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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Als der 8-jährige Brian im Keller seines Elternhauses zu sich kommt, kann er sich nicht daran erinnern, was in den letzten Stunden passiert ist. Die für ihn naheliegendste Erklärung für seinen Black Out scheint eine Entführung durch Außerirdische zu sein. Dieses traumatische Ereignis bestimmt nun seine ganze Jugend und wiederholt sich auf ähnliche Weise. Zur selben Zeit erlebt der gleichaltrige Neil eine weitaus greifbarere, aber ähnlich schicksalhafte Erfahrung, als er sich in den Trainer seiner Baseballmannschaft verliebt. Als dieser seine Gefühle erwidert, beginnt auch für Neil eine verhängnisvolle Verkettung von Umständen, die sein weiteres Leben auf eine unmoralische Weise prägen wird. 10 Jahre später treffen sich beide in ihrer Heimatstadt wieder und versuchen gemeinsam, die Ereignisse in ihrer Kindheit zu ergründen. Doch die Reise in ihre Vergangenheit wird zu einem Trip in die Hölle, als sich nach und nach die ganze Wahrheit offenbart.

Kritik

Für viele wird Gregg Araki (Kaboom) womöglich auf ewig als ein Regisseur in Erinnerung bleiben, welcher ständig um wiederkehrende Motive kreist, Popkultur ohne Unterlass zitiert, zu flippigen Bildschnipseln montiert und seine Charaktere dabei stets als schrille Stereotypen porträtiert. Eines ist aber in all seinen Werken nicht zu übersehen: Araki liebt jede seiner Figuren aufrichtig und findet selbst in den unwahrscheinlichsten, surrealsten und überzogensten Szenen Momente, in denen er die meist noch jungen Charaktere so zeigt, wie sie nun mal sind, so dass jeder in den Filmen des Regisseurs auch Teile von sich selbst erkennen wird oder etwas mitnehmen kann, das einem persönlich viel bedeutet. 

Diese unmittelbare Nähe zu den Figuren ist die große Stärke in seinem vielleicht besten Werk Mysterious Skin – Unter die Haut, in dem der Regisseur eine unglaublich schwierige Thematik nach einer realen Buchvorlage aufgreift und mit seiner unverkennbaren Handschrift zu einem sensiblen, teilweise herzerwärmenden, oftmals herzzerreißenden Drama formt. Mithilfe einer Rückblenden-Struktur erzählt Araki zu Beginn von zwei achtjährigen Jungs, die jeder für sich ein Trauma erleben, das sie auf unterschiedliche Weise verarbeiten. In der Geschichte von Brian stützt sich der Regisseur dabei auf fantasievolle Überhöhung, denn dieser weiß nicht, wieso er als kleiner Junge hin und wieder Nasenbluten bekam und plötzlich in Ohnmacht fiel. Als Erklärung findet er nur ein UFO, von dem er glaubt, dass ihn Außerirdische darin für kurze Zeit entführten. 

Bei Neil wird Araki hingegen konkreter. Auch wenn die Szene, in welcher der Baseball-Coach wie ein freundlicher Onkel von nebenan wirkt, und vergnügt bunte Fruit Loops durch die Luft geworfen werden, wie ein typischer Ausschnitt aus bekannten Werken des Regisseurs wirkt, verschleiert Araki nicht, dass ein pädophiler Mann im nächsten Moment einen kleinen Jungen sexuell missbraucht. Mysterious Skin – Unter die Haut unterscheidet sich ganz deutlich von allen anderen Werken des Regisseurs, denn hier dringt er noch tiefer in entsetzliche Abgründe ein, bebildert auf ebenso sinnliche wie erschütternde Weise, wie sich Traumata in jungen Jahren auf die Psyche der Opfer auswirken und führt spät, aber umso wirkungsvoller zwei Schicksale zusammen, welche die meiste Zeit über eher isoliert voneinander ablaufen.

Joseph Gordon-Levitt (Inception) nimmt in einer seiner bislang mutigsten Rollen eine Schlüsselposition ein, denn seine Figur ist deutlich komplexer, als es zunächst den Anschein hat. Neil geht mit dem Missbrauch in seiner Kindheit offensiv um, indem er sich als Stricherjunge durchschlägt, doch in seinen Augen erkennt der Zuschauer klaffende Leere und große Trauer. Gordon-Levitt spielt ihn herausragend als schmerzerfülltes Vakuum, das die Narben auf der Seele irritiert nach außen trägt, während Brady Corbet (Martha Marcy May Marlene) der Figur des Brian eine verschlossene Schüchternheit verleiht, die in manchen Momenten explodiert und sämtliche verängstigte Ungewissheit heraus brüllt. Wie Araki seine Figuren förmlich an die Hand nimmt, mit ihnen durch tragische Tiefen geht und in wenigen Momenten ein wenig Hoffnung spendet, während er extrem schwierige Themen wie Kindesmissbrauch, Pädophilie, Homosexualität und minderjährige Prostitution mit großem Selbstbewusstsein und ohne seine sonst so überdrehte Stilistik angeht, ist der große Triumph dieses Films, den Skeptiker diesem Regisseur vermutlich niemals zugetraut hätten.

Fazit

Mit einer für seine Verhältnisse fast schon zurückhaltenden Art hat Gregg Araki seinen vermutlich bislang intimsten, sensibelsten und eindringlichsten Film geschaffen. "Mysterious Skin – Unter die Haut" beschäftigt sich mit schweren Themen, bietet dem Betrachter über die enge Verbindung zu den Figuren aber einen emotionalen Zugang und kreiert trotz der bedrückenden Tiefschläge stellenweise fast schon poetische Szenen, die man nicht so schnell vergisst.

Kritik: Patrick Reinbott

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