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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Kurz vor der Präsidentenwahl belästigt der US Präsident eine Schülerin. Das ist tödlich für den Wahlkampf. Conrad Brean, der „Mr. Alleskleber”, hat die rettende Idee: Einen Krieg als Ablenkung. So engagiert man den Hollywoodproduzenten Motss, um einen Krieg in Albanien zu inszenieren. Natürlich findet dieser Krieg nicht in der Wirklichkeit statt. Schnell ist der Fehltritt des Präsidenten aus den Nachrichten verschwunden und der Krieg dominiert die Medien. Als man kurz vor der Wahl einen angeblichen amerikanischen Kriegsgefangenen aus dem Krisengebiet retten will, stößt man unvorbereitet auf Probleme...

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

„Er kann den Krieg gar nicht beenden. Er ist nicht der Produzent!“

Dass Satire manchmal von der Realität eingeholt wird, kann mitunter schon mal vorkommen. Schließlich ist dies nur ein Beleg für gute Satire, die trotz ihrer sarkastischen Überspitzung nun mal auf dem realen Irrsinn fußt. Als beinah schon erschreckend prophetisch sollte sich dies innerhalb kürzester Zeit jedoch bei Wag the Dog bewahrheiten, der nur wenige Monaten nach seinem Erscheinungstermin wirkte wie eine „Aufarbeitung“ der Clinton/Lewinsky-Affäre aus dem Sommer 1998. Damals geriet der amtierende US-Präsident Bill Clinton wegen einer „sexual relation“ mit der Praktikantin Monica Lewinsky ins mediale Kreuzfeuer und entging nur knapp einer Amtsenthebung. Schon damals dienten außenpolitische Ablenkungsmanöver zur Schadenbegrenzung, was schon immer als politische Taktik angewendet wurde. Nicht von ungefähr kam auch Clinton’s Nachfolger George W. Bush die Tragödie um 9/11 auf eine makabre Art mehr oder weniger „gelegen“, da dadurch nicht nur eine (erneute) Irak-Invasion fadenscheinig legitimiert werden konnte, sondern der Konflikt einen umstrittenen und in vielerlei Hinsicht sogar schon als unfähig bloßgestellten Machthaber eine zweite Amtsperiode sicherte. Also praktisch all das, was der Film von Regisseur Barry Levinson (Rain Man) hier bereits vorwegnimmt. Fast schon urkomisch, wenn es nicht so unheimlich und traurig zugleich wäre.

11 Tage vor der Wahl herrscht Alarmstufe Rot im Weißen Haus. Der amtierende US-Präsident soll sich einer minderjährigen Schülerin anzüglich genährt haben, die Druckerpressen laufen bereits heiß, nichts und niemand scheint diesen medialen Tsunami noch aufhalten zu können. Außer vielleicht „Mr. Fix-It“ Conrad Brean (auch als Produzent aktiv: Robert De Niro, Killers of the Flower Moon), ein Experte für längts in den Brunnen gefallenen Sorgenkinder. In Windeseile muss er eine mediale Blendgranate zünden, deren Impact so lange Wirkung zeigt, dass selbst so ein schweres Vergehen für knapp zwei Wochen vollständig in den Hintergrund rückt. Da bleibt nur noch ein Krieg. Aber gegen wen? Ganz klar – Albanien. Warum? Nun, was wissen Sie über Albanien? Angesprochen wird dabei konkret Winifred Ames (Anne Heche, Volcano), seine Auftraggeberin und Krisenmanagerin des Präsidenten, gemeint ist aber allgemein das amerikanische Volk, für das man nun dieses absurde wie zynische Bauerntheater inszenieren muss. Die Antwort lautet: nichts. Albaner seien zwielichtig, scheinen in ihrer „Primitivität“ bedrohlich genug und verfügen nicht über einen weltpolitischen Rang, um sich gegen aus der Luft gegriffenen Anschuldigungen laut genug zur Wehr setzen zu können. Also der perfekte Aggressor für einen fiktiven Krieg, den man nur in der öffentlichen Wahrnehmung führen muss, bis die Wiederwahl in trockenen Tüchern ist. Soweit die Theorie, aber wie praktisch umsetzen?

