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Inhalt

Als das weibliche Familienoberhaupt der Parker Sippe unvermittelt verstirbt, liegt es an der ältesten Tochter den Nahrungsmittelnachschub für ihre beiden jüngeren Geschwister und ihren Vater sicherzustellen. Das wäre in der heutigen Zeit klarerweise nicht besonders schwierig, gäbe es da nicht eine alles überschattende Familientradition, die einmal im Jahr die frische Zubereitung eines ganz besonderen Leckerbissens vorschreibt. Verschärft wird diese komplizierte Aufgabe durch ein Unwetter, das weite Teile des Landes überflutet und im Zuge dessen einige unliebsame Familiengeheimnisse ans Tageslicht gefördert hat.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

We are who we eat

Sobald eine außeramerikanische Produktion international die kleinsten Wellen schlägt, muss man in den seltensten Fällen lange auf ein US-Remake warten. Ob es sich dabei um einen asiatischen Horrorfilm, einen schwedischen Thriller oder eine französische Komödie handelt ist dabei offensichtlich nicht von Belang. Hauptsache die Story hat - aus welchem Grund auch immer - ihre Zugkraft am internationalen Markt bewiesen und lässt sich problemlos amerikanisieren, wodurch dem Durchschnittsamerikaner der mühsame Griff zur untertitelten Originalversion erspart bleibt. Im besten Fall bietet der Originalstreifen auch noch eine neue Herangehensweise - an ein im Grunde bereits ausgelaugtes Thema - die in dieser Form bisher keinem Drehbuchautor in Tinseltown in den Sinn gekommen wäre. Folglich ist es wenig verwunderlich, dass man Jorge Michel Graus mexikanisches Kannibalismusdrama „Somos lo que hay“ lediglich drei Jahre nach dessen Uraufführung in Guadalajara, bereits 2013 mit einer US-amerikanischen Neuauflage beglückt hat. Das schwer zugängliche, ausschließlich in Mexico City gedrehte Familiendrama bot zwar wenig Spannung und Gewalt, aber zumindest einen interessanten Zugang zum Thema Kannibalismus, den man in dieser Form noch nirgendwo bestaunen konnte.

Von der amerikanischen Neuauflage eines goretechnisch eher zahmen, aber thematisch durchaus aufwühlenden Low Budget Streifens, würde man sich als versierter Horrorfan eine zumindest ansatzweise schwungvollere und vor allem deutlich professioneller inszenierte Neuinterpretation erwarten. Anstatt jedoch die Schwächen des Originals auszumerzen und auf eine spannend aufbereitete Grundstory und greifbare Charaktere zu setzen, verliert sich Jim MicklesWe are what we are“ in einer optisch einwandfreien, aber jeglicher Höhepunkte beraubten Inszenierung. Träge schleppt sich die Story von einem wenig überraschenden Aha-Moment zur nächsten pseudo-philosophisch aufgeladenen, großteils dialoglosen Familien-Drama-Sequenz. Die zwischenzeitlich lose eingestreuten, durchaus brutalen Bluteffekte wirken in der ansonsten von Elegie und Langeweile geprägten Handlung, mehr wie erzwungene Fremdkörper als wie homogene Bestandteile. Besonders fragwürdig wirkt schlussendlich auch der blutige Endtwist, der sich so gar nicht in das restliche Gefüge des Films einordnen lassen will.

Klarerweise gibt es auch positiv Erwähnenswertes. Die in dunklen Farben eingefangene, von Regenfällen gezeichnete Landschaft entspricht exakt dem trostlosen Leben der porträtierten (Redneck-)Familie. Dadurch schafft es Jim Mickle, dem Zuschauer in Kombination mit dem absichtlich reduzierten Soundtrack, ohne wirkliche Einleitung, ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit zu vermitteln. Dieses Gefühl wird durch die durchgehend ruhige, aber trotzdem punktgenaue Kameraarbeit noch verstärkt. Auch die schauspielerischen Leistungen aller Beteiligten bewegen sich in akzeptablen Gefilden, wobei vor allem Julia Garner und Ambyr Childers als Geschwisterpaar zu überzeugen wissen.

Doch all diese positiven Aspekte können nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich dem geneigten Betrachter, nach knapp 100 Minuten elegischen Dahinleidens im Gleichklang mit den Protagonisten, der Sinn des Films nicht im Geringsten erschließt. Wieso klammert sich eine Familie so sehr an eine schwammige, nur in einem tagebuchartigen Werk festgehaltene, und schon längst obsolete Tradition? Welchen Mehrwert bringen völlig aus dem Kontext gerissene Bibelzitate in diesem Zusammenhang? Und wie lässt sich der total konträre Schlusspunkt in das zuvor Gesehene integrieren - außer natürlich als idealer Cliffhanger für eine eventuelle Fortsetzung? Auch die ziemlich lieblos eingesponnenen Nebenhandlungen tragen wenig dazu bei, den Film flüssiger und leichter konsumierbar zu machen.

Doch vielleicht lag das auch gar nicht im Interesse der Verantwortlichen. Vielleicht wollte man den Arthouse-Touch des Originals - der beim Rezensenten dieser Zeilen ebenfalls auf wenig Gegenliebe gestoßen ist - lediglich für den amerikanischen Markt konservieren und wieder einmal einen Beweise dafür liefern, dass auch im Genrebereich die ein oder andere künstlerisch wertvolle (Gore-)Perle für den breit interessierten Bildungsbürger zu finden ist. Sollte dies der Fall gewesen sein, ist das Unternehmen auf der ganzen Linie gescheitert. Denn Art-House-Fans können und werden sich mit ziemlicher Sicherheit durch das untertitelte Original kämpfen und benötigen demzufolge keine mäßig gelungene US-Neuinterpretation desselben Stoffs. Dem Mainstream-Fan wiederum wird der Film bei weitem zu sperrig und fad daherkommen, als dass er ihn als gelungen im Gedächtnis abspeichern würde.

Fazit

Jim Mickles, auf dem mexikanischen Film „Somos lo que hay“ basierender, Horror-Drama-Mix entpuppt sich bei näherer Betrachtung als ein mäßig spannender Thriller, verpackt in eine wenig gelungene Sozialstudie, garniert mit weitgehend vorhersehbarem Blutzoll. Alles in allem ergibt das ein, zwar ambitioniert gefilmtes und passabel gespieltes, aber durch und durch verzichtbares Remake.

Kritik: Christoph Uitz

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