Inhalt
Der smarte Cole träumt davon, als Electro-DJ voll durchzustarten und den einen Song zu produzieren, der ihm den Durchbruch zum Erfolg bringt. Tagsüber hängt er mit seinen alten Freunden ab, nachts zieht es ihn jedoch in die Szene-Spots von Los Angeles. Als ihn der charismatische, etablierte DJ James unter seine Fittiche nimmt, scheint seine Chance gekommen. Doch als Cole sich in James' Freundin Sophie verliebt, setzt er alles, wofür er brennt, auf's Spiel.
Kritik
Was ist eigentlich ein Hipster? Was zeichnet Hipster aus? Sind es klassenspezifische Symbole, bzw. Gegenstände wie Hornbrillen, Mate-Tee, Jutebeutel, MacBooks und Vollbärte, die einen Menschen zum Hipster machen? Wer eine Antwort auf diese Frage weiß, der schicke dem Autor dieser Kritik doch einfach eine Nachricht oder hinterlasse seine Erkenntnis direkt unter der Kritik bei den Kommentaren. Danke.
Warum die Hipster-Frage? Nun, der Kritikautor hatte nach dem Screening von „We Are Your Friends“ das Gefühl, dass er gerade einen Hipster-Film gesehen hatte. Es geht um junge Leute, Twens, die versuchen ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen ohne dabei jedoch ihre Träume aus dem Visier zu verlieren. Einer von ihnen ist Cole Carter, dargestellt von Zac Efron, der als DJ dem San Fernando Valley, der unpopulären Seite der Hollywood Hills, entkommen will. Kurz: Cole will Ruhm, Geld und Anerkennung und wie es der Zufall will lernt er mit James Reed (Wes Bentley) einen erfolgreichen DJ kennen, der all dies besitzt.
Der ältere Reed wird zum Mentor, gibt Cole Tipps und Equipment und zeitgleich auch Einblicke auf ein Leben des Erfolgs. Dass erweist sich jedoch als nicht so zuckersüß wie gedacht: Alkohol, Wechsellaunen, Anbiederung an die Masse gehören zu Reeds Leben dazu. Das gibt Cole natürlich zu denken und ja, Cole wird seinen Weg gehen, denn „We Are Your Friends“ ist kein Film über das Scheitern oder das Aufgeben, nein, „We Are Your Friends“ ist mehr ein selbstgefälliger, nerviger Erbauungsfilm für angehende Besserwisser, die unglaublich cool und smart sind (Hipster?).
Es beginnt schon mit den Figurenzeichnungen. Die sind so eindimensional wie gewöhnlich. Cole besitzt keine wirklichen Ecken oder Kanten, darf aber während seiner Entwicklung immer wieder radikal dem Gutmenschentum frönen. Das wirkt so überholt und artifiziell, dass der zwanghaft-liebenswerte Cole recht bald fast schon wie eine regelrechte Karikatur eines Posterboy-Twens wirkt. Überhaupt trommelt „We Are Your Friends“ ohne Wenn und Aber auf die Philanthropiepauke. Das Problem bei der Sache ist, dass Regisseur Max Joseph die Sicht seiner, bzw. seines Protagonisten immer als Wahrheit, als einzig richtige Sichtweise in Szene setzt. Cole, der eigentlich auf der Suche nach Antworten auf Lebensfragen ist, verkommt so zu einem besserwisserischen Welterklärer, obwohl er die Welt noch gar nicht versteht. Welch‘ Ironie, die aber leider nicht genutzt wird! Aber zumindest bringt es der Film einmal selbst gekonnt auf den Punkt, wenn James Reed Cole mit den Worten „Ihr 20-jährigen mit eurem Glauben die Welt verstehen zu können. Ihr seid ätzend“ zurecht weist.
Diese ganze Hochnäsigkeit, die „We Are Your Friends“ auf die Leinwand ablässt, erstrahlt im Form und Design aktueller, medialer Plattform. Breitwandformat ist tot. Hoch lebe der YouTube-Screen. Das ist stilistisch recht interessant und auch konsequent umgesetzt und wird immer wieder durch farbenprächtige Expositions-Intermezzos aufgelockert. Leider wird das recht bald zur reinen Masche und bringt den Film letztlich kein Stück weiter und fällt auch nicht weiter auf - weder positiv noch negativ. Dazu dauert es viel zu lange bis „We Are Your Friends“ narrativ wirklich ins Rollen kommt und selbst dann bremst der Film sich immer wieder selbst aus, teils mit Subplots, die erst gar nicht nötig gewesen wären.
Das Cole ein toller Typ ist, ist von Beginn an klar. Ihn meist stumm und kraftlos gegen einen Ausbeuter der amerikanischen Unter- und Mittelschicht rebellieren zu lassen, ist nichts außer unnötiger, storytechnischer Ballast. Der letztlich nur dafür da ist seine Figur noch etwas mehr blind zu heroisieren. Auch seine Affäre mit Reeds Freundin und Assistentin, dargestellt von Topmodel Emily Ratajkowski - die hier nach „Gone Girl – Das perfekte Opfer“ und „Entourage“ erneut beweist, dass massentaugliche Schönheit nicht automatisch gleichbedeutend mit einer überzeugenden Leinwandpräsenz ist -, erweist sich des Öfteren als Stolperstein. Dafür erfüllt die Romanze aber den handelsüblichen Zweck, denn hübschen Menschen schaut man gerne beim Verlieben zu. Bei „We Are Your Friends“ geschieht dies allerdings irgendwie ziemlich inspirationslos.
Neben gestelzter Philanthropie, Klugscheißerei und Romantik steht bei „We Are Your Friends“ aber natürlich auch die Musik im Zentrum. Das ist dann auch wirklich das Sahnestück des Films. Neben dem stilgerechten Soundtrack mit Interpreten wie Justice, The Rapture oder Years & Years beschäftigt sich Max Josephs Spielfilmdebüt auch mit der Frage, wie ein DJ zu einem Connaisseur der Sounds und Beats wird. Das ist teilweise wirklich fesselnd und besitzt – im besten Sinne – einen fast schon didaktischen Mehrwert. Schade aber, dass dies alles gekoppelt ist an den selbstgefälligen Rest.
Fazit
„We Are Your Friends“ ist hip, modern und am Puls der Zeit, zumindest stilistisch. Der Rest des Films ist nicht mehr als ein affektierter, bequemer Poser-Film, der seine eindimensionale Hauptfigur wie eine Art suburbanen Messias für coole Kids und Hipster behandelt. Max Joseph Spielfilm ist trotz einiger gelungener Facetten nicht mehr als nervige Klugscheißerei, die vor allem wohl das heranwachsende Publikum ansprechen wird.
Autor: Sebastian Groß