Da kommt Hollywood-Produzent Stanley Motss (hierfür erneut Oscar-Nominiert: Dustin Hoffman, Tootsie) ins Spiel. Der weiß erst gar nicht wie ihm geschieht, als Brean und Ames ihn mit diesem tollkühnen Anliegen konfrontieren, doch schnell ist er Feuer und Flamme für dieses „Projekt“. Er lässt alle Kontakte spielen und bald schon existieren erste Front-Bilder (bei denen die wichtigste Frage ist, welches Fell das Kätzchen haben muss), mitreißende Folk-Hymnen für die emotionale Mobilisierung des gemeinen Volkes, lukrative Marketing-Ideen, um aus einem nicht-existenten Konflikt sogar kommerziell Erfolge zu generieren und selbst die CIA wird entsprechend eingelullt, um den Schwindel in jedes Wohnzimmer der USA zu transportieren. Da können selbst harte Dementi der Gegenseite und die Fakten nichts dran ändern: wenn wir sagen es ist Krieg, dann ist Krieg. Zumindest, wenn es uns die Medien erzählen. Natürlich kommt das nicht ohne zusätzliche Probleme aus und schließlich muss noch ein waschechter Kriegsheld aus dem Hut gezogen werden, um sich noch über die Ziellinie zu retten. Ein „Good Old Shoe“. Nur leider stellt sich der (Woody Harrelson, Zombieland) als psychisch gestörter Nonnen-Vergewaltiger heraus. Aber Zeit zum Improvisieren bleibt nicht und man muss mit dem arbeiten, was man hat. Und schlussendlich ist nach dem Wahltag eh alles Jacke wie Hose, weitere vier Jahre im Sack.

Wag the Dog ist teilweise ein wirklich brillanter Film. Mal ganz abgesehen von seiner erstaunlichen Vorhersehungsgabe glänzt die bisher stärkste Regiearbeit von Barry Levinson durch seine Kompetenz, Absurdität und Realität sehr nah nebeneinander koexistieren zu lassen, ohne dass das Eine das Andere überflügelt. Was schier unmöglich klingt, wenn man sich die Prämisse durchliest. Tatsächlich bewegt man sich hier aber (vermutlich) unangenehm dicht an der Realität, auch wenn es natürlich auf eine sehr amüsante Art und Weise vorgetragen wird. Einen hohen Anteil daran hat das pointierte und angenehm rasche Drehbuch von David Mamet, dass sich trotz seiner Dialoglastigkeit nicht in Nebensächlichkeiten verliert und dem Geschehen die notwendige Hektik verleiht, die trotzdem nie außer Kontrolle gerät. Hier muss flott auf jedwede Probleme reagiert werden, wobei sich Dustin Hoffman und Robert De Niro ein Giganten-Duell um den gelassensten Konfliktlöser auf Augenhöhe liefern. Beiden merkt man das extreme Engagement für ihre Rollen an und wenn die angefixt sind, kann da nur Großes bei rauskommen. Gegen Ende kommt das ansonsten großartige Skript leider etwas ins Trudeln, wenn der Schwerpunkt etwas zu sehr ins Cartooneske kippt (praktisch alles mit Woody Harrelson, wobei nicht sein Fehler) und sich die Figur von Anne Heche nur darin kennzeichnet, dass sie den leicht hysterischen Konterpart zu der stoischen Gelassenheit ihrer männlichen Kollegen abgeben darf.

Fazit

7.5

Hätte man runder abschließen können und sollen, nichtsdestotrotz ist das hier über weite Strecken ein großer Spaß, dem trotzdem eine echte Relevanz mitschwingt. Sogar mehr, als einem eigentlich lieb sein kann. Hochkarätig besetzt, exzellent gespielt, süffisant und präzise geschrieben und mit soviel ätzender Wahrheit versehen, dass man besser nicht darüber nachdenken sollte.

Kritik: Jacko Kunze

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Kommentare

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