Als 2008 die Naturkoku Unsere Erde - Der Film in den Kinos startete, wurde sie schnell zu einem sensationellem Erfolg. Mehr als 3.8 Millionen Zuschauer wurden allein in die deutschen Kinos gelockt, was den Film zu einer der erfolgreichsten Naturdokumentationen der deutschen Kinogeschichte machte. Weltweit konnte man insgesamt 109 Millionen Dollar einspielen. Mit Unsere Erde 2 (OT: Earth: One Amazing Day) gibt es genau zehn Jahre später eine Fortsetzung, die ähnliche ambitionierte Ziele verfolgt. Basierend auf der 6-teiligen BBC-Dokuserie Planet Erde II, die bereits 2016 ausgestrahlt wurde und 2017 in Deutschland erschien, gibt es nun einen knapp 90-minütigen Zusammenschnitt des dabei entstandenen Materials mit erzählerisch neuer Perspektive.
Während Planet Erde II in seinen sechs Episoden jeweils einen anderen Lebensraum betrachtete, von Wüsten, Inseln und Dschungel bis hin zu Städten, Grasland und Steppen, erzählt Unsere Erde 2 das Geschehen aus einem anderen Winkel: Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang wird uns gezeigt, wie einzelne Lebewesen weltweit ihren Tag verbringen. Damit unterscheidet sich die Erzählweise auch vom direkten Vorgängerfilm, worin man über ein Jahr hinweg einen Eisbären, einen afrikanischen Elefanten und einen Buckelwahl verfolgte.
In der deutschen Fassung wird das gezeigte Bildmaterial von Günther Jauch (Wer wird Millionär?) kommentiert, der dem Zuschauer ein wenig Hintergrundwissen vermittelt, ohne dabei aber jemals wirklich in die Tiefe zu gehen. Wer den Film im Original schaut, hört stattdessen Robert Redford (All Is Lost, Jenseits von Afrika). Das tun sie alle zwar auf sympathische Art und Weise, jedoch nicht mit der Liebe und Begeisterung, die der britische Tierfilmer und Naturforscher David Attenborough in der BBC-Dokureihe aufbrachte.
An dem gezeigten Bildmaterial an sich gibt es nichts auszusetzen, die Aufnahmen sind schlichtweg atemberaubend schön. Zum einen ist das der brillanten Technik zu verdanken, die schon vor zehn Jahren, zur ersten Staffel, auf dem neuesten Stand war, sich innerhalb dieser Zeit aber rasant weiterentwickelt hat und somit nun zahlreiche Möglichkeiten bot, die es zuvor noch nicht gab. Gefilmt wurde im 4K-Ultra-HD-Format, mit Einsatz von Drohnen, vielen versteckten Kameras, welche per Infrarot-Bewegungssensor automatisch filmten, mit neuesten Schwachlichtkameras, welche klare Bilder in extremer Dunkelheit erlaubten und zahlreichem weiteren Equipment, das für spektakulärste Bilder sorgte. Aber auch der Aufwand ist extrem hoch, immerhin wurden verschiedene Teams in zig Länder ausgesandt, um über längere Zeiträume hinweg die Natur von ihrer schönsten Seite aufzuzeichnen, was ihnen absolut gelungen ist.
Dennoch kann eine Sichtung von Unsere Erde 2 unter Umständen etwas enttäuschend ausfallen, denn wer die BBC-Serie bereits gesehen hat, die jedem Interessierten absolut und uneingeschränkt zu empfehlen ist, bekommt im Film eine Menge Material zu sehen, das daraus übernommen wurde. Neue Szenen finden hier glücklicherweise auch ihren hinein, dennoch könnte ihr Anteil gern größer ausfallen, um wirklich jeden abzuholen. Das soll den Film an sich nicht unbedingt abwerten, wohl aber die Zielgruppe einschränken. Natürlich ist es schön, das Ganze auf der großen Leinwand sehen zu können, und wer bislang noch gar nicht in die Serie hineingeschnuppert hat, wird mit Unsere Erde 2 sicherlich viel Freude haben. Dennoch sollte jeder, der zwischen dem Film und der Serie die Wahl hat, lieber letzterer den Vorzug geben, denn diese glänzt mit einem leidenschaftlicheren Sprecher, mit umfangreicherem, thematisch besser gegliedertem Material und ist mit einem deutlich besseren Soundtrack unterlegt, der von Hans Zimmer (Interstellar, Gladiator) beigesteuert wird. Zudem sind manch hinzugefügte Furz-Sounds, die den Film mit Humor aufpeppen sollen, etwas irritierend.