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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Undine (Paula Beer) lebt in Berlin. Ein kleines Appartment am Alexanderplatz, ein Honorarvertrag als Stadthistorikerin, ein modernes Großstadtleben wie auf Abruf. Als ihr Freund Johannes (Jacob Matschenz) sie verlässt, bricht eine Welt für sie zusammen. Der Zauber ist zerstört. Wenn ihre Liebe verraten wird, so heißt es in den alten Märchen, muss sie den treulosen Mann töten und ins Wasser zurückkehren, aus dem sie einst gekommen ist. Undine wehrt sich gegen diesen Fluch der zerstörten Liebe. Sie begegnet dem Industrietaucher Christoph (Franz Rogowski) und verliebt sich in ihn. Es ist eine neue, glückliche, ganz andere Liebe, voller Neugier und Vertrauen. Atemlos verfolgt Christoph ihre Vorträge über die auf den Sümpfen gebaute Stadt Berlin, mühelos begleitet Undine ihn bei seinen Tauchgängen in der versunkenen Welt eines Stausees. Doch Christoph spürt, dass sie vor etwas davonläuft. Undine muss sich dem Fluch stellen. Diese Liebe will sie nicht verlieren.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

In einer gänzlich entmystifizierten Welt, in der jedes Fünkchen Leidenschaft unter dem selbst zum Mythos gewordenen Tuch vermeintlicher Rationalität erstickt wird, stehen Erzählungen vor der besonderen Aufgabe, eben dieser erdrückenden Formalität zu entrinnen. Christian Petzold (Transit) unternimmt diesen Versuch, indem er sich an eine Sage anlehnt, die sich um einen Wassergeist namens Undine dreht, der erst durch die Liebe eines anderen Menschen eine Seele erhält und die Untreue seines Gattens mit dem Tod bestraft. Es ist eine Sage, in der die Liebe als etwas erachtet wird, das für das Mensch-Sein von essenzieller Bedeutung erscheint und der Bruch mit ihr einer Sünde gleicht, in der es um symbolische Liebesbekenntnisse geht, in der leidenschaftlich geliebt und verachtet wird. Es ist ein solches Bild der Liebe, das wir aus heutiger Perspektive als aus der Zeit gefallen betrachten. Genau um dieses ungewohnt Pathetische, Bedeutungsträchtige und Intensive geht es Petzold, wenn er mit seinem neuesten Film bemüht ist, dem Hier und Jetzt wieder ein wenig von jenem Mythos einzuhauchen. 

Undine (Paula Beer, Werk ohne Autor) ist promovierte Historikerin und verdient ihre Brötchen damit, Touristen durch eine Modell-Ausstellung der Berliner Stadtplanung zu führen. Mit strengem Ton erklärt sie die Ästhetik der DDR-Bauten, wie sich das Stadtzentrum verlagert hat, welche Geschichten sich hinter den zentralen Bauwerken Berlins verstecken, mit welchen Techniken sie gebaut wurden und welche Stile als Vorbilder dienten. Der Film nimmt sich die Zeit, ihren Ausführungen gleich mehrfach zu folgen und lässt den Zuschauer verstehen, dass ihre Faszination vorrangig an der Form der Stadtplanung und den Bezogenheiten, die die Betrachter zu ihr empfinden, liegt. Es geht um die Großartigkeit von Gebäuden, um deren versteckten Schönheiten, um ihre vergessenen Ursprünge. Mit einem ähnlich strengem und bisweilen nostalgisch anmutenden Willen zur Form widmet sich Petzold auch dem Thema seines Filmes.

Anstatt ins Essayistische abzudriften, sind es vorrangig die Symbole, Bilder und Szenarien, mit denen Undine verschiedene Momente des Liebens durchdekliniert: Sei es die Figur eines Tauchers, die das Schicksal Christophs (Franz Rogowski, Victoria) repräsentiert, die er als Liebesbeweis Undine überreicht. Oder eine altmodische Geste, wie das Rennen neben dem einfahrenden Zug, das die Sehnsucht und die Spielart des Nicht-Abwarten-Könnens betont. Oder aber der Auftrag, alleine im Café auf die Partnerin zu warten, um mit der langweilenden Geduld die eigene Treue und Loyalität zu beteuern. Undine ist kein Film der vielen Worte, sondern einer der vielen Gesten, der es kaum nötig hat,  explizit zu werden. So findet die Erotik nicht ihren Raum durch Nachktheit, sondern durch das feste Aneinanderpressen während einer Umarmung, durch Undines Lippen, die die Wörter spielerisch flüstern, durch Christophs Hände, die seine Geliebte fest umgreifen. 

Petzold verpasst es dabei nicht, der mystischen Figur, der Nymphe Undine, etwas Modernes abzugewinnen, verfällt also nicht in ein reakitonäres Liebesbild, in dem der Geliebte ein Mittel zum Zweck ist, sondern führt es dialektisch fort und befreit es damit sowohl vom konservativen Essenzialismus, als auch von der postmodernen Beliebigkeit. Undine wohnt hier nicht der Charakter einer rachsüchtigen Verführerin inne, sie erscheint als Mensch und Person. Die Auslassungen und Verwischungen, die ihren Hintergrund betreffen, könnten auch der Aus-der-Welt-Gerissenheit eines anderen Charakters aus dem Petzold-Universum entsprechen. Nach Transit ist ihm erneut ein Meisterwerk geglückt, das - ganz im Sinne der Berliner Schule - die in der Masse unsichtbar werdenden Bedürfnisse des Einzelnen ernst nimmt und ihnen ein Porträt schenkt. Doch auch der Zuschauer wird in seinem Bedürfnis, einer entmystifizierten Welt glaubhaft zu entfliehen, ernst genommen: Undine präsentiert sich als modernes Märchen, das sich genau in dem Maße unwahr anfühlt, um entfliehen zu können, und gleichzeitig in dem Maße einen Realitätsbezug hat, als dass man von der Stelle abgeholt wird, an der man sich gerade befindet. 

Fazit

Vor dem Hintergrund des für die Charaktere zur Welt gewordenen Berlins, das die Ästhetik alter Mysthik und moderner Rationalität vereint, erzählt Christian Petzold ein modernes Märchen, das ein Liebesbild entwirft, dem es gelingt, diesen beiden Entitäten zu entfliehen. Entstanden ist dabei ein mitfühlender, aufwühlender wie schöner filmischer Ausbruch, der nicht zuletzt aufgrund der Schauspielleistungen von Paula Beer und Franz Rogowski so ansehnlich geraten ist. 

Kritik: Maximilian Knade

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