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Autor, Regisseur und Produzent Trey Edward Shults erzählt die bewegende Geschichte der afroamerikanischen Vorstadtfamilie Williams, die nach einem tragischen Ereignis wieder zu sich selbst finden muss. Der Film wirft einen mitfühlenden aber nicht selten auch schmerzhaften Blick auf universelle Themen wie elterlichen Druck, die Liebe in ihren unzähligen Inkarnationen und darauf, wie sie Menschen auseinandertreiben oder auch zusammenführen kann.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Auch wenn Trey Edward Shults vor drei Jahren schon mit dem Endzeit-Mysteryhorror It Comes at Night für reichlich Furore sorgen konnte, so gab er bereits 2015 sein Regiedebüt mit dem sozialkritisch und autobiografisch angelegten Drama Krisha. Und so markiert nun Waves als sein drittes abendfüllendes Werk auch eine Rückkehr zu den Wurzeln. Vor allem gehört der Film aber gleich zwei Strömungen an, die man seit ein paar Jahren im amerikanischen Independent-Kino beobachten kann. Da wäre zum einen die Tatsache, dass Waves einmal mehr aus der Schmiede A24 hervorging, die derzeit für Cineasten das neue Everybody's Indie-Darling darstellt und zum anderen auch eine der Produktionen ist, die vermehrt Afroamerikaner sowie deren Lebenswirklichkeit in den USA primär in den Vordergrund rücken.

Was man aber mit dem Genreabstecher It Comes at Night gemein hat, ist das Spiel mit den Erwartungen der Zuschauer. Das geschieht allerdings längst nicht so offensiv wie beim direkten Vorgänger, welcher als Horrortrip begann und dann in ein waschechtes Psychodrama mündete. Shults' aktueller Film dagegen hält nicht direkt hinterm Berg mit dem, was er ist, entwickelt sich aber dennoch anders, als man vielleicht zunächst denken würde. In der ersten Filmhälfte bekommen wir zwar die einzelnen Mitglieder der Familie Williams vorgestellt, doch könnte man hier noch durchaus davon ausgehen, es hier mit einem Coming-of-Age Drama, aber auch mit einem Sportfilm zu tun zu haben. Der Leistungsdruck, den sich Sohn Tyler in seiner Karriere als Ringkämpfer selbst auferlegt und der von seinem autoritären Vater (Sterling K. Brown) noch verstärkt wird - das kennt man aus diversen Sportler-Dramen oder eben auch aus Filmen wie Whiplash, die das immerwährende Wechselspiel zwischen Mentor und Lehrling aufzeigen. Auch gibt es schon recht früh eine Szene zu bestaunen, bei der Tyler einem Kontrahenten beim Kampf unterliegt und in der die Kamera so nah heranrückt an die ineinander verknoteten Körper, dass die Strapazen dabei spürbar werden.

Überhaupt erzählt Trey Edward Shults bevorzugt über das Objektiv, was teilweise so sehr durch den Film wirbelt und schwenkt, dass einem manchmal schon schwindelig werden kann. Der Clou daran ist allerdings, dass diese dynamische, rastlose Inszenierung damit auch den Gemütszustand und das Innenleben der Hauptfigur widerspiegelt. Kelvin Harrison Jr. (Birth of a Nation) spielt Tyler als ständig aufgekratzten, in sich gekehrten, aber auch egozentrischen Teenager, um den alle Welt in diesem Film kreist und somit auch die Kamera. Zweifellos gelingen Shults und seinem Director of Photography Dree Daniels dabei überaus schöne, anmutige Einstellungen, doch kommt Waves damit auch schon wieder fast zu handelsüblich daher für diese Art von amerikanischem Indiekino. Gerade einer der schönsten Momente zwischen Tyler und seiner Freundin Alexis (Alexa Demie aus der HBO-Serie Euphoria) ist zwar ausgesprochen eindrücklich gefilmt und mit starker Symbolkraft versehen, wenn sich als unheilvoller Vorbote ein Gewitter über dem im Meer schwimmenden jungen Paar zusammenbraut. Andererseits wirkt die Szenerie, auch durch die sehr ähnliche Farbgebung, allzu deutlich wie aus Barry Jenkins' Oscargewinner Moonlight entliehen.

