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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

US-amerikanische Tragikomödie aus dem Jahr 1995. Die 11-jährige Dawn Wiener wird vom Unglück verfolgt: Ihre Mitschüler spotten über sie, bei den Lehrern findet sie auch keinen Anklang und zu Hause stößt sie bei ihren Eltern auf wenig Liebe zu Gunsten ihrer kleinen, frechen Schwester. Aber Dawn gibt nicht so leicht auf.

Kritik

Bereits in der ersten Szene von Willkommen im Tollhaus rückt Todd Solondz (Life During Wartime) seine Protagonistin in ein eindeutiges Licht. Mit ihrer schrillen Klamottenwahl, der dicken Brille auf der Nase und den ängstlich zum Zopf gebundenen Haaren ist Dawn Wiener eine klassische Außenseiterin. In der Mittagspause findet die 11-jährige Schülerin keinen Tisch, zu dem sie sich setzen darf, wird von Mitschülern hämisch "Wiener-Dog" genannt, bekommt bei jeder Gelegenheit vorgehalten, wie hässlich ihr Äußeres sei und findet noch dazu auch zuhause bei ihrer Familie keinen Anschluss, da die kleinere Schwester eine süße Vorzeige-Ballerina ist, die heuchlerisch alles macht, was die Mutter sagt, und ihr Bruder ein begabter Streber ist, der nicht umsonst den Titel "King of the Nerds" trägt. 

Anstatt seinen Film zu rührseligem Betroffenheitskino verkommen zu lassen, in dem man mit der armen Dawn während ihrer durchaus erschütternden Drangsalierung mitleidet, antwortet Solondz dagegen auf seine ganz eigene Weise mit messerscharfen, ambivalenten Spitzen. Willkommen im Tollhaus ist zwar ein stellenweise äußerst unbequemes Coming-of-Age-Porträt, bei dem vor allem Betroffenen, die selbst mit Mobbing in der Schule oder einem ignoranten, unverständlichen Elternhaus zu kämpfen hatten, ein ums andere Mal mulmig in der Magengrube werden dürfte, doch eine klare Positionierung verweigert der Regisseur. Dawn weiß sich nämlich durchaus zu wehren, kehrt all den Zorn und Hass, der ihr selbst widerfährt, gerne mal gegen die wenigen Menschen um, die sie mögen und richtet wissentlich einiges an Chaos und Verletzungen an. 

Solondz hat mit seiner Hauptfigur eine kleine Rebellin geschaffen, die sich zwischen einem wahren Suburbia-Albtraum, in dem sämtliche Probleme am Küchentisch mit einem falschen Grinsen weggeredet werden sollen, erbarmungslosen Kindern im pubertierenden Alter und gesellschaftlich einzwängenden Normen behaupten muss. Mit einem scharfsinnigen Gespür für fiese Pointen zielt der Regisseur immer wieder auf die Lachmuskeln des Zuschauers ab, während der regelmäßig darüber nachdenken muss, ob er Mitgefühl für das Leiden von Dawn aufbringen soll oder ab und zu so etwas wie eine teuflische Befriedigung verspürt, wenn das Mädchen aufgrund einiger durchaus derber Aktionen wieder und wieder einen Denkzettel verpasst bekommt. Es ist genau diese feine Linie, die Solondz beschreitet, die sein Schaffen auszeichnet und so besonders macht. 

Fazit

Kaum einem Regisseur gelingt es so gekonnt wie Todd Solondz, haarsträubende Abgründe zu schaufeln und satirisch bissige Spitzen zu verschießen, während er sein Publikum Gefühlen aussetzt, die zwischen schuldiger Schadenfreude und beklemmender Betroffenheit schwanken.

Kritik: Patrick Reinbott

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