Anna und Eric sind am Beginn einer wunderbaren ersten Liebe, doch bald entwickelt sich die junge Beziehung zu einem bedrohlichen Katz- und Mausspiel. Nichts und niemand ist so, wie es scheint.
Was man von My Secret Life erwartet, ist definitiv eine gewöhnliche Stalker-Geschichte, bei der eine Online-Bekanntschaft, die von einer jungen naiven Frau gesetzten Grenzen, nicht akzeptieren möchte. Genau das bekommt man am Anfang zu sehen: Ein junges Mädchen (Grace Van Dien, Lady Driver) führt tiefgründige Gespräche mit einem Mann (Kyle Gallner, Dinner in America) den sie nur online kennt und obwohl sie ihm ziemlich viel von sich selbst und ihrem Leben offenbart, ist sie noch nicht bereit ihn persönlich zu treffen. Er beehrt sie trotzdem mit seiner Anwesenheit. Während eine Frauenfigur in älteren Filmen das Ganze als eine romantische Geste gedeutet hätte, ordnet Anna diese Überraschung als unangemessen und aggressiv ein, was genau den gegenwärtigen Zeitgeist wiedergibt.
Das bleibt längst nicht die einzige progressive Seite an diesem Film. Er behandelt nämlich eine ganz wichtige Thematik, die in dieser Konstellation nur selten in Filmen problematisiert wird. Allerdings ist es unmöglich nicht zu Spoilern, wenn man weiter darauf eingeht, deswegen sollte man sich auch lieber überraschen lassen, weil der Thriller letztendlich eine Richtung einschlägt, mit der man nicht gerechnet hätte und stellt damit alles auf den Kopf, was man zuvor geglaubt hat. Nichtsdestotrotz hält sich die Spannung dabei in Grenzen, weil man nie wirklich das Gefühl hat, dass man es kaum abwarten kann, was als Nächstes passiert. Man hat nie Angst, um die Figuren und trotz der Stalker-Problematik ist die Atmosphäre nie unheimlich oder verstörend.
Außerdem macht man hier schon zu Beginn des Films einen Fehler, indem man nervtötende und penetrante Musik weiter laufen lässt, obwohl sich die Figuren schon längst unterhalten. Das ist unglaublich störend, weil diese nervige Musik zu laut ist und die Gespräche teilweise übertönt. Später, im Laufe des Films wird es deutlich besser und dennoch verliert der Film deswegen gleich zu Beginn stark an Sympathiepunkten, dabei ist es gerade am Anfang wichtig, die Zuschauer mitzunehmen, statt sie sofort zu verschrecken. Trotzdem sollte man diesem Film eine Chance geben, weil er ein schwieriges Thema vollkommen passabel umsetzt und auch der Hauptdarsteller Kyle Gallner mit einer soliden Darstellung eines verletzlichen Menschen überzeugt. Es ist eben nicht immer alles, so wie es scheint und die Grenze zwischen Opfer und Täter kann manchmal fließend sein. Die Frage ist, wer ist in dieser Geschichte eigentlich gut und wer ist böse?
Fazit
Ein solider Thriller, der sich einer schwierigen Thematik annimmt und eine durchaus originelle Geschichte erzählt. Trotz der fehlenden Spannung und der nervtötenden Begleitmusik, die die Dialoge teilweise übertönt, kann man sich an dem Schauspiel von Kyle Gallner und anderen Figuren erfreuen. "My Secret Life" ist kein Meisterwerk, aber er erhebt auch keine Ansprüche eins zu sein und ist im Großen und Ganzen ordentlich umgesetzt.
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