Ähnlich aufdringlich wie das Color Grading gestaltet sich bisweilen auch die ebenfalls formelhaft indietypische Musikauswahl. Natürlich unterstreichen die vielen R & B und Rapsongs hier und da gekonnt die emotionale Durchschlagskraft, etwa als Alexis nach einem Streit mit Tyler per Messenger herumlamentiert, der Track währenddessen immer weiter in den Hintergrund rückt, nur um dann beim Laufpass ebenso schlagartig zu verstummen. Da Waves sich aber keinerlei Verschnaufpause gönnt, solche Szenen nachwirken zu lassen, muss Tylers Ausbruch entsprechend subtil mit „I fucking hate you/ but I love you“ untermalt werden, was dann wie auf einer gefälligen Playlist nahtlos abgelöst wird von Kanye Wests „I Am a God“. Gelungener, aber auch einigermaßen irritierend ist da schon der Kunstgriff, über den Verlauf die Zuspitzung der Ereignisse und die Verfassung der Figuren in einer stufenweisen Verknappung des Bildausschnitts einzufangen. Etwa genau zur Mitte des Films hin wird es so enger und enger für Tyler, bis er schließlich auch auf der Bildebene buchstäblich eingeschlossen wird vom klassischen 4:3 Bildformat.

Dieser bewusste Bruch mit den Sehgewohnheiten leitet aber auch über in den der Handlung, durch welchen sich der Charakterfokus plötzlich auf Tylers Schwester Emily (Taylor Russell) verlagert. Damit ändern sich aber gleichzeitig Stimmung und Erzähltempo so stark, dass man glatt behaupten könnte, in Waves würden zwei Filme in einem stecken, die gleichwohl konsequent aufeinander aufbauen, jedoch mitunter grundverschieden sind. Denn hier räumt Trey Edward Shults sich und seinen Figuren auf einmal den nötigen Raum und die Ruhe ein, was umso mehr klar macht, wie angestrengt und mitunter überinszeniert sich die ersten 70 Minuten des ohnehin überlangen Films gestalteten.

Dennoch ist diese zweite Hälfte besser gelungen, wenngleich auch sie darunter zu leiden hat, dass das bisherige Geschehen sich zu stark auf Tyler konzentrierte und die übrigen Familienmitglieder zur relativen Randerscheinung machte. Vor allem den starken Darstellern ist es zu verdanken, dass Waves trotzdem beispielsweise durch eine wunderbar unaufgeregte Aussprache zwischen Tochter und Vater, bei der Sterling K. Brown dann seine klischeehaft autoritäre Maske bröckeln lässt, den zuvor eher aus der Distanz betrachteten Charakteren noch Profil und Tiefe verleihen kann. Und auch wenn das relativ späte Auftreten von Lucas Hedges (Ben is Back) etwas undankbar ausfällt, findet der Film meist immer genau dann wieder zu anrührenden, lebensnahen Augenblicken, in denen einfach still verharrt werden und Unausgesprochenes umso vielsagender im Raum stehen bleiben darf.

Fazit

Wer sich zu Anfang vielleicht noch fragt, was der Titel von Trey Edward Shults' drittem Werk bedeutet, wird am Ende zumindest mehr Gewissheit darüber haben. Denn wie ein unruhiger Wellengang ist auch "Waves" ein Film, der stetig auf und ab geht, hin- und herschwankt zwischen Überinszenierung und Zurückhaltung, zwischen Coming-of Age- und Familiendrama. Diese zwar bewussten, aber zu gewollten Irritationen und Stilmittel können zwar für sich genommen ihren Reiz haben, aber auch den Eindruck nicht kaschieren, dass der besonders nach hintenraus zu lang geratene Film allzu oft künstlerischer daherkommen und mehr sein möchte, als es die ruhige Erzählung letztlich hergibt.

Kritik: Dominik König

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