Nicolas Cages besten Tage sind schon lange vorbei. Der einstige Superstar erfreut sich zwar weiterhin großer Beliebtheit, seine nicht enden wollenden Heimkinoproduktionen, wovon es jährlich stets eine handvoll gibt, versinken jedoch schnell in Vergessenheit, wenn sie denn überhaupt noch wahrgenommen werden. Mit Vengeance: A Love Story, der Verfilmung des Joyce Carol Oates Romans Vergewaltigt: Eine Liebesgeschichte, agiert Cage immerhin in einem zu ihm passenden Genre. Eigentlich sollte man meinen, dass Cage ja irgendwann wieder, vielleicht aus reinem Zufall, ein Glückstreffer gelingen sollte; einen soliden Rache-Thriller auf die Beine zu stellen sollte nun nicht allzu schwierig sein. Der von Johnny Martin (Skeletonman) inszenierte Film zeigt jedoch, dass dieses Ereignis noch nicht eingetreten ist.
Dabei beginnt Vengeance: A Love Story, rein dramaturgisch gesehen, gar nicht so schlecht. Die inszenierte Vergewaltigung geht unter die Haut und lässt den Zuschauer das Grauen und den Ekel spüren. Was folgt ist eine ewig lange Abhandlung der psychischen Folgen, die unter sorgfältiger Behandlung sicherlich interessant gewesen wäre, in Vengeance: A Love Story jedoch aufgrund der oberflächlichen Charakterzeichnung, den hölzernen Dialogen und aufgrund des recht langsamen Pacings an Bedeutung verliert. Auch der gerichtliche Prozess wird zur Geduldsprobe und erweist sich als völlig plumpe Abhandlung eines Kriminalfalls. Dadurch, dass Gut und Böse hier derart stark überzeichnet werden und der Film keine Gelegenheit auslässt, durch völlig absurde Einfälle weitere Wut auf die Täter zu entfachen, wird schnell erkennbar, was Vengeance: A Love Story eigentlich im Schilde führt, nämlich einen abschließenden Racheakt zu servieren, der wohltuende Befriedigung liefert. Zuschauer, die sich fast 90 Minuten über ärgerten, sollen den Film letztendlich mit einem guten Gefühl verlassen, wenn am Ende die Gerechtigkeit siegt. Ja, kann man machen, dann aber doch bitte nicht auf solch offensichtliche und auch billige Art.
Bevor es zum Racheakt kommt, übrigens erst eine Viertelstunde vor Schluss, hält sich Nicolas Cage auffallend unterfordert im Hintergrund zurück, beinahe vergisst man, dass er hier überhaupt agiert, so unbedeutend ist seine Figur bis dahin. Eigentlicher Star ist Don Johnson (Miami Vice) als schleimiger Anwalt, dessen Rolle zwar ebenfalls völlig überzeichnet und albern daher kommt, der durch sein locker-cooles Schauspiel aber allen anderen die Show stiehlt.
Wenn es schließlich zum Finale kommt macht sich ebenfalls schnell Enttäuschung breit, Cage tut nicht viel mehr als kurz um sich zu ballern, ohne Gegenwehr, ohne Überraschungen, ohne jegliche Spannung. Wer sich mit niedrigen Erwartungen - bei leichter Berieselung des Geschehens - vorstellen kann, dennoch Spaß zu haben, soll sein Glück gern versuchen, dann fruchtet möglicherweise sogar die Befriedigung, die der Film so angestrengt zu erzeugen versuchte, alle anderen dürfte der völlig lasch inszenierte Rachevollzug jedoch ziemlich lassen.