Simulation wieder, als Jack, mit seiner Familie in einem Zwischenlager mit anderen Evakuierten, mit Verwunderung auf die dortigen Behörden reagiert: Ein Team, das für gewöhnlich Katastrophenhilfe im Probefall durchführt und sich nun von der gegenwärtigen Realität überholt sieht. In dieser Hinsicht hinkt der Film White Noise der Gesellschaft durchaus hinterher, während sich der Roman 1985 noch als richtungsweisend erwies.

Es ist schwer vorstellbar, dass Neil Postmans Amusing Ourselves to Death nicht maßgeblich war für Baumbachs Ableitung dessen, was Don DeLillo einst zu Papier brachte. Wenn alle Figuren im Abspann schließlich zu LCD Soundsystems Song "New Body Rhumba" durch den Supermarkt tanzen, möchte man Baumbach zunächst zum Einfall gratulieren – nur so lang allerdings, bis man sich daran erinnert, dass jene Szene das Ende eines Filmes markiert, der es sich zu bequem darin eingerichtet hat, ins Jahr 1985 zurückzukehren, statt neue Wege zu beschreiten.

Fazit

Mit einem präzedenslos hohen Budget von 80 Mio. US-Dollar ausgestattet, gelingt es Noah Baumbach mit White Noise zu selten, sich von der Romanvorlage Don DeLillos zu emanzipieren. Verhaftet in breitgetretenen Diskursen zu Konsumismus, dem Spektakel und der Simulationsschleife kehrt Baumbach in das Vorstadtmilieu einer Familie im Mittleren Westen der 1980er Jahre zurück und verpasst es dabei, dem DeLillo-Stoff ihre dringende Aktualität abzutrotzen.     

Kritik: Patrick Fey